Resilienztraining

Wie Führungskräfte Widerstandskraft entwickeln

Katja Nettesheim ist Expertin für Management und Führung. Sie befasst sie sich mit den neuesten Entwicklungen der digitalisierten Märkte. Als Gründerin und Geschäftsführerin von culcha verbindet sie dieses Wissen mit neurowissenschaftlichen Kenntnissen.
Gute Führungskräfte stählen ihre Resilienz, denn Widerstandskraft zahlt sich nicht nur in Krisen aus, sondern überträgt sich auch auf Teams - und damit den Unternehmenserfolg.
Unternehmen sollten in Zeiten des rasanten ökonomischen Wandels resilientes Handeln sowohl in die Unternehmenskultur als auch den Führungsstil integrieren.
Unternehmen sollten in Zeiten des rasanten ökonomischen Wandels resilientes Handeln sowohl in die Unternehmenskultur als auch den Führungsstil integrieren.
Foto: Allan Wood Photography - shutterstock.com

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen unbeschadet zu bewältigen, an ihnen zu wachsen und gestärkt daraus hervorzugehen. Sie ist nicht nur im Ausnahmezustand nützlich, sondern hilft auch in ganz alltäglichen Situationen. Resiliente Führungskräfte stellen sich gerne Herausforderungen und sind dabei keine Optimisten. Stattdessen legen sie Wert auf Freiraum, um so handeln zu können, dass sie die Situation unbeschadet überstehen. Mit anderen Worten: Sie nehmen das Zepter selbst in die Hand. Doch wie wird man resilienter? Allgemein gilt folgende Formel: Man muss lernen, Erschütterungen von außen aufzunehmen und die dadurch entstehenden Schwingungen zuzulassen, aber gleichzeitig auch aktiv zu dämpfen.

Resilienzfaktoren für Unternehmen

Was die Unternehmensebene betrifft, ist der erste Schritt anzuerkennen, dass die Welt nicht immer so bleibt, wie man sie kennengelernt hat. Das klingt banal, aber viele Unternehmenskrisen, wie zum Beispiel der Untergang von Nokia, sind durch das Negieren neuer Fakten entstanden oder zumindest stark befeuert worden. Im zweiten Schritt gilt es, die Erfolgsfaktoren dieser neuen Welt zu erkennen und anzuwenden. Dabei handelt es sich meist um die Erfolgsparameter der Wirtschaft im digitalen Zeitalter, aktuell ergänzt um die sich gerade erst herauskristallisierenden Besonderheiten einer von der COVID-19-Pandemie beeinträchtigten Ökonomie.

Die Anwendung dieser neuen Erfolgsfaktoren braucht drittens wiederum eine neue Kultur der Zusammenarbeit. Dazu gehören zum Beispiel Kommunikationsprozesse, die so gut strukturiert sind, dass es egal ist, wer wo mit wem zusammensitzt. Eine leistungsbasierte Collaboration auf Basis von Vertrauen und digitalen Tools sowie die wirklich effiziente Gestaltung von Videokonferenzen lohnen ebenfalls.

Diese neue Zusammenarbeit wird darüber hinaus von erweiterten, modernisierten und krisenfesten FührungsfähigkeitenFührungsfähigkeiten getragen. Damit ist ein Führungsstil gemeint, der es zum Beispiel durch partnerschaftlichen Umgang miteinander oder hohe Identifikation mit der eigenen Aufgabe ermöglicht, dass Mitarbeiter einen großen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Alles zu Führung auf CIO.de

Resilienz stärken - so geht's

Dies wiederum erfordert eine hohe persönliche Resilienz der Führungskräfte. Doch auch die ist glücklicherweise steigerbar, also nicht nur angeboren. Ein paar wichtige Tricks, um seine persönliche Resilienz zu steigern, kann man in der Neurowissenschaft finden. Zum Beispiel, dass man Gefühle der Frustration nicht unterdrückt, da dies zusätzliche Energie kostet und kontraproduktiv ist. Stattdessen ist es sinnvoller, sich diese Gefühle rational zu erklären, indem man ihnen eine Beschreibung, ein "Label" gibt und dieses dann auch kurz notiert. Das klappt auch in Besprechungen und führt dazu, dass das rationale Denken im Hirn wieder die Oberhand gewinnt. Oder, dass man sich selbst stabilisiert, indem man dem Team Wertschätzung zeigt, und die positiven Reaktionen darauf mittels Mechanismen wie zum Beispiel Spiegelneuronen das eigene Wohlbefinden steigern.

Das Schöne dabei ist: Die Krisenfestigkeit eines Unternehmens, beispielsweise gemessen in Form von Umsatzrendite und Aktienentwicklung, wird durch die gleichen oben genannten Umstände hervorgebracht, die auch die Resilienz der Mitarbeiter und Manager des Unternehmens fördern. Man kann also selbst resilienter werden und geleichzeitig dem Team dabei helfen, resilienter zu werden sowie den Unternehmenserfolg erhöhen. Die Faktoren zur Steigerung der Resilienz kommen aus unterschiedlichen Disziplinen:

  • der aktuellen Managementlehre,

  • der Organisationsentwicklung,

  • der Psychologie,

  • den Neurowissenschaften,

  • der Datenanalyse und

  • der Lehre der effizienten Kommunikationsprozesse.

Gerade weil wir uns in einer Zeit des permanenten und häufig sehr plötzlichen Wandels befinden, kam und kommt es auch unabhängig von Corona zu unvorhergesehen Krisen. Daher ist es doppelt ratsam, resilientes Handeln sowohl in die Unternehmenskultur als auch den Führungsstil zu integrieren.

Damit werden Mitarbeiter und Betriebe für den nächsten Nachfrage-Boom, neuerliche technologische Disruption, die Neudefinition der Märkte oder den nächsten Angriff durch einen neuen Wettbewerber gewappnet. Mit Flexibilität und Stärke behalten resiliente Unternehmen und ihre Manager das Steuer in der Hand - zu jeder Zeit. (pg)

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