Strategien


Mercedes Benz Vans

Wie der Daimler-CIO Lieferwagen baut

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Mixed Reality

Daimler CIO Michael Gorriz kümmert sich nicht nur um die Konzern-IT, sondern arbeitet direkt an den Produkten von Daimler.
Daimler CIO Michael Gorriz kümmert sich nicht nur um die Konzern-IT, sondern arbeitet direkt an den Produkten von Daimler.
Foto: Daimler

Optisch weniger spektakulär, aber für Konstrukteure ebenso hilfreich ist der Kameraarm, mit dem Jochen Göpfert, Teamleiter Physical Mock-Up und Digitale Baubarkeit, seit 2010 in den Motorraum guckt. "Baubarkeit" ist so eine Herausforderung, an der geniale Ideen gerne scheitern.

"Wenn ich früher bei meinem Ford Capri die Haube aufgeklappt habe, dann konnte ich mehr Straße als Motor sehen", erzählt CIO Michael Gorriz. Mittlerweile ist es eng geworden im Motorraum. Jede InnovationInnovation, die an einem Kabel oder Schlauch hängt, erhöht die Komplexität und stellt eine potzenzielle Fehlerquelle dar. Ein Blick durch Göpferts Kamera macht das deutlich. Alles zu Innovation auf CIO.de

Bislang kamen bei der Fahrzeugentwicklung zwei Plattformen zum Einsatz - physische Prototypen, sogenannte "Physical Mock-Ups", bei denen die Konstrukteure direkt an der Hardware testen, und "Digital Mock-Ups", also digitale Prototypen. Göpferts "Mixed Mock-Up" ist eine hybride Entwicklungsplattform, die Daten aus dem digitalen Prototyp verwendet und mit bereits real verfügbaren Bauelementen kombiniert.

Dabei filmt Göpfert den physischen Prototyp mit einer Videokamera. Ein Messarm verfolgt millimetergenau, aus welchem Blickwinkel Göpfert unter die Haube guckt, und das Mixed Mock-Up reichert das Videobild mit digitalen Daten an. Bremsleitung und Kabelstränge liegen offen. Konstrukteure können ausprobieren, ob der 17er-Schlüssel immer noch greift oder ob ein zusätzliches Bauteil den Hebelweg versperrt.

Seit 2008 gibt es das System, bei Mercedes-Benz Vans kommt es seit 2010 zum Einsatz. Missionsarbeit war überflüssig: "Die Kollegen haben den Mehrwert sofort erkannt", sagt Göpfert, der demnächst ein zweites System in Betrieb nimmt. Ob das 100 000 Euro teure Gerät auch etwas für Werkstätten sei? "Eher nicht", sagt Göpfert. Die Mechaniker wüssten sowieso, wo in einem serienreifen Modell die Leitungen liegen.

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