Image-Pflege

"Zetsche könnte eine Action-Rolle spielen"

10.09.2007
Von Simon Hage

Wenn man Ihnen so zuhört, bekommt man den Eindruck, Schauspielkunst sei für Unternehmenschefs wichtiger als Sacharbeit.

Dieser Eindruck wäre falsch. Der Chef eines Dax-Unternehmens hat mir einmal ein typisches Erlebnis geschildert. Er fliegt nach London, frühstückt dort mit amerikanischen Analysten und zeigt ihnen den Geschäftsbericht, zwischen Frühstücksei und Croissant. Auf dieser Basis treffen die Analysten dann Entscheidungen. Klar, dass dabei Kommunikationsfähigkeit und Überzeugungskraft des Vorstandschefs eine gewaltige Rolle spielen. Die Geschäftszahlen sind zwar wichtig, als alleinige Entscheidungsgrundlage jedoch viel zu kompliziert.

Vor einer großen Herausforderung, was Kommunikationsfähigkeit anbelangt, steht übrigens auch Siemens-Chef Löscher. Er muss ein neues Führungsmodell aufbauen - und auch Außenstehende dafür gewinnen. Insbesondere die US-Börsenaufsicht SEC braucht überzeugend vermittelte Argumente. Dabei kommt Löscher zugute, dass er völlig unverbraucht ans Werk gehen kann, da er praktisch noch kein Image hat. Diese Jungfräulichkeit ist ein großes Plus, die ihm auch die Chance eröffnet, neue Themen zu besetzen.

Wie bewerten Sie die Auftritte des neuen Telekom-Chefs René Obermann?

Obermann wirkt unscheinbar und unauffällig - ganz im Gegensatz zu Ron Sommer, einem seiner Amtsvorgänger. Entscheidend ist, welche Botschaften mit den visuellen Eindrücken von René Obermann verknüpft werden. Den Telekom-Chef assoziiert man mit der Information: Der hat keinen leichten Stand, der muss ein schwer havariertes Schiff wieder auf Kurs bringen. Das heißt, Obermanns bescheidene Selbstpräsentation passt gut zu der Rolle, die ihm zugeschrieben wird. Wenn man die Position des Telekom-Chefs mit einer schillernden Persönlichkeit besetzt hätte, die eine goldene Uhr trägt, dann würde das wohl für Irritationen sorgen.

Sie nennen Obermanns Auftreten bescheiden und unauffällig. In Teilen der Belegschaft gilt er dagegen als "Dobermann".

Es kommt auf die Kombination beider Images an. Dadurch, dass Obermann sich als harter Sanierer präsentiert, aber gleichzeitig eher zurückhaltend benimmt, entsteht ein stimmiges Bild ohne Widersprüche.

Ein schlüssiges Image gibt übrigens auch Puma-Chef Jochen Zeitz ab. Er taucht in der Öffentlichkeit meist mit offenem Hemd und ohne Krawatte auf - ein sehr unübliches Erscheinungsbild für einen Spitzen-Manager. Er gilt als jugendlicher und unkonventioneller, gleichzeitig aber sehr erfolgreicher Macher, der das Unternehmen von null auf 150 gebracht hat. Dass er 12,4 Millionen Euro pro Jahr verdient, stört kaum jemanden. Bei Ackermann, der gerade mal eine halbe Million Euro mehr einnimmt, schreit die ganze Welt auf. Daran kann man sehen: Geld allein macht das Ansehen eines Managers nicht aus.

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