Finance IT


KI & Analytics im Zahlungsverkehr

Wie Visa gegen Betrug kämpft

Mary K. Pratt ist freiberufliche Journalistin in Massachusetts.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Visa hat massiv in Data und Analytics investiert, um Betrug zu erkennen und zu verhindern.
Visa lässt in Sachen Betrugsbekämpfung nichts anbrennen und hat Milliarden in Data, Analytics und KI investiert.
Visa lässt in Sachen Betrugsbekämpfung nichts anbrennen und hat Milliarden in Data, Analytics und KI investiert.
Foto: Tada Images - shutterstock.com

Für den US-Finanzdienstleistungsgiganten ist erfolgreiche Betrugserkennung eine Sache von Millisekunden: Einer der bekanntesten Services des Unternehmen - Visa Advanced Authorization (VAA) - nutzt Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um zu bewerten, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass eine laufende Transaktion betrügerisch ist. Dieser Prozess läuft in nur 300 Millisekunden ab und ermöglicht es Kunden und Händlern gleichermaßen, vertrauenswürdige Echtzeit-Transaktionen durchzuführen. Laut eigenen Angaben hat der VAA-Service allein im Jahr 2021 betrügerische Vorgänge mit einem Gesamtwert von rund 26 Milliarden Dollar verhindert.

"Zahlen wie diese unterstreichen, dass unsere Investitionen in Advanced Analytics, Machine LearningMachine Learning und AI den sicheren, zuverlässigen und schnellen Geldverkehr zwischen Unternehmen ermöglichen, der die heutige globale Wirtschaft antreibt", meint Dustin White, Chief Risk Data Officer bei Visa. Und diese Investitionen sind erheblich: In den letzten Jahren hat Visa mehr als eine Milliarde Dollar dafür ausgegeben, seine digitalen Transaktionen sicherer zu gestalten. Davon sind etwa 500 Millionen Dollar in den Ausbau der Dateninfrastruktur und die Entwicklung von KI-Fähigkeiten geflossen. Das Ziel, so White, sei es, Daten und Intelligenz zu nutzen, um die Integrität, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit des Zahlungsökosystems zu erhöhen. Alles zu Machine Learning auf CIO.de

Online-Betrug kostet Milliarden

Nach Angaben des Unternehmens (PDF) wurden von Oktober 2020 bis September 2021 insgesamt 232,5 Milliarden Zahlungstransaktionen über das Visa-Netzwerk abgewickelt. Weil sich der Handel immer mehr in Richtung Internet verlagert und und die DigitalisierungDigitalisierung der Wirtschaft boomt, werden Bemühungen zur Betrugserkennung und -bekämpfung im 21. Jahrhundert immer wichtiger. Schließlich eröffne die wachsende Digitalwirtschaft auch (Cyber-)Kriminellen neue Möglichkeiten, diese zu ihrem Vorteil ausnutzen, betont der Visa-Manager. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Statistiken der Federal Trade Commission lassen das Ausmaß des Online-Betrugs erahnen: Demnach haben Verbraucher im Jahr 2021 mehr als 5,8 Milliarden Dollar durch Betrug verloren - ein Anstieg von mehr als 70 Prozent verglichen mit 2020. Betrügereien in Zusammenhang mit Onlineshopping waren dabei die am zweithäufigsten gemeldete Betrugsart mit einem Volumen von 392 Millionen Dollar (2020: 246 Millionen Dollar). Das FBI berichtet im Rahmen seines "Internet Crime Report 2021" (PDF) über einen Anstieg der Beschwerden in diesem Zusammenhang um 7 Prozent im Vergleich zu 2020 (diese lagen wiederum bereits um 69 Prozent über der Gesamtzahl der 2019 eingereichten Beschwerden).

Die Systeme von Visa hätten den wachsenden Bedrohungen standgehalten - selbst als die digitale Sphäre durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Schub erhalten habe, erklärt White: "Die Pandemie hat die Investitionen, die wir getätigt haben, bestätigt. So konnten wir die Infrastruktur und die Fähigkeiten bereitstellen, als sich der Handel verstärkt ins Internet verlagerte. Unsere Tools waren in der Lage, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und zu skalieren."

Warum Visa auf Daten setzt

Visa hat angesichts seiner Branche und Geschäftszweige eine lange Tradition vorzuweisen, wenn es darum geht, Technologien zur Betrugsbekämpfung zu entwickeln. Dabei sind Daten und Datenanalysen ein zentraler Bestandteil: Advanced Analytics und KI treiben mehr als 60 verschiedene Visa-Services an, um laut White den Geldverkehr schneller und sicherer zu machen: "Alles beginnt mit Daten und in der Welt der digitalen Zahlungen besitzt niemand mehr Daten als Visa", so der Manager.

Der Chief Risk Data Officer ist an diesen Bestrebungen beteiligt, seit er im Oktober 2013 als Director of Strategic Operations and Analytics zum Unternehmen kam. Nachdem er mehrere andere Positionen durchlaufen hatte, wurde er im März 2020 zum Chief Risk Data Officer des Finanzdienstleisters ernannt.

Dustin White bekleidet seit 2020 bei Visa die Position des Chief Risk Data Officer.
Dustin White bekleidet seit 2020 bei Visa die Position des Chief Risk Data Officer.
Foto: Visa

Visa leistete auch Pionierarbeit in Sachen Tokenisierung: Hierbei kommen sowohl statische als auch dynamische Informationen zum Zuge, um Kartennutzer mit spezifischen Transaktionen zu verknüpfen. So sinkt das Betrugsrisiko, während sich die Genehmigungsrate für Transaktionen erhöht. Letzteres war in der Boom-Zeit des Onlineshopping zu Beginn der Pandemie besonders wertvoll, wie White erklärt: "Diese Technologie hat dazu beigetragen, das Betrugsrisiko um 28 Prozent zu senken. Das schafft Vertrauen in die Transaktionen, was wiederum die Genehmigungsraten um 2,5 Prozent erhöht."

Darüber hinaus nutzt Visa Deep Learning, um Fehlalarme zu untersuchen (etwa, wenn ein Kauf fälschlicherweise als Betrug gekennzeichnet wird). Das Ziel: Solche Vorfälle um 30 Prozent zu reduzieren und das Verständnis der Systeme für legitime und betrügerische Aktivitäten zu verfeinern.

White hält solche Aktivitäten für wichtig, da sie nicht nur das Vertrauen in die Sicherheit der Transaktionen stärken, sondern auch den Handel und eine gesunde Wirtschaft fördern. Schließlich kosteten betrügerische Aktivitäten weit mehr als nur Geld: "Es gibt größere kumulative Kosten. Untersuchungen haben ergeben, dass 89 Prozent der Karteninhaber, die von Betrug betroffen sind, ihre neu ausgestellte Karte entweder gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt verwenden. Diese Kunden greifen dann möglicherweise auf Bargeld zurück oder kaufen bei bestimmten Händlern nicht mehr ein. Deshalb ist es wichtig, den Betrügern immer einen Schritt voraus zu sein."

Getrieben von Anpassungswillen

Investitionen in Datentechnologien würden Visa zudem dabei helfen, seine Services weiterzuentwickeln, wenn auch die Kriminellen selbst ihre Taktiken weiterentwickelten: "Wir wollen sicherstellen, dass sich unsere Tools an neue Ansätze anpassen. Betrüger testen und lernen, und wenn sie etwas finden, nutzen sie es aus. Wir stellen also sicher, dass ihre Taktiken ins Leere laufen und sich nicht ausbreiten können." Der Betrug im Visa-Netzwerk befinde sich deshalb auf einem historischen Tiefstand: "Die Quote liegt bei etwa 0,07 Dollar pro 100 Dollar Zahlungsvolumen - bei täglich mehr als zwei Millionen Versuchen, die Visa-Infrastruktur zu schädigen", so der Manager.

White ist sich der Herausforderungen bewusst, mit denen er und sein Team bei dieser Arbeit konfrontiert sind - aber auch der Notwendigkeit, diese zu bewältigen: "In den letzten beiden Jahren haben wir eine seismische Verschiebung hin zum digitalen Geldverkehr erlebt, das E-Commerce wächst jährlich um 20 Prozent. Da sich unser finanzielles Leben zunehmend in der Cloud abspielt, ist es unerlässlich, proaktiv die fortschrittlichsten Technologien einsetzen, um sicherzustellen, dass Kundendaten nicht gefährdet sind - egal wo die Transaktionen stattfinden. Der Erfolg von Visa wird daran gemessen, wie gut wir unser Versprechen einlösen, unsere Kunden sicher und die Betrugsraten niedrig zu halten." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CSO Online.

Zur Startseite