Wiedereinstieg

Wie Zeitarbeit zum Sprungbrett werden kann

07.10.2014
Von Kerstin Dämon

Die Crux mit dem Lohngefälle

Doch so positiv die Zeitarbeit für einzelne Betroffene ist, so schlecht ist mitunter auch das Image der Branche. "Wenn ich sage, dass ich im Bereich Zeitarbeit forsche, heißt es immer: Oh, die zahlen schlecht", erzählt Expertin Jahn vom IAB. Und tatsächlich gebe es verglichen mit der gesamten Ökonomie ein erhebliches Lohndifferential, wie sie sagt. "Das liegt aber daran, dass in der Zeitarbeit viel Geringqualifizierte beschäftigt sind und Zeitarbeitnehmer überproportional häufig in ungelernte Tätigkeiten vermittelt werden."

Mittlerweile gibt es jedoch auch für die Zeitarbeit Tarifverträge. So bekommen Zeitarbeiter nach neun Monaten in einem Betrieb einen Zuschlag von 50 Prozent auf ihr Gehalt. Das gilt seit dem Jahr 2012 zumindest für Zeitarbeiter in den Branchen Metall- und Elektroindustrie, Chemische IndustrieIndustrie, Kunststoff verarbeitende Industrie, Kautschukindustrie, Schienenverkehrsbereich, Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie, Druckindustrie, Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie und Textil- und Bekleidungsindustrie. "Je länger jemand in der Zeitarbeit ist, desto geringer sind die Lohnunterschiede zur Stammbelegschaft", fasst Jahn die Verträge des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister (BAP) zusammen. "Bei den Männern verringert sich der Unterschied nach zwei Jahren - nachdem Entlohnungsunterschiede herausgerechnet wurden, die infolge von unterschiedlicher Ausbildung, Berufserfahrung oder Tätigkeiten entstehen - von 25 auf 19 Prozent, bei den Frauen von 15 auf fünf Prozent." Top-Firmen der Branche Industrie

Auch Elektriker Zöller bekam als Zeitarbeiter einen deutlich geringeren Grundstundenlohn als seine festangestellten Kollegen, wie er sagt. Dank Zulagen und Fahrtkostenerstattungen sei er am Ende des Monats jedoch annähernd auf das gleiche Gehalt gekommen. Wer einen Beruf gelernt oder besser noch studiert hat, verschlechtert sich durch Zeitarbeit finanziell also weniger stark.

Keine Angestellten zweiter Klasse

So sagt auch Nicole Joslyn-Freund, 53, über sich: "Ich bin kein Angestellter zweiter Klasse, ich bin komplett gleich gestellt." Die Diplom-Geologin und Mutter dreier erwachsener Töchter hatte nach ihrem Studium eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung absolviert und ist seit dem im buchhalterischen Bereich tätig. 2012 hatte sie einen BurnoutBurnout, der sie zwang, kürzer zu treten. "Ich war Finance-Manager und hatte darüber Kontakt zu Zeitarbeitsfirmen", erzählt sie. "Ich dachte, das könnte eine gute Möglichkeit für einen Wiedereinstieg in den Beruf sein." Das habe sie auch finanziell nicht bereut. "Ich hatte vorher eine leitende Position, die habe ich jetzt nicht mehr. Sonst hat sich für mich nicht viel geändert", sagt Joslyn-Freund. Alles zu Burnout auf CIO.de

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