Zukunft der Arbeit

Autonome Teams brauchen keine Chefs mehr



De‘Onn Griffin ist Research Director bei Gartner. Ihre Themenbereiche sind umsetzbare und anwendbare Forschung mit Fokus auf Führung und Lernentwicklung zu entwickeln. Dazu gehört die Erforschung von Konzepten zur Teamentwicklung, zur Entwicklung von Management- und Führungskompetenzen sowie zur Selbst- und Teammotivation.
In zehn Jahren wird sich die Arbeitswelt tiefgreifend verändert haben: Die Analysten von Gartner rechnen damit, dass intelligente Software und KI-gesteuerte Roboter den Menschen bei der Arbeit unterstützen. Die Teams agieren autonom, die mittlere Führungsebene wird obsolet, der CIO bekommt eine neue Rolle.

Die fortschreitende DigitalisierungDigitalisierung betrifft nicht mehr nur CIOs von Unternehmen, sondern alle Mitarbeiter. In Zukunft wird es wichtig, eine gewinnbringende Beziehung zwischen Technologie und Mitarbeitern aufzubauen - Geschäftsprozesse, Verantwortlichkeiten und Rollen werden sich gravierend verändern. Der Schlüssel zum digitalen Erfolg eines Unternehmens steckt in der Kombination von Technologie und Talent. Diese Verbindung von Technik und Menschen zu erleichtern und zu managen, wird eine der größten Herausforderungen für CIOs. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

CIOs werden sich in den nächsten zehn Jahren verstärkt darauf konzentrieren, die Kombination von Mensch und Maschine erfolgreich im Unternehmen zu etablieren.
CIOs werden sich in den nächsten zehn Jahren verstärkt darauf konzentrieren, die Kombination von Mensch und Maschine erfolgreich im Unternehmen zu etablieren.
Foto: Fraunhofer IPA / Rainer Bez

Dabei muss sich auch der CIO selbst weiterentwickeln: Er muss digitale Kompetenzen und Arbeitsstrategien seiner Mitarbeiter fördern und schulen. CIOs werden sich in den nächsten zehn Jahren verstärkt darauf konzentrieren, die Kombination von Mensch und Maschine erfolgreich im Unternehmen zu etablieren. Dabei zeigen Gartner-Untersuchungen, dass Technologien wie Künstliche Intelligenz den Menschen keineswegs ersetzen werden, sondern die Zusammenarbeit gewinnbringend ergänzen.

Bis 2019 wird die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Gesundheitsbranche, in der öffentlichen Verwaltung und im Bildungssektor kontinuierlich steigen, während die Produktions- und Fertigungsindustrie am stärksten negativ betroffen sein wird.

Ab 2020 entstehen im Bereich Künstlicher Intelligenz mehr Arbeitsplätze als verloren gehen: Bis 2025 werden dadurch zwei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Natürlich wird KI eine Reihe menschlicher Aufgaben automatisieren, aber die Technologie wird in erster Linie dazu beitragen, die Zahl der bestehenden und neuen Arbeitsplätze zu erhöhen.

80.000 Stellen gehen bei IT-Dienstleistern verloren

Die Gesundheitsbranche, der öffentliche Sektor, Kommunikation, Medien und Dienstleistungen, Einzelhandel und Großhandel werden stark von KI profitieren, ohne je einen jährlichen Nettoarbeitsplatzverlust zu erleiden. Globale IT-Dienstleistunger werden 2018 einen massiven Stellenabbau verzeichnen: zwar werden 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, aber wiederum 80.000 Arbeitsplätze eingebüßt.

Über 2025 hinaus werden neue Branchen und Arbeitsplätze entstehen, aber diese sind schwer vorauszusehen; wie auch in der Vergangenheit der rasante Aufstieg von Smartphones oder sozialer Netzwerke schwer abzuschätzen und vorauszusehen war. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass KI-bezogene Arbeitsplätze ab 2020 stetig wachsen werden. 2021 wird der Geschäftswert von Künstlicher Intelligenz 2,9 Billionen Dollar erreichen und 6,2 Milliarden Stunden Arbeitsproduktivität einsparen. Eine pauschale Antwort über den Einfluss der KI auf Arbeitsplatzverluste und -gewinne kann allerdings nicht das gesamte Bild abdecken. In allen Branchen wird es zu unterschiedlichen Zeit- und Arbeitsersparnissen kommen.

Im Zusammenspiel von Mensch und KI-Technologie können CIOs am nachhaltigsten Wert für ihr Unternehmen schaffen. Die digitale Komponente vieler Arbeitsplätze wird sich beschleunigen und den Schwerpunkt auf die digitalen Fingerfertigkeiten der Mitarbeiter legen, d.h. die Fähigkeit, Technologien für bessere Geschäftsergebnisse zu nutzen. CIOs und Wirtschaftsführer müssen voraussehen, wie sich die Trends in Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Information annähern werden und die erfolgreiche Zusammenarbeit in einem digitalen Unternehmen fördern.

Teamwork über alle Ländergrenzen hinweg

Im Zuge der Digitalisierung, die auf ausgedehnten Netzwerken und Ökosystemen aufbaut, wird auch unser Arbeitsalltag immer flexibler, denn Teams arbeiten oft projekt- und länderübergreifend. Auch die Zusammenarbeit erfolgt immer häufiger technologiegetrieben. Bis 2028 werden Mitarbeiter der meisten Unternehmen mit ihren Teammitgliedern über Sprachen, Grenzen und Kulturen hinweg arbeiten und sprechen.

Mit Hilfe von Avataren, Sprachsoftware, Konversationsschnittstellen und Echtzeit-Dialektübersetzung wird man in der Lage sein, fast ohne Verlust von Kontext und Bedeutung zu übersetzen und zu dolmetschen. CIOs müssen dabei Technologie und Informationen nutzen, um einen hybriden Arbeitsplatz - physisch und virtuell - zu schaffen, der den Arbeitsstil aller ihrer Mitarbeiter abbildet.

"We Working": Roboter als Begleiter und autonome Teams

Die aktuellen Trends in Wirtschaft und Technik zeigen, dass sich die Arbeitsweise der Mitarbeiter - wo, wann, warum und mit wem - im Laufe des nächsten Jahrzehnts völlig verändern wird und nur noch wenig Ähnlichkeit mit der Arbeit besitzen wird, wie wir sie heute kennen.

In zehn Jahren werden intelligente Software und KI-gesteuerte Roboter den Menschen zunehmend bei der Arbeit unterstützen und begleiten. Als Ergebnis werden die Unternehmen zu einer neuen Arbeitsphilosophie mit dem Namen "We Working" tendieren. Algorithmen und das "We Working"-Konzept werden die Anzahl der in den meisten Unternehmen benötigten mittleren Führungspositionen reduzieren und in einigen Fällen sogar eliminieren.

Während heute Teams als lose föderierte Personengruppen verstanden werden, die ad hoc oder durch eine gewisse Struktur zusammengeführt werden und Teamarbeit eher als Verhaltenskompetenz (wie Teamgeist und Zusammenarbeit) denn als legitimes Organisationsprinzip anerkannt ist, besteht die Philosophie des "We Workings" darin, kleinere und extrem flexible Teams zu bilden, die permanent auf schwankende Arbeitsbelastungen, schrumpfende Zeitfenster und intensiven Informationsaustausch reagieren können.

Im Gegensatz zur bisherigen Praxis sind diese Teams autonom und schließen sich immer wieder neu zusammen, wenn sich die Aufgabenbereiche ändern. Das wichtigste Skill, das Mitarbeiter in Zukunft benötigen, heißt Flexibilität: Mitarbeiter, die kontinuierlich lernen und ihre digitalen Fähigkeiten stetig verbessern, werden sich stärker nach vorn entwickeln und profilieren, als dies Kollegen mit mehr Amtszeit oder Erfahrung vermögen.

Neue Denkansätze erweitern die Arbeitsdynamik

Im Mittelpunkt dieses Wandels stehen die Mitarbeiter, die mit Kreativität, kritischem Denken und ständiger Weiterbildung komplexe Probleme lösen müssen. Die zunehmende Digitalisierung erfordert ständig neue Ideen, neue Informationen und neue Geschäftsmodelle, die sich permanent erweitern, kombinieren und in neue Unternehmen und neue Geschäftsfelder verwandeln.

CIOs, die die Dynamik von FührungFührung, Kultur und Menschen in den nächsten zehn Jahren meistern wollen, sollten bis zum Äußersten gehen und mutig sein. Sie müssen ein 10-Jahres-Szenario für "We Working" entwerfen, sich auf die Zusammenarbeit von Menschen, Künstlicher Intelligenz und Robotern am Arbeitsplatz vorbereiten und herausfinden, wie diese Kombination die Arbeitsdynamik bereichern und beleben wird. Alles zu Führung auf CIO.de

Smarte Maschinen werden zu alltäglichen Kollegen

Smarte Maschinen werden intelligenter und finden zunehmend Einsatz im Arbeitsalltag. Unlängst werden sie in Bereichen eingesetzt, die bisher nur dem Menschen vorbehalten waren. Bis 2028 werden Unternehmen immer mehr Aufgaben auf intelligente Maschinen, Software, Apps und Avatare verteilen.

Man stelle sich dabei folgendes Szenario vor: Mitarbeiter entwickeln persönliche Toolkits von virtuellen Doppelgängern (denken Sie an sich selbst als virtuelles Pendant) mit Hilfe von KI-Software und Geräten, die Aspekte ihrer persönlichen oder teambasierten Aktivitäten erfüllen. Außerdem können sie ihre persönlichen Arbeitsplätze über Cloud-Communities, offene Anwendungen und persönliche virtuelle Assistenten jederzeit mit sich führen. Doch um all dies zu erreichen, wird die extreme digitale Fingerfertigkeit der Modus Operandi für die Arbeit der Mitarbeiter im Jahr 2028 sein.

Fähigkeiten der Zukunft: Lebenslanges Lernen und Digitalkompetenz

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach digitalen Kompetenzen um 60 Prozent gestiegen. Die Fähigkeit komplexe Probleme zu lösen zählt laut dem Future of Work Bericht des Weltwirtschaftsforums in jeder Branche zu den Kernkompetenzen. Routine ist in der Arbeitswelt passé, stattdessen werden vom Mitarbeiter Kreativität, kritisches Denken und digitale Weiterbildung gefordert.

Die Arbeit der Zukunft bringt viele Veränderungen, neue Herausforderungen und ungeahnte Möglichkeiten mit sich. Alle Mitarbeiter eines Unternehmens sind gefragt, aktiv daran teilzuhaben und sich den neuen Bedingungen permanent neu anzupassen. Je früher wir damit anfangen, desto besser. Eins ist sicher: Die Digitalisierung macht vor keiner Branche, keinem Geschäfts- und Berufszweig Halt.

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