Karriere-Analysen

Wie man Chef eines DAX-Konzerns wird

07.09.2009
Von Klaus Werle

Auch die Promotion hat an Glanz verloren (gegenüber 68 Prozent im Jahr 1988 hatten 2008 nur noch 55 Prozent der CEOs promoviert). Dagegen schwoll der Anteil der Vorsteher mit MBAMBA, unter ihnen etwa Siemens-Chef Peter Löscher und Commerzbank-Primus Martin Blessing, von null (1988) auf 23 Prozent (2008) an. Diese Gruppe werde weiter wachsen, prognostizieren die Aufsichtsräte. "Beide Abschlüsse demonstrieren Durchhaltevermögen und analytisches Können", sagt Patrick Schild. "Die Promotion ist wissenschaftlicher, der MBA stärker auf Unternehmensführung ausgerichtet. Zusätzlich bietet er breite internationale Vernetzung und Einblicke in andere Branchen." Alles zu MBA auf CIO.de

Es heißt: "Karriere MACHEN"

Hainer: Wichtig ist, seine Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, Initiative zu zeigen, sich weiterzubilden und damit für die nächste Aufgabe zu empfehlen.

Gerade die sind nämlich ansonsten Mangelware: Weniger als ein Drittel der CEOs hat in anderen Branchen Spuren hinterlassen. Auch die Zahl der Firmen, in denen die Vorstandsvorsitzenden vor ihrer Berufung tätig waren, ist mit im Schnitt knapp 1,5 verblüffend gering.

Noch sind Manager wie Reto Francioni, der vor seiner Berufung zum Chef der Deutschen Börse in sechs anderen Firmen tätig war, krasse Ausreißer. Doch das wird sich ändern, die Zahl der Unternehmensstationen wird zunehmen, prophezeien Experten, weil in einem dynamischeren und internationaleren Umfeld die Bedeutung interner Kontakte sinkt. "Man muss sein Netzwerk stärker diversifizieren, die Kaminkarrieren werden abnehmen", sagt Thomas Hutzschenreuter, Professor für Unternehmensentwicklung an der WHU. Das gilt für die auf ihr Fachgebiet spezialisierten Vorstände noch mehr als für den generalistisch agierenden Vorstandsvorsitzenden.

Gleichzeitig aber wird sich der mit 77 Prozent sehr hohe Anteil intern rekrutierter CEOs (1988: 84 Prozent) kaum weiter verringern. Denn der Schritt vom Vorstand zum Vorsitzenden ist enorm politisch, etwa was das Verhältnis zu Arbeitnehmern betrifft. Viel stärker als vor 20 Jahren, meint Adidas-Chef Herbert Hainer, "ist der CEO heute ständiger Botschafter des Unternehmens nach innen und außen". Das heißt: Er muss zu allen Stakeholdern eine Brücke schlagen. "Da ist eine langjährige Verwurzelung im Unternehmen oft das entscheidende Argument", sagt Hutzschenreuter.

Die Ausnahme: Krisensituationen wie die, welche den externen Manager Peter Löscher an die Spitze von Siemens spülte, oder ein anstehender Radikalumbau wie der, den Wolfgang Reitzle ab 2002 bei Linde erst als Technikvorstand und ab 2003 als CEO in Angriff nahm.

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