Image-Pflege

"Zetsche könnte eine Action-Rolle spielen"

10.09.2007
Von Simon Hage

Die Erinnerungsforschung in der Psychologie hat gezeigt, dass all jenes im Gedächtnis hängen bleibt, was sozusagen einen Knick hat. Kleinfeld ist der Öffentlichkeit als Manager in Erinnerung geblieben, der gezielt täuscht und etwas versteckt. Auch Ex-Außenminister Joschka Fischer hat eine teure goldene Armbanduhr getragen. Das hat ihm aber niemand übel genommen, weil Fischer kein Geheimnis daraus gemacht hat.

Anfang Juli hatte Kleinfelds Nachfolger Peter Löscher seinen ersten Auftritt. Welchen Eindruck haben Sie von der Selbstpräsentation des neuen Siemens-Chefs?

Peter Löscher wirkte in sich ruhig, wenig aufdringlich, aber kraftvoll. Dass er bei seinem ersten Auftritt nicht gleich auf den Putz gehauen hat, macht ihn sympathisch. Er nimmt sich erst einmal 100 Tage Zeit, um den Durchblick im komplexen Siemens-Konzern zu gewinnen, und die wird er auch brauchen. Erst dann kann der neue Chef konkrete Maßnahmen verkünden, sonst macht er sich unglaubwürdig.

Interessant ist die Lebendigkeit von Löschers Augen. Er wirkt dadurch wach und hoch präsent, auch wenn seine Körperhaltung manchmal einen anderen Eindruck vermittelt. Wirklich interessant und ungewöhnlich für einen Top-Manager ist Löschers überraschende Geste, sein Gegenüber auch zu berühren. Er stellt hierdurch seine gute Kontaktkompetenz unter Beweis, ohne Grenzen zu überschreiten. Sympathisch wirkt übrigens auch Löschers österreichischer Dialekt, der von Deutschen als einladend und freundlich empfunden wird.

Als Image-Phänomen gilt DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche. Trotz harter Restrukturierung und umstrittener Erfolge als Chrysler-Vormann genießt er ein hohes Ansehen. Wie macht Zetsche das?

Zetsche ist anschlussfähig. Als er damals bei Chrysler in den USA angefangen hat, wurde Zetsche erst einmal skeptisch beäugt. Doch schon bald galt er als einer von ihnen. Das hat Zetsche auch geschickt inszeniert. Er ist zu den Mitarbeitern hingegangen, hat sich mit der Belegschaft unterhalten und dabei ablichten lassen. Außerdem hat er es geschafft, eine Rolle zu finden, die zu ihm und der Situation passte. Zetsche verkörpert Vertrauenswürdigkeit und gilt gleichzeitig als konsequent in der Sache. Vertrauenswürdig heißt, man kann sich darauf verlassen, dass er klare Vorstellungen hat - und nicht Meinungen und Haltungen schlagartig ändert.

Zetsche verkörpert ein klares Rollenbild. Vielleicht könnte er die Action-Rolle des Schauspielers Kiefer Sutherland in der US-Fernsehserie "24" spielen. Sutherland stellt den Serienhelden Jack Bauer dar - einen kompromisslosen Anti-Terror-Kämpfer, der gleichzeitig für Charakterfestigkeit und Loyalität steht. Er ist verlässlich, sehr hart in der Sache, aber auch hart gegen sich selbst. Sehr sparsam geht Sutherland in dieser Rolle mit seinem emotionalen Ausdruck um, und das macht ihn glaubwürdig.

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