Geschäftsmodelle und IT

Zehn Fragen für den wertschöpfenden CIO - Teil 2

07.08.2006
Von Hubert Österle und Henning Kagermann

Infineon Technologies AG, ein führender Hersteller von Systemlösungen für Automobil-, Industrie-, Kommunikationselektronik und Speichersystemen, nutzt zur ständigen Verbesserung seiner Produktionsprozesse Erkenntnisse aus dem Vergleich mit anderen Unternehmen. CIO Karl Pomschar hat diese Vorgehensweise auf die Informatik übertragen und branchenübergreifend elf Top-Unternehmen für ein Benchmarking gewinnen können. Ziel war es nicht, die "beste" Informatikorganisation der Teilnehmer zu küren, sondern für einzelne Leistungspakete jeweils den besten Ansatz zu finden.

"Unsere größte Hürde waren die unterschiedlichen Definitionen von IT-Leistungen. Für einige Unternehmen gehörte zum Desktop nur der PC, für andere auch die Software und Wartung, wieder andere rechneten auch die Netzwerkinfrastruktur hinzu", formuliert Pomschar, der seit Mai CIO des Infineon-Ablegers Qimonda ist, eine zentrale Herausforderung im unternehmensübergreifenden Vergleich. Aus der Summe der so ermittelten "Best-of"-Leistungspakete leiteten Karl Pomschar und sein Team die Verbesserungsmöglichkeiten für Infineon ab. Allein die Umsetzung der schnell zum Erfolg führenden Maßnahmen ergab Einsparungen von 50 Millionen Euro binnen eines Jahres.

Die Geschäftsleitungen erwarten eine effiziente Informatik, die hohen Nutzen bei sparsamem Ressourceneinsatz liefert. Für den CIO bedeutet dies, die Komplexität der Informatik zu reduzieren, beispielsweise durch Harmonisierung von Applikationen und Standardisierung von Hardware, ihre Organisation am gültigen Geschäftsmodell des Unternehmens auszurichten und die Leistungen der Informatik nach betriebswirtschaftlichen Grössen auszuweisen, ohne in Bürokratie zu versinken.

Der CIO muss zurück ins Geschäft

"Unsere Informatikabteilung konzentrierte sich über mehrere Wochen auf die Neuordnung der vergebenen IP-Adressen. Welchen Nutzen - von ein wenig Übersichtlichkeit abgesehen - dies für das Geschäft letztendlich bringen sollte, konnte mir aber keiner sagen." Diese Aussage eines Interviewpartners ist ein besonders drastisches Beispiel zum Selbstzweck-Image der Informatik.

Wenn eine Geschäftsleitung sagt, "unsere Informatik versteht zu wenig vom Geschäft", meint sie damit häufig, die Informatik weiss nicht, worauf es dem Kunden ankommt, womit verkauft wird. Ein wirklich business-orientierter CIO versteht, was die Kunden seiner Kunden wollen und nicht nur, was seine unternehmensinternen Kunden vordergründig beschäftigt, also beispielsweise die Verrechnung von Informatikleistungen.

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