Denkpause statt Multitasking
Wie wir das Affenhirn ausschalten
Peter Kreuz ist Bestsellerautor, Vortragsredner und Managementberater. Seine Mission ist es, Denkmauern einzureißen und den Horizont zu öffnen für eine neue Art, zu leben und zu arbeiten. Zusammen mit seiner Frau Anja Förster hat er mittlerweile neun Bücher veröffentlicht.
- Ständiges Multitasking führt zu einer dauerhaften Verlangsamung sowie Ineffizienz des Geistes.
- Constant Multitasking Craziness heißt das Phänomen, möglichst viel gleichzeitig erledigen zu wollen.
- Positive Ablenkungen regen das Gehirn zu neuen Ideen an.
Probieren Sie das doch einfach mal aus: Lesen Sie diesen Text, singen Sie gleichzeitig Ihren Lieblings-Song und schreiben dabei auf, was Sie heute Abend noch einkaufen wollen. Jede Aufgabe für sich ist ein Klacks. Das Problem bedeutet das Wörtchen "gleichzeitig". Es macht die einfachsten Aufgaben schwierig, Qualität und Geschwindigkeit werden im Ergebnis stark absinken.
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So weit so gut, Sie wissen schon: Das menschliche Gehirn, zumindest der rational-bewusste Teil davon, ist für Multitasking nicht gebaut. Das ist bekannt. Aber dennoch wollen die meisten Menschen heutzutage alles Mögliche zur gleichen Zeit erledigen. Auf dem Weg zum Meeting noch schnell einen Latte to go trinken, während sie mit dem Handy am Ohr mit dem Kunden sprechen. Und dabei auch noch dem Kollegen zuzuhören und dem Chef zuwinken, der gerade den Flur entlangkommt - Constant Multitasking Craziness nennt man das in den USA.
Ein Nein zum Affenhirn
Wer solche Phasen mal ganz bewusst in den Tag einbaut, kann gut beobachten, wie unterirdisch schlecht man jede einzelne Aufgabe ausführt. Es gilt dabei nämlich zu bedenken: Je öfter man sich von immer neuen Impulsen ablenken lässt, und je dauerhafter man gleichzeitig geistige Tätigkeiten zu stemmen versucht, desto langsamer und ineffektiver wird der Geist insgesamt. Und zwar auf Dauer!
Das Gehirn gewöhnt sich daran, nach immer neuen Informationen zu lechzen. Und dabei nimmt die Fähigkeit, sich auf langfristige Projekte oder tiefergehende Gedanken zu konzentrieren sowie komplexe Zusammenhänge zu verstehen, immer weiter ab. Für diesen Zustand gibt es in der buddhistischen Meditation einen Begriff: Affenhirn. Die Gedanken flitzen im Kopf herum wie die Affen im Baum, die sich von Ast zu Ast schwingen.
Ablenkungen und Unterbrechungen sind also äußerst schlecht …
Moment! Halt! Das ist nicht richtig.
Ablenkung? Ja, bitte! Es gibt nämlich zwei Sorten Ablenkungen und Unterbrechungen. Die negativen, die zum Multitasking-Wahn führen. Und die positiven, die sogar helfen, besser und leistungsfähiger zu werden. Zum Beispiel den kurzen Spaziergang zwischendurch an der frischen Luft oder zwei Minuten mit dem Kollegen an der Kaffeemaschine quatschen. Das Lachen über einen Gag, Musikhören zwischendurch, einen Smalltalk einbauen. Diese Unterbrechungen können zu erheblich besseren Ideen und Arbeitsergebnissen führen, als acht Stunden an einem Fleck vor dem Computer zu sitzen und über einer Aufgabe zu brüten.
- Platz 8: Programmierer
Programmierer sehen sich ähnlichen Anforderungen ausgesetzt wie Software-Entwickler - allerdings schreiben, testen und codieren sie die Applikationen und Software, die von den Entwicklern erarbeitet wurde. Erstaunlicherweise werden am Markt laut dem amerikanischen Bureau of Labour Statistics (BLS) immer weniger Programmierer gesucht. - Platz 7: Software-Entwickler
Die Aufgabe eines Software-Entwicklers ist es, Computer-Programme zu entwickeln. Dabei sollte er im Idealfall seine Deadlines einhalten, Kunden zufriedenstellen und die Erwartungen seines Unternehmens an die Software-Entwicklung erfüllen. Die Nachfrage nach diesem Jobprofil wird sich bis 2024 laut BLS um 17 Prozent erhöhen. Auch das macht den Job als Software-Entwickler stressiger. - Platz 6: IT-Service-Techniker
Mit dem technologischen Aufschwung wächst der Bedarf an Service-Technikern, die Computer und andere Devices am Arbeitsplatz am Leben halten. Es ist also wenig überraschend, dass der Beruf des IT-Service-Technikers unter den acht stressigsten IT-Jobs vertreten ist. - Platz 5: Data Scientist
Die "Datenwut" greift ja bereits seit längerem um sich. Viele Unternehmen suchen daher händeringend nach Daten-Spezialisten, finden aber keine (oder nur wenige) geeigneten Kandidaten. Die wenigen, die bereits eine solche Position innehaben, haben entsprechend viel zu tun. - Platz 4: Netzwerk-Administrator
Der Job des Netzwerk- und System-Administrators erfreut sich zwar keiner wachsenden Beliebtheit (BLS: minus 8 Prozent bis 2024) - gehört aber trotzdem zu den stressigsten IT-Jobs. Kein Wunder, schließlich ist der arme Kerl mit diesem Titel auf der Visitenkarte für den gesamten Netzwerkverkehr eines Unternehmens verantwortlich. - Platz 3: IT-System-Analyst
System-Analysten sind dafür zuständig, die IT-Systeme und -Prozesse eines Unternehmens zu untersuchen. Ihr Ziel: maximale Effizienz. Der Job ist an sich schon mit einem ausgeprägtem Stress-Level gesegnet - durch den Technologie-Eifer der Digitalisierungs-Ära erhält der Stressfaktor allerdings noch einmal einen deutlichen Boost. - Platz 2: Technischer Redakteur
Der Beruf des technischen Redakteurs wird laut BLS im Laufe der nächsten acht Jahre zunehmend beliebt (Wachstum bis 2024: 27 Prozent). Die Hauptaufgabe des technischen Redakteurs besteht in der engen Zusammenarbeit mit Entwicklern, auf deren Basis technische Dokumentationen, Fachartikel, Tutorials oder Bedienungsanleitungen entstehen. - Platz 1: Web-Entwickler
Entwickler von Web-Anwendungen haben den stressigsten Job der IT-Branche. Aber auch den von den Unternehmen am meisten nachgefragten - mehr als jeder vierte Personaler ist laut BLS jetzt oder in den kommenden Jahren auf der Suche nach Fachkräften.
Wir sollten uns also klar werden, dass es diese zwei Arten von Ablenkungen gibt - und bewusst die positiven in den Arbeitsalltag einbauen, während wir auf der anderen Seite die negativen, die sich im Multitasking-Wahn manifestieren, abzubauen.
Das bedeutet für Führungskräfte ein Umdenken. Deren Aufgabe ist es nicht, Mitarbeiter permanent auf die Arbeit zu fokussieren und alle Ablenkungen auszuschalten. Das führt nämlich nur dazu, dass alle ein angestrengtes Gesicht machen und Beschäftigung simulieren. Nein, die Aufgabe ist, negative Ablenkungen zu reduzieren und positive ausdrücklich zu fördern. Mit anderen Worten: den Mitarbeitern einen Rahmen zu geben, in dem sie sich locker machen und vorbereiten können, um dann Höchstleistung zu erbringen.
"Denkpause" - die perfekte Lösung
Eine ausgezeichnete Möglichkeit wäre doch, eine mehrstündige
"Denkpause" pro Woche zu gewähren. Während dieser Zeit werden von dem Mitarbeiter keine E-Mails beantwortet, keine Telefonate geführt, und er sitzt in keinen Meetings. Also Zeit, an den wirklich wichtigen Dingen zu arbeiten.
Peter Drucker hätte diese Idee gefallen. In seinem Buch "The Effective Executive" schreibt er: "Zusammengefasst zu einem einzigen Zeitblock reicht selbst ein Viertel des Arbeitstags in der Regel aus, um die wichtigen Dinge zu erledigen. Dagegen sind drei Viertel des Arbeitstags völlig nutzlos, wenn sie nur mal fünfzehn Minuten hier oder eine halbe Stunde da zur Verfügung stehen."
So ist es, Amen!