Internet-Adressen

Wie Sand am Meer

08.07.2002
Von Patrick Goltzsch

Ein weiterer Bremsklotz ist die fehlende Technik. Zwar bietet Marktführer Cisco bei seinen Routern seit einiger Zeit auch die Unterstützung für IPv6 an, doch die Software gilt als noch nicht ausgereift. Für den Einsatz von IPv6 in Unternehmen fehlen indes geeignete Schutzmechanismen.
Der Mangel an Adressen wird außerdem vielfach durch die Übersetzung privater Netzadressen in öffentliche aufgefangen (Network Address Translation, NAT). Dabei erhalten nur jene Firmenrechner eine offizielle IP-Nummer, die über das Internet erreichbar sein sollen. Die internen Adressen bleiben außerhalb des Unternehmensnetzes unsichtbar und können deshalb mehrfach verwendet werden. Bei der Kommunikation aus dem eigenen Netz heraus benötigt dann nur der Gateway-Rechner, der die Antworten externer Server in das private Netz vermittelt, eine international gültige IP-Adresse.

"Wenn IPv6 kommt, wird es sich von außen durchsetzen", so Peter Bieringer, Berater beim Münchener Sicherheits- und Netzwerkspezialisten Aerasec; er verweist dafür auf den Mobilfunk. Branchenkenner gehen davon aus, dass das neue Protokoll bei UMTS zum Einsatz kommt, da sich so Multimediadienste auch von Telefon zu Telefon einsetzen lassen. Doch auf Nachfrage hält man sich etwa bei Vodafone, das im Herbst in mehreren deutschen Städten UMTS anbieten will, noch bedeckt: "IPv6 ist für uns interessant, aber wir prüfen verschiedene Optionen; die Tests sind noch nicht abgeschlossen", so Sprecher Heiko Witzke.

Datenschutzdebatte droht

Ein zweiter Punkt, so Berater Bieringer, sei das verstärkte Engagement in Japan. Dort fördert die Regierung seit vergangenem Jahr den Umstieg auf IPv6 mit umgerechnet etwa 100 Millionen Euro, damit der Übergang bis 2005 gelingt. Wenn japanische Surfer bis dahin tatsächlich vorwiegend IPv6 verwenden, würde das den Druck auch auf nicht japanische Anbieter erhöhen, ihre Server für die fernöstliche Kundschaft umzurüsten.

In Europa könnte mit der Einführung von IPv6 eine Debatte um den DatenschutzDatenschutz entstehen. Jeder Aufruf einer Website ließe sich dann nämlich einer Person zuordnen, weil die Kommunikationsgeräte mit einer weltweit eindeutigen Kennung versehen sind. Verbraucher dürften eher skeptisch reagieren. Selbst wenn sie sich für die Vorstellung begeistern, ihren Videorekorder über das Mobiltelefon zu programmieren, könnte sie die Aussicht schrecken, bei jeder Aktion im Internet ihre Visitenkarte zu hinterlassen. Alles zu Datenschutz auf CIO.de


Weiterführende Informationen:

Allgemeine Informationen zu IPv6
Die EU-Kommission fordert IPv6
IPv6 Task Force der EU-Kommission
Berechnungen von ICANN zur Adressenknappheit
Grober Überblick über die Verteilung der Adressen bei IANA

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