Strategien


Ranking von A.T. Kearney

Wo Deutschland bei Innovationen stark ist

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Gut bei Forschung, Logistik sowie Wissen und Technologie. Schwächen bei Infrastruktur, Bildung und Bürokratie. Das ergab der Global Innovation Index von A.T.
  • Deutschland rückt von Rang Zwölf auf Platz Zehn vor
  • China taucht erstmals in Top25 auf
  • Der Online-Service von Behörden in hierzulande schlecht
  • In der Bundesrepublik ist es schwierig, ein Business zu gründen
Deutschland liegt im Ranking zwischen den Niederlanden und Südkorea.
Deutschland liegt im Ranking zwischen den Niederlanden und Südkorea.
Foto: A.T. Kearney

Europa ist dort, wo nichts vorangeht. Wo man sich gegenseitig blockiert und am selbst generierten Verdruss zu ersticken droht. Den Eindruck hat man seit geraumer Zeit, wenn man die tagesaktuelle Berichterstattung verfolgt. Der Ruf des Kontinents scheint verdorben. Wer meint, dass es so schlimm doch gar nicht sein kann, findet Argumente im "Global Innovation Index" von A.T. Kearney.

Acht Länder aus Europa unter den Top Ten

128 Länder werden anhand von 82 Indikatoren miteinander verglichen. Und siehe da: Im Gesamtranking besetzen europäische Länder acht der ersten zehn Plätze. Nur die USA auf Rang Vier und Singapur auf dem sechsten Platz schieben sich die in europäische Phalanx.

Deutschland hat sich von Rang Zwölf um zwei Plätze verbessert und in die Top Ten geschoben - eine weitere positive Nachricht also. Wie im Vorjahr führt die Schweiz die Rangliste an - vor Schweden, das das Vereinigte Königreich überholen konnte. Finnland, Irland, Dänemark und die Niederlande liegen als weitere Länder unter den ersten Zehn, wobei die Niederlande vom vierten auf den neunten Rang abstürzten.

Südkorea, Japan und China verbessern sich

Asien machte gegenüber 2015 Boden gut: So verbesserte sich Südkorea von 14 auf elf, Japan von 19 auf 16 und China taucht erstmals unter den 25 innovativsten Staaten auf. Dort zwar auf den letzten Platz, aber immerhin als einziges Land mit mittlerem Durchschnittseinkommen auf Tuchfühlung mit den hochentwickelten Platzhirschen.

Erhoben wurde der Index zum neunten Mal, gemeinsam verantwortet von der Cornell University, INSEAD und der World Intellectual Property Organization (WIPO), einer Agentur der Vereinten Nationen. Mitgearbeitet an der Studie haben die Berater von A.T. Kearney, die Akademie IMP³rove - European Innovation Management Academy, die Confederation of Indian Industry und weitere internationale Experten.

Europa punktet mit Institutionen und Infrastruktur

"Europa profitiert von vergleichsweise starken Institutionen und gut entwickelter Infrastruktur, während es Verbesserungsspielraum bei der Business-Entwicklung sowie beim Output aus Wissen und Technologie gibt", heißt es in der Studie über den Kontinent, der 15 Vertreter in den Top 25 stellt.

Europa schlägt sich demnach sehr gut bei Umweltschutz, IT-Zugang und schulischer Bildung. Nachholbedarf gibt es im Bereich Forschung und Entwicklung, die von Unternehmen und ausländischen Firmen finanziert werden, außerdem beim Export von Hochtechnologie und internationalen Patenten.

Ranking nach in sieben Kategorien

Die 82 Indikatoren im Index lassen sich in sieben Kategorien unterteilen: Institutionen, Humankapital und Forschung, Infrastruktur, Marktentwicklung, Geschäftsentwicklung, Ertrag aus Wissen und Technologie, kreativer Output. IT-Bezug hat eine ganze Reihe einzelner Indikatoren aus diversen dieser Kategorien.

Die Stärken und Schwächen in Deutschland

Deutschland weist im Index eine Reihe von Stärken und einige Schwächen auf. Augenfällig - und Wasser auf die Mühlen derjenigen, die stetig zu geringe Investitionen in diesem Bereich monieren - ist die relative Schwäche in der Kategorie Infrastruktur. Die Bundesrepublik belegt hier nur den 22. Rang insgesamt. Weit oben ist man zwar mit Rang Fünf beim Zugang zu IT, aber nur 21. bei der IT-Nutzung.

Sehr ausbaufähig ist - wenig überraschend - der Online-Service von Regierung und Behörden mit Platz 34; Rang 24 steht bei E-Partizipation. Weltweiter Vorreiter ist Deutschland zwar bei der Logistik-Leistung, schwach ist die Performance aber bei der ökologischen Nachhaltigkeit, die in der Studie ebenfalls zum Bereich Infrastruktur gezählt wird.

Unternehmensgründungen und Regulation

Rang 18 im Feld der Institutionen ist ebenfalls nur mittelprächtig. Sehr gut ist hier lediglich, dass Insolvenzen recht leicht aufzulösen sind - Rang Drei weltweit in diesem Indikator. Umso schwieriger ist es dafür, ein Unternehmen zu gründen - Rang 81. Das regulatorische Umfeld in der Bundesrepublik ist laut Studie ebenfalls eher schwierig.

Ins Bild der hiesigen Diskussionen fügt sich das abgestufte Abschneiden in der Kategorie zu Humankapital und Forschung. Nur Platz 35 gibt es im Bereich der allgemeinen Bildung, Rang 29 bei der tertiären Bildung, den neunten Platz schließlich bei Forschung und Entwicklung - mit der weltweiten Bestmarke hinsichtlich großer forschungsbasierter Unternehmen.

In diesem Kapital findet sich übrigens Futter für notorische Ranking-Skeptiker. Rang 52 belegt Deutschland bei den Ausgaben für Bildung, gemessen als relativer Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Ernst zu nehmen ist daran sicher, dass sich hier mehr leisten ließe. Angeführt wird diese Spezialrangliste indes von Botswana, Namibia ist Vierter, Moldawien Sechster. Offenbar lässt sich hier also durch ein hinreichend niedriges Bruttoinlandsprodukt leicht eine sehr gute Platzierung einheimsen.

Wissen und Technologie gut - Export von IT-Services mau

Im Bereich Output aus Wissen und Technologie schneidet die Bundesrepublik mit Rang Acht insgesamt gut ab; einen Spitzenplatz gibt es beim Indikator Patente, einen sehr guten dritten Platz bei den zitierten wissenschaftlichen Studien. Ausbaufähig sind hier insbesondere die Indikatoren mit IT-Bezug: 19. bei den Ausgaben für Software - wiederum gemessen relativ zum Bruttoinlandsprodukt, 54. beim Export von IT-Services - gemessen dieses Mal anteilig zum HandelHandel insgesamt, der selbstverständlich in Deutschland äußerst schwergewichtig ist. Top-Firmen der Branche Handel

Nummer Eins bei Top-Level Domains

Beim kreativen Output gibt es für die Bundesrepublik einen guten siebten Platz, inklusive Spitzenplatz beim Indikator einheimischer Top-Level Domains und Rang Fünf beim industriellen Design. Durchschnittlich ist hier das Abschneiden bei der Schaffung von Modellen für IT und Unternehmen sowie für IT und Organisationen.

"Die DigitalisierungDigitalisierung ist mittlerweile der primäre Treiber für strategische Entwicklung und Innovation in fast allen Sektoren", kommentiert John Aurik von A.T. Kearney die Studienergebnisse. "Vor allem für etablierte Firmen besteht die Herausforderung darin, Wege zur erfolgreichen Innovation durch Nutzung und Transformation bestehender Ressourcen und Geschäftspraktiken zu finden." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

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