Nach dem Tod von Steve Jobs

Wie Steve Jobs in Apple weiterlebt

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

Doch Apple besteht aus weit mehr als nur aus seiner legendären Gründerfigur. Das Führungsteam um Steve Jobs hat längst das "Sieger-Gen" Apples aufgesogen, kommende Generationen von Managern sollen auf einer von Apple eingerichteten Universität erfahren. Das Lehr- und Forschungsobjekt ist allein Steve Jobs, seine Vision und seine Entscheidungen. Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, heißt die Devise. Wir versuchen anhand dieses Ansatzes das Unerklärliche zu erklären: Was macht die Apple-DNA aus und wie gelingt es dem Unternehmen, seine gewinnbringenden Eigenschaften zu vererben? Dazu blicken wir erst einmal gut zehn Jahre zurück.

Der zunächst als Interims-CEO in das Unternehmen zurückgekehrte Apple-Mitgründer zog nicht nur einen Schlussstrich, sondern deren zwei. "Das ist unsere Produktmatrix", erklärte Steve Jobs während seiner Keynote zur Macworld Expo im Januar 2001 in San Francisco: "Wir haben einerseits Desktops und andererseits Mobilrechner. Wir haben jeweils Rechner für Profis und für Einsteiger." Das komplette Rechnerangebot Apples ließ sich also in eine 2x2-Matrix fassen, die kaum noch Fragen offen ließ. Der iMac als Einsteiger-Desktop stand dem Power Mac gegenüber, in der Zeile mit den mobilen Macs waren iBook und Powerbook platziert.

Zwar gab es noch unterschiedliche Ausstattungsvarianten, doch steht seither kein an Macs Interessierter vor einer unüberblickbaren Auswahl, die mehr Fragen stellt, als dass sie Antworten gäbe. Mittlerweile sind im Apple-Kosmos diverse Produkte hinzugekommen, die Übersichtlichkeit ist jedoch geblieben. Macbook Pro und Macbook Air befriedigen genau so klar voneinander abgegrenzte Bedürfnisse wie die iPod-Modelle Shuffle, Nano, Touch und Classic dies tun, das iPadiPad gibt es mit oder ohne 3G-Funk, mit mehr oder weniger Speicher, das iPhoneiPhone deckt ab dem 14. Oktober mit iPhone 3GS, iPhone 4 und iPhone 4S den Smartphonemarkt im Einsteiger-, Mittelklasse- und High-End-Segment ab, mit jeweils überschaubaren Ausstattungs- oder Farbvarianten. Apple besticht durch ein klares und aufgeräumtes Produktportfolio. Das war nicht immer so und das ist die erste Antwort auf die Frage nach Apples Erfolgsgeheimnis und dem Einfluss von Steve Jobs darauf. Alles zu iPad auf CIO.de Alles zu iPhone auf CIO.de

Apple verzettelte sich

Denn bevor er als "iCEO" jene Schlussstriche ziehen konnte, hatte Apple jahrelang an einer undurchsichtigen und verwirrenden Produktstrategie festgehalten. Unter all den Performas, Quadras und Power Macs wurde selten klar, worin genau sich die Rechner unterscheiden und für welche Zwecke welcher am besten geeignet ist. Apple verzettelte sich zudem mit der Entwicklung von Produkten, die an der Kernkompetenz des Unternehmens vorbei gingen. Digitalkameras, Spielkonsolen, Monitore, Drucker und ein unglücklicher Handheld namens Newton verwischten zusehends Apples Markenbotschaft.

Steve Jobs hatte im Jahr 1985 Apple nach Zwistigkeiten mit dem Vorstand und insbesondere mit dem von ihm selbst installierten CEO John Sculley das Unternehmen verlassen. Erst Ende 1996 holte Apple seinen verlorenen Sohn zurück: Mit seiner zweiten Gründung Next hatte Jobs sich zwar in Sachen Rechnerbau überhoben, doch war mit Next Step ein Betriebssystem entstanden, das Apple als die beste Option für seine Zukunft ansah. Mittlerweile heißt das System OS X und lief nicht nur auf jedem vierten im August 2011 in den USA verkauften Rechner, sondern auch in einer mobilen Variante auch 250 Millionen Geräte der Produktreihen iPod Touch, iPhone und iPad.

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