Drei Wege in IT-Berufe

Wie Frauen die IT für sich entdecken

15.06.2016
Von Michael  Schwengers

Kurzinterview mit Katja Süntzenich

Frau Süntzenich, Frauen in Deutschland ergreifen nur selten IT-Berufe. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Katja Süntzenich: In Deutschland waren Jobs in der IT in der Vergangenheit sehr technisch geprägt. Systeme und Applikationen standen im Vordergrund, es ging viel um Programmierung. Das hat auf mich nie besonders anziehend gewirkt. Und das war genauso bei meinen Mitschülerinnen und Kommilitoninnen. Ob dieses geringe Interesse an der reinen Technologie eine Frage der Sozialisierung und der Erziehung in Deutschland ist, kann ich nicht abschließend beurteilen - es spricht aber einiges dafür.

Katja Süntzenich
Katja Süntzenich
Foto: MHP Consulting

Wird sich nach Ihrer Einschätzung daran in den nächsten Jahren etwas ändern?

Katja Süntzenich: Zwei Aspekte können dazu wesentlich beitragen, dass künftig mehr Frauen in der IT zu finden sind. Erstens ändern sich die Berufsbilder. Jemand, der mit IT zu tun hat, versinkt nicht mehr notwendigerweise den ganzen Tag in Bits und Bytes. Es geht immer mehr darum, physische und virtuelle Welten zusammenzubringen. Es geht um Menschen, die zusammenarbeiten, um reale Aufgaben zu meistern. Dieses neue Image sollten Wirtschaft und Politik noch transparenter machen, dann wird das Berufsfeld auch für Frauen attraktiver.

Ferner gehen Jugendliche - weibliche und männliche - heute ganz selbstverständlich mit IT um. Sie nutzen jeden Tag Smartphones, Tablets oder Laptops, Fitnessarmbänder oder Smartwatches. Technologie ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ich beobachte, dass diese Entwicklung hin zum Internet of Things zu einem sehr ungezwungenen Umgang mit IT führt und vor allem die vielen Möglichkeiten greifbar macht. Die USA sind uns insgesamt noch einen Schritt voraus.

Wie unterscheiden sich die USA von Deutschland in diesem Punkt?

Katja Süntzenich: Auch in den USA sind Frauen in IT-Berufen bislang unterrepräsentiert. Die Stimmung ist aber ganz anders. In Amerika ist Technologie jung und hip - vor allem im Silicon Valley. In Deutschland dagegen wirkt das IT-Umfeld häufig noch etwas sperrig. Aber das ändert sich, weil immer mehr Unternehmen IT-Labs etablieren, die den digitalen Startup-Spirit vermitteln. Je mehr die IT das etwas verstaubte Image ablegt, desto mehr werden sich Menschen dafür interessieren, für die das Feld bislang keine Option war. Und das werden sicher vermehrt Frauen sein.

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