IT in der Autoindustrie

Wie Informatiker Auto und Internet zusammenbringen

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Patrick Jaroch, M-Plan: Am offenen Herzen

"Irgendwie reingerutscht" ist Patrick Jaroch - in einen Job an der Schnittstelle zwischen Maschinenbau und IT. Der 29-Jährige hat nach seiner Ausbildung zum Kfz-Elektriker an der FH Köln Fahrzeugtechnik studiert. "Daher habe ich mich auch im Studium viel mit Elektrik, Elektronik und Fahrzeugsteuerung beschäftigt", erinnert sich Jaroch, der als Angestellter für den Engineering-Dienstleister M Plan bei einem großen Kölner Motorenhersteller arbeitet. Sein zentrales Aufgabengebiet in der Softwareentwicklung ist das Daten-Management für die verschiedenen Steuergeräte der Motoren, die wiederum im Auftrag eines internationalen Baumaschinenkonzerns entwickelt werden - das Liefernetzwerk in der Branche ist ebenso komplex wie die technischen Herausforderungen.

Patrick jaroch, M-Plan: "Ohne Steuergeräte und die Kommunikation zwischen ihnen geht im Automotive-Bereich gar nichts mehr."
Patrick jaroch, M-Plan: "Ohne Steuergeräte und die Kommunikation zwischen ihnen geht im Automotive-Bereich gar nichts mehr."

"Ohne Steuergeräte und die Kommunikation zwischen ihnen geht im Automotive-Bereich gar nichts mehr", sagt Jaroch. Steuergeräte sind die Computer in den Fahrzeugen, ihre Zahl kann sich in normalen Automobilen auf über 50 summieren. Sie greifen Sensordaten ab, vergleichen sie mit vorgegebenen Parametern und regeln das System gemäß den Vorgaben - etwa bei der Motortemperatur oder der Abgasnachbearbeitung. Jeder Bagger oder Radlader verfügt über eigene Datensätze ("Derivate"), die der Kunde vorab definiert hat. "Unser Team muss über 3000 Parameter im Motor berücksichtigen, und ich arbeite als Koordinator an der Schnittstelle", schildert Jaroch.

Mittendrin - das gilt auch für die anderen Aspekte seines Berufs. Jaroch muss einerseits organisieren und andererseits programmieren, im internationalen Umfeld von Deutsch auf Englisch umschalten sowie die physikalische und virtuelle Ebene in Einklang bringen: "Ich profitiere viel von meiner Maschinenbauausbildung, weil ich verstehe, was die Kollegen am Motorprüfstand genau von mir wollen."

Klassische Programmiersprachen habe er nicht gelernt, während des Studiums arbeitete er unter anderem mit den Engineering-Lösungen MATLAB und Simulink. Dafür hat er als Hobby Autos für den Rennsport gebaut. Heute strebt Jaroch nicht mehr nach Geschwindigkeit, sondern vor allem nach weniger Abgasen gemäß der aktuellen Tier-4f-Norm und mehr Effizienz: "Wenn ein Motor im Radlader pro Stunde einen bis zwei Liter Diesel weniger verbraucht, rechnet sich das über das Jahr schnell hoch."

Keine Probleme hat Jaroch mit der Tatsache, dass er als Externer beim Kunden arbeiten muss: "Im Team merkt man nicht, wer extern und wer intern ist - alle werden gleich behandelt und haben die gleichen Rechte." Außerdem sei das in der Branche inzwischen an der Tagesordnung - "in unserem Team gibt es drei interne und zehn externe Kollegen". Somit schließt sich auch der Kreis zur Welt der "normalen" IT.

Zur Startseite