Manager in der Krise

Wie Führungskräfte sich selbst zerstören

10.08.2009
Von Eva Buchhorn, Klaus Werle und Michael  Machatschke

Die Uneinsichtigkeit der Großstrategen überrascht Dammann nicht: "Der Narzisst sieht in anderen nur Idioten oder Feinde", sagt Dammann, Autor des Buches "Narzissten, Egomanen, Psychopathen in der Führungsetage". Kritik bestärkt diesen Menschenschlag nur darin, als Einziger den Überblick zu haben. "Völlig abgehoben", schäumt dann die Öffentlichkeit. Doch der Vorwurf des Realitätsverlustes erreicht den Narzissten in Wahrheit erst gar nicht. Da er fest überzeugt ist, der Beste und Klügste zu sein, hat er seine Bodenhaftung nicht verloren - weil er sie nie besessen hat. Wenn er in den Vorstand aufrückt, ist das für ihn keine außergewöhnliche Leistung - er bekommt lediglich, was ihm seiner Meinung nach immer schon zugestanden hat.

Wohlgemerkt: Milde Formen der Eitelkeit, da sind sich Experten einig, können durchaus zu guten Taten befeuern. Doch von harmlosen Spielarten bis zum pathologischen Narzissmus ist der Weg nicht weit - oft nur wenige Stockwerke im Holding-Hochhaus.

Der Fall Zumwinkel

Ex-Behörde: Zumwinckel reformierte erst tatkräftig die Post, dann verlor er schleichend den Bezug zur Wirklichkeit.
Ex-Behörde: Zumwinckel reformierte erst tatkräftig die Post, dann verlor er schleichend den Bezug zur Wirklichkeit.

Besonders tragisch erfüllte sich das Muster im Fall Zumwinkel. Still und tatkräftig reformierte er in den 90er Jahren die Post. Doch als die Ex-Behörde Anfang dieses Jahrzehnts zum Global Player anschwoll, verlor Zumwinkel schleichend den Bezug zur Wirklichkeit. Während die Fragilität seines Kunstgebildes immer deutlicher wurde, horrende Verluste in den USA selbst dickste Gewinne im Briefgeschäft aufzehrten, sah der "Große Vorsitzende" (Hausjargon) sich in historischen Rang erhoben. Allzu gern posierte er neben dem Ölbild des preußischen Postreformers Heinrich von Stephan, das er dem Post-Museum entliehen und im Büro aufgehängt hatte. Insgeheim träumte er wohl schon von der Firmenadresse "Klaus-Zumwinkel-Platz".

Schwere Hybris ist offenbar unheilbar. So unterrichtete der gestürzte Arcandor-Zampano Middelhoff gleich nach seinem Ausscheiden fröhlich die Geschäftswelt, er habe mit Verbündeten einen Finanzdienstleister eröffnet. Geschäftsadresse: London, im dekadent teuren Stadtteil Chelsea. Seht her, lautet die Botschaft, ich kann's mir leisten!

Die Entschwebten bleiben entschwebt. Nur eines mag das empörte Publikum trösten: Die schwersten Fälle werden am Ende doch aussortiert.

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