Drei Wege in IT-Berufe

Wie Frauen die IT für sich entdecken

15.06.2016
Von Michael  Schwengers

Die große Zeit der Home-Computer war allerdings auch noch nicht angebrochen, die Technik gehörte noch längst nicht zum Alltag. Also kam die Studentin erstmals während ihrer Praktika in den Semesterferien richtig mit der Informationstechnik in Berührung. Dabei erkannte sie sehr schnell, welchen Wert IT haben kann - in diesem Fall steuerte die Software Maschinen, automatisierte damit die Fertigung und trug so erheblich zur Wettbewerbsfähigkeit bei. Wolfschmidt: "Rückblickend würde ich sagen, dass es mich schon zu diesem Zeitpunkt gepackt hat. Mich reizt bis heute, dass sich mit IT enormer Einfluss auf die reale Welt nehmen lässt - IT ist ein Enabler der Realität. Ebenso reizt mich, dass die Arbeit mit IT häufig eine sehr kreative, gestalterische Aufgabe ist."

Dem neuen Interesse konnte die junge Hochschulabsolventin intensiv bei einem ihrer ersten Arbeitgeber nachgehen. Das Unternehmen aus der Textilindustrie war gerade dabei, viele Prozesse auf IT umzustellen, und führte dafür SAP R/2 ein. Als Mitarbeiterin im Bereich Technisches Controlling bekam Wolfschmidt die Implementierung hautnah mit und musste sich von Anfang an intensiv mit der IT auseinandersetzen. "Mir bot sich damit die große Chance, ein System in seiner vollen Komplexität kennenzulernen und zu verstehen.

Als Anwender nutzt man meist einfach die Oberfläche und beschäftigt sich nicht weiter mit den Zusammenhängen. Im Zuge der Einführung von SAP R/2 wurde für mich sichtbar, was im Hintergrund passiert: Wo kommen die Daten her, wie werden sie zu kaufmännischen Erkenntnissen verarbeitet, und wo sollen die Ergebnisse eigentlich hin?" Die Unternehmens-IT blieb in ihrer Karriere die Konstante - immer eng verzahnt mit kaufmännischen Prozessen, vor allem im Controlling. Für die Programmierung konnte sie sich hingegen nie begeistern, dafür umso mehr für die großen und häufig kniffligen Systemfragen. Als Beraterin habe sie heute, so Wolfschmidt, das Privileg, bei Kunden immer wieder vor neuen Rätseln zu stehen.

Vom Silicon Valley nach Schwaben

Auch Angela Bisch kam nicht auf direktem Weg zur IT. Die gebürtige Amerikanerin, ebenfalls Mutter von zwei Kindern, hatte zunächst International Business & Marketing in San Francisco studiert. In Kalifornien, in direkter Nachbarschaft zum Silicon Valley, war sie aufgewachsen. Mit IT kam sie bereits in den 1990er-Jahren in Berührung, als sie als Management Assistent in einem großen Architekturbüro arbeitete. Dort setze sich die junge Frau im Rahmen eines Markforschungsprojekts mit der damals noch recht neuen Gebäude- und Hausautomation auseinander.

"Zu dieser Zeit habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn sich Häuser vernetzen lassen oder wenn auf den Türschlüsseln die Profile der Bewohner gespeichert wären", erinnert sich Bisch. Für Leute, die aus der Bay Area kämen, seien solche Ideen nicht ungewöhnlich. Technologie habe hier immer ganz selbstverständlich dazugehört - genauso die feste Überzeugung, dass sich mit IT alles erreichen ließe. Kreativität, so Bisch weiter, sei das Wasser des Silicon Valley.

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