Druck an allen Fronten

Wie schnell sich die Autobranche wandelt

24.11.2016
Die Autobranche wandelt sich. Doch wie schnell müssen sich die Hersteller auf die neue Konkurrenz einstellen?

Acht Jahre ist es her, dass Tesla sein Model S ankündigte. Dass der kleine E-Auto-Pionier einmal die gesamte BrancheBranche unter Druck setzen würde, hätte sich damals niemand träumen lassen. In einem Zeitraum von wenigen Jahren, den Autohersteller üblicherweise für die Entwicklung eines neuen Modells benötigen, haben sich die Rahmenbedingungen der Branche rapide gewandelt - und Schuld daran ist nicht nur die Elektromobilität. Doch wie hoch ist der Druck auf die Hersteller wirklich? Top-Firmen der Branche Automobil

Geht es um Elektromobilität, wurde der kalifornische Elektropionier Tesla in den vergangenen Jahren gern als leuchtendes Beispiel und Konkurrenz vorgeführt. "Das Thema gewinnt eine unheimliche Geschwindigkeit durch Dieselgate", sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Universität Duisburg-Essen. Vor allem der politische Druck wächst mit Diskussionen um Verbote von Verbrennungsmotoren und Umweltplaketten. Doch am Ende, ist sich Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young sicher, entscheide der Verbraucher. "Fragen wie der hohe Preis von Elektroautos oder der niedrige Restwert von Autos der ersten Generation sind dadurch nicht vom Tisch."

Ob Konkurrent Tesla, der sich im Gegensatz zu den alteingesessenen Herstellern vor Vorbestellungen für das angekündigte "Modell 3" nicht retten konnte, allerdings nachhaltig erfolgreich sein wird, steht auf einem anderen Blatt. Bei einem geschätzten Autoabsatz von weltweit 80,4 Millionen Autos in diesem Jahr machen Teslas geplante 80000 bis 90000 verkaufte Elektroflitzer nur einen Bruchteil aus.

Und nach wie vor schreibt der Börsenliebling rote Zahlen - denn er kann die teure neue Technologie nicht aus Verkäufen herkömmlicher Autos quersubventionieren. Doch auch der Vorteil der Verbrennungsmotoren läuft auf Zeit. "Bis spätestens 2020 werden wir bei Elektromobilität Kostengleichheit sehen", sagt Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule für Wirtschaft in Nürtingen-Geislingen.

Auch beim Thema Autonomes Fahren hält sich die reale Konkurrenz noch in Grenzen. Zwar schockte Google die Autobauer 2014 mit seinem kugeligen Google Car und Tesla lässt trotz schwerer Unfälle Autos in den USA mit Hilfe von Computerprogrammen steuern. Doch die Bedrohung scheint - zumindest für die deutschen Hersteller - noch weit weg. Denn auf dem europäischen Markt laufe - auch den rechtlichen Rahmenbedingungen geschuldet - alles in gewohnten Bahnen, sagt Dudenhöffer. "In China und den USA entwickelt sich das schneller."

"Autonomes Fahren steht für ein neues Mobilitätserlebnis, für den Kampf um ein neues Innenleben und die Frage, was ist dann noch die Marke?", sagt Peter Fuß. "Wenn das Auto zur reinen Transportkabine wird, wird das zum Problem", ist sich Willi Diez sicher. Denn die Autohersteller würden damit zum reinen Hardware-Hersteller - ähnlich wie einst die Computerhersteller. "Wenn Apple seine Smartphones nicht selber baut, dann werden sie auch keine Autos selber bauen", sagt Diez.

Die Welt, die sich am schnellsten drehe, sei jedoch der Markt mit Mobilitätsdienstleistungen, ist sich Experte Fuß sicher. "Die Nachfrage nach Diensten wie dem Mitfahrdienst Uber ist in anderen Ländern immens." In Deutschland hält die Lobby der Taxibranche den neuen Konkurrenten noch auf Abstand. Doch die Geschwindigkeit, in der sich diese Märkte entwickelten, sei für die traditionellen Autobauer rasend schnell. "Das mit den langen Entwicklungszyklen für Autos zu synchronisieren, ist unglaublich schwer", sagt Fuß. Diez ist sich allerdings sicher, dass sich das Tempo bis 2025 beschleunigen wird. "An allen drei Fronten (..) wächst der Druck." (dpa/rs)

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