Strategien


#TwiceAsFast

Wie die Daimler-IT das Tempo verdoppelt

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Blockchain für die Lieferkette

In Sachen Blockchain war Daimler früh aktiv. Schon 2017 platzierte der Konzern eine Unternehmensanleihe mit Hilfe von Blockchain-Technik auf dem Markt. Im Februar 2019 starteten die Schwaben gemeinsam mit dem Softwarehersteller Icertis einen Blockchain-Pilotversuch für transparentere Lieferketten.

Brecht kann sich als weiteres Einsatzgebiet auch die sicherere Dokumentation von Fahrzeugdaten vorstellen. Im Zeitalter der vernetzten Automobile, die permanent auch Bewegungsdaten und Informationen zum Fahrverhalten senden, gewinne das Thema an Bedeutung. Den aktuellen Hype um Blockchain- und Distributed-Ledger-Konzepte sieht er dennoch kritisch: "Blockchain-Technologien werden eher in der Nische produktiv zum Einsatz kommen, weniger in der Breite."

Technische Fragen bilden für den CIO aber nur eine von drei Dimensionen der digitalen Transformation. Um als Unternehmen langfristig erfolgreich zu sein, müssten methodische und kulturelle Aspekte hinzukommen. Konzernweit hat Daimler beispielsweise das Programm "Leadership 2020" gestartet, in dem es um kulturelle Themen, Agilität und cross-funktionale Teams geht. AgileAgile Methoden, so Brecht, sollten nicht nur in der IT, sondern auch in den Fachabteilungen eingesetzt werden. Der typische Product Owner in Scrum-Teams etwa komme meistens aus einem Fachbereich. Alles zu Agile auf CIO.de

Innovationen entständen im Konzern grundsätzlich dort, wo auch das Fachwissen sei. Daimler habe dafür eine "Lab-Struktur" etabliert, deren Einheiten größtenteils in den Domänen angesiedelt sind, zum Beispiel in der Produktion. Eine Ausnahme bildet das Lab 1886, in dem Kollegen bereichsübergreifend an neuen Geschäftsmodellen arbeiten. Hier entstanden beispielsweise die Ideen für den Car-Sharing-Dienst car2go und die Mobilitäts-App moovel. An Input mangele es nicht, beteuert der CIO. Die Schwierigkeit bestehe eher darin, die erfolgversprechendsten Projekte auszuwählen: "Wir müssen vor allem die Frage beantworten: Was machen wir nicht?"

Lessons Learned

Mit den bisher erzielten Ergebnissen in Sachen IT-Beschleunigung zeigt sich Brecht zufrieden. Die Strategie, #TwiceAsFast quasi als "Leitplanke" zu definieren und den Teams zugleich viele Freiheiten in der Umsetzung zu lassen, habe sich ausgezahlt. Dazu gehört für den CIO auch, in den eigenen Reihen die Kompetenz für Hardware und Software auszubauen.

Angesichts der massiven Umbrüche in der Automobilbranche hat sich Brechts Verständnis des Begriffs Geschwindigkeit verändert. Er sieht darin nicht nur einen Erfolgsfaktor, sondern "eine Strategie an sich". An das Konzept der Bimodal IT glaubt er dagegen nicht mehr. Als global tätiger Konzern brauche Daimler auch im Backend eine Agilisierung, die sich beispielsweise über APIs erreichen lasse: "Ich glaube an EINE Geschwindigkeit. Und die ist schnell."

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