Karriere im Management

Wie sich CIOs als Business-Leader behaupten

Sabine Thiemann ist Principal bei der Executive-Search-Boutique i-potentials und verantwortet im Schwerpunkt Suchmandate für CxO-Positionen. Sie ist Leadership-Expertin mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Besetzung von Top-Führungspositionen. Im Laufe ihrer Karriere hat Sabine Thiemann vorwiegend mit Großunternehmen und internationalen Konzernen zusammengearbeitet. Bei i-potentials berät sie auch Organisationen aus dem transformierenden Mittelstand und Scale-Ups jeweils mit PE-Beteiligung.
Unternehmen erwarten von modernen CIOs nicht nur IT-Kompetenz, sondern auch unternehmerische Denkweise. An Letzterem fehlt es oft noch, wie sich in Bewerbungsgesprächen immer wieder zeigt. Doch es gibt praktikable Wege, um sich als CIO im Business-Management fest zu verankern.
  • Talk Business! Vielen Kandidaten gelingt es nicht, die geschäftlichen Zusammenhänge darzustellen.
  • CIOs sollten darauf achten, dass sie bei den strategierelevanten Diskussionen und Entscheidungen mit am Tisch sitzen und organisatorisch eingebunden sind.
  • Die Botschaft lautet: Traut euch, habt den Mut, bei den unternehmensinternen Visionen mitzuarbeiten. Seid Pioniere!
  • CIOs sollten auch versuchen, die Unternehmenskultur zu beeinflussen.

Kürzlich präsentierte ich zusammen mit Kollegen CIO-Kandidaten bei einem internationalen Konsumgüterunternehmen, das mitten in einer großen Produkteinführung steckt. Dem künftigen CIO soll bei dem Rollout des Schlüsselprodukts des Konzerns eine wichtige Rolle zukommen.

In Deutschland müssen die CIOs erst noch die richtige Balance zwischen ihren operativen Aufgaben, sozusagen dem Brot- und Buttergeschäft, und der Partizipation an den Zukunftsinnovationen finden.
In Deutschland müssen die CIOs erst noch die richtige Balance zwischen ihren operativen Aufgaben, sozusagen dem Brot- und Buttergeschäft, und der Partizipation an den Zukunftsinnovationen finden.
Foto: Matej Kastelic - shutterstock.com

Das Feedback unseres Klienten zu den Kandidateninterviews brachte mich zum Nachdenken. Alle Kandidaten überzeugten durch ihre einschlägigen Fachkenntnisse. Sie sind ausgewiesene Experten ihres Fachgebietes und verfügen über überzeugende IT-Kenntnisse. Sie können sich vorstellen, was dann folgte. Der Klient bemängelte, dass es den allermeisten Kandidaten viel zu wenig gelang, die geschäftlichen Zusammenhänge und Interdependenzen entsprechend darzustellen. Technologisch top, aber betriebswirtschaftlich nicht ausreichend. Man mag den CIOs zurufen: Talk Business!

Business-Perspektive in der Praxis noch lange nicht angekommen

Unternehmen erwarten heute von modernen CIOs nicht nur IT-Kompetenz, sondern auch eine unternehmerische Denkweise. Ein CIO, der sich wie in unserem Beispiel mit den Bereichen Marketing und Sales verzahnen soll, muss über den eigenen Tellerrand hinausschauen können. Gefordert wird das schon lange, in der Praxis angekommen ist diese neue Sicht auf den CIO jedoch noch lange nicht.

Wer als CIO nur in der IT-Nussschale sitzt und sich in technologische Themen vergräbt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er im Top-Management nicht als Gesprächspartner auf Augenhöhe akzeptiert wird. Den Frust und das "Gejammere" über das geringe Standing unter C-Level-Kollegen höre ich immer wieder.

Was also muss ein CIO können und tun, um sich so im Unternehmen zu positionieren, wie es wünschenswert wäre?

Digitalisierung bietet einmalige Chance für CIOs

Nur wer die Unternehmensziele und -strategien wirklich versteht, kann als CIO seine höchstmögliche Effizienz entfalten. Gerade die Digitalisierung von Kundenbeziehungen (und nicht nur von internen Prozessen) bietet hier eine einmalige Chance. CIOs verstehen die Digitalisierung oft besser als andere Mitglieder des Top-Managements. Sie können auf diesem Feld auf den Driver Seat wechseln: "Ich weiß, wie Digitalisierung funktioniert und wie wir die Kundenschnittstellen gestalten müssen. Ich kann Handlungsempfehlungen geben", so muss bei der Digitalisierung und anderen technologisch getrieben Innovationen die Ansage des CIO lauten.

Der CIO sollte demnach zum Treiber der Transformation werden, statt nur in der Rolle des "Enablers" zu verharren. Je stärker datengetriebene Themen in den Kern des Unternehmens vorrücken, desto eher schlägt die Stunde des CIOs. Um diese Entwicklungen zu forcieren, müssen CIOs deutlicher wie heute ihren Beitrag zur Unternehmensstrategie herausarbeiten und kommunizieren. Nur so befreien sie sich aus ihrer häufig noch isolierten Position. Um das zu schaffen, sollten CIOs darauf achten, dass sie bei den strategierelevanten Diskussionen und Entscheidungen mit am Tisch sitzen und organisatorisch eingebunden sind. Wer da außen vor bleibt, wird seine interne Reputation kaum erhöhen.

Traut euch, habt Mut, seid Pioniere!

Viele Technologien sind heute weiter als die Unternehmen. Technologieexperten wie die CIOs können Trends antizipieren und dabei helfen, die Zukunft entsprechend zu gestalten. Technologieaffine und IT kompetente Führungskräfte sind also prädestiniert, bei den in allen Unternehmen stattfindenden Transformationen an vorderster Front mitzuwirken. Die Botschaft an die CIOs lautet: Traut euch, habt den Mut, bei den unternehmensinternen Visionen mitzuarbeiten. Seid Pioniere!

Wer eine solche Rolle ausfüllt, gehört automatisch zu den obersten Zirkeln im Management. US-Studien zu diesem Thema belegen, dass jenseits des Atlantiks die CIO-Kollegen wesentlich weiter sind als hierzulande. Sie sind bereits deutlich akzeptierter, auch weil sie bei der Entwicklung der Zukunftsthemen mitwirken. In Deutschland müssen die CIOs erst noch die richtige Balance zwischen ihren operativen Aufgaben, sozusagen dem Brot- und Buttergeschäft, und der Partizipation an den Zukunftsinnovationen finden.

Als CIO auch die Unternehmenskultur beeinflussen

Last but not least: Wer im Chor der FührungskräfteFührungskräfte in einem Unternehmen gehört werden und nicht nur im Hintergrund mitsummen will, sollte einen gewissen Einfluss auf die Unternehmenskultur ausüben. CIOs als die Leiter der IT-Abteilungen können diesen Beitrag durchaus leisten. Alles zu Führung auf CIO.de

Die Zusammenarbeit unter IT-Kollegen funktioniert oft nach sehr modernen Mustern und kann das gesamte Unternehmen befruchten. Die Arbeit in der IT ist oft weniger hierarchieorientiert als in anderen Unternehmensfunktionen. Zudem habe ich sehr viele intrinsisch motivierte IT-Leute erlebt. CIOs und ihr Umfeld sind ebenfalls darin geübt, agil, flexibel und projektorientiert zu arbeiten.

Wer seine Arbeitsweise so definiert und gleichzeitig weiß, wie man die Analyse von großen Mengen an Daten in unternehmerische Entscheidungen ummünzt, sollte die Geschicke seiner Firma zum Positiven beeinflussen können.

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