Strategien


Indische "Entwicklungshilfe"

Wie Mercedes von Bangalore profitiert



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

"In jedem Mercedes steckt ein Stück Indien"

Angesichts dieser Fülle an Aufgaben ist es kein Wunder, dass das MBRDI seit 1996 von zehn auf über 3.500 Mitarbeiter gewachsen ist und damit gemessen an der Anzahl der Mitarbeiter das größte Forschungs- und Entwicklungszentrum von Daimler außerhalb Deutschlands darstellt. Der größte Wachstumsschub fand dabei zwischen 2010 und 2013 statt, als das MBRDI Sitze für Mercedes-Benz-Pkw entwarf und IT-seitig das (inzwischen erfolgreich abgeschlossene) PLM 2015 Projekt - ein globales Projekt zur Umstellung der Konstruktion von Catia auf Siemens NX - für sich gewann.

Wall of Fame der Patentträger: Aus dem MBRDI in Bangalore kommen inzwischen fast 500 Patentanmeldungen.
Wall of Fame der Patentträger: Aus dem MBRDI in Bangalore kommen inzwischen fast 500 Patentanmeldungen.
Foto: Daimler

Das erste digitale Derivate-Projekt, das E Klasse Coupé, startete ebenfalls in diesem Zeitraum. Gleichzeitig führte das MBRDI erstmals eine vollständige Fahrzeugsimulation für das S Klasse Coupé durch. Nicht ohne Grund erklärt CEO Saale daher stolz, dass in jedem Mercedes auch ein Stück Indien steckt.

Erfolgreich im Kampf um Talente

Um von den Synergieeffekten innerhalb der stark gewachsenen Belegschaft zu profitieren, bezogen die einzelnen Abteilungen 2012 erstmals ein gemeinsames Gebäude mit 25.000 Quadratmetern. Bereits zwei Jahre später kam ein ebenso großes hinzu und auch das im April 2016 eröffnete Gebäude mit 12.000 Quadratmetern wird angesichts der schnell wachsenden Belegschaft langsam voll. Kein Wunder: Schon im vergangenen Jahr stellte Daimler in Bangalore 1000 neue Mitarbeiter ein, in diesem Jahr werden es wohl ähnlich viele werden.

Diese Zahl ist äußerst bemerkenswert, selbst wenn man den aufwändigen Auswahl- und Onboarding-Prozess einmal außer Acht lässt. Auch wenn Indiens Hochschulen jedes Jahr rund eine Million Ingenieure ausspucken, fischt Mercedes nämlich nicht allein in dem riesigen Talent-Pool. Praktisch das gesamte Who is Who der IT-Branche, darunter auch Wunscharbeitgeber wie Amazon, Capgemini, Google oder Microsoft bemühen sich um die Besten der Besten.

Und auch die Fluktuation liegt im MBRDI mit sieben Prozent deutlich unter den durchschnittlichen 20 Prozent im IT-Bereich Indiens, was sicher auch auf die Strahlkraft der Marke mit dem Stern zurückzuführen ist. Nicht ohne Grund hat es Mercedes daher in diesem Jahr auf Platz 15 von LinkedIns Top-25-Liste der attraktivsten Arbeitgeber in Indien geschafft.

"Bangalore ist für uns unverzichtbar geworden", verkündet so auch der scheidende Entwicklungschef von Daimler, Prof. Dr. Thomas Weber, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des MBRDI. Der Standort spiele eine bedeutende Rolle im globalen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk, hier würden intelligente Lösungen geschaffen, um die Entwicklungszyklen in der Automobilindustrie mit denen in der Internet- und Unterhaltungselektronik zu synchronisieren.

Manu Saale, Prof. Dr. Thomas Weber und Thomas Merker (v.l.n.r.) erklären im Pressegespräch, was den Standort Bangalore so wichtig für Daimler macht.
Manu Saale, Prof. Dr. Thomas Weber und Thomas Merker (v.l.n.r.) erklären im Pressegespräch, was den Standort Bangalore so wichtig für Daimler macht.

"Aber deswegen machen wir das Entwicklungszentrum in Sindelfingen nicht zu", warf sein Kollege Thomas Merker, Direktor für Karosserie und Sicherheit bei der Mercedes-Benz Cars Entwicklung, schnell ein. Fakt sei allerdings, dass es beispielsweise schwierig sei, in Deutschland genug Intelligenz für Simulation zu finden.

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