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Deutsche Postbank AG

Keine Standard-Mission

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.
Dirk Berensmann, Vorstand für IT, Operations und Transaction Banking der Deutschen Postbank AG, ist ein Freund von schlanken Standard-Architekturen. In einem Bereich aber haben Einheitslösungen für ihn keinen Platz: Dort, wo es um den direkten Kontakt mit dem Kunden geht. "Kosten zu sparen, indem man Produkte und Dienstleistungen standardisiert, halte ich für falsch“, sagt er. "Die Menschen wollen ja auch nicht alle das gleiche Auto fahren."

Es ist also ein Spagat, den Berensmann bewältigt: Mit Hilfe der Front Office Systeme wie dem Online Banking oder dem Beratungssystem in den Filialen sollen Kunden individuell beraten und betreut werden. Bei den Back Office Systemen setzt Berensmann dagegen knallhart auf KonsolidierungKonsolidierung und eine einheitliche Infrastruktur. "Alles was der Kunde nicht merkt, standardisiere ich, um von den Kosten her attraktiv zu werden“, sagt er. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

Wie dieser Spagat möglich ist? Seit Oktober 2003 hat die Postbank die Bankenlösung "SAPSAP for Banking" und die Financials-, Loans- und Controlling-Komponenten von SAP R/3 in Betrieb. Die Software ersetzt 14 Altsysteme und reduziert die Anzahl der Kernbankenprozesse von 120 auf 35. Die gemeinsam mit SAP entwickelte Buchungs-Software für Girokonten haben die Partner zu einer zentrale Plattform ausgebaut, über die die Postbank jetzt die Transaktionen von zwölf Millionen Kunden, sechs Millionen Debit- und Kreditkarten, fünf Millionen Girokonten und 40 Millionen Adressdaten von Geschäftspartnern verwaltet. Auch die Deutsche Bank und die Dresdner Bank lassen ihren Zahlungsverkehr inzwischen von der Postbank abwickeln. Alles zu SAP auf CIO.de

"In wichtigen Systemen setzen wir keine proprietäre Technologie ein, erst recht nicht, wenn es in Deutschland nur drei Experten dafür gibt. Es kann nicht sein, dass sich ein großes Unternehmen von Wohl und Wehe einige weniger abhängig macht“, sagt Berensmann. Auch ein Großteil der Software-Entwicklung ist an Walldorf ausgelagert. So kann der CIO auf Grundlage einer Systemlandschaft arbeiten, die böse Überraschungen ausschließt, weil die Kosten überschaubar und vor allem vorher berechenbar sind.

Doch während im Hintergrund die IT eng an der Leine geführt wird, sind starre Standardangebote auf Kundenseite bei der Postbank tabu. "Wir schaffen auf Grundlage eines Modularisierungskonzepts individuelle Services, aus Bausteinen werden persönliche Angebote gemacht“, sagt Berensmann. Die Baustein-Anwendungen entwickelt die Postbank selbst, Middleware von BEA sorgt dafür, dass sie sich nahtlos in die Systemlandschaft einpassen.

Je nach Anforderung oder Kundenprofil werden die Bausteine immer wieder neu angeordnet. Ein Modul für die Authentifizierung des Kunden ist beispielsweise beim Online-Banking ebenso notwendig wie bei einer Transaktion in einer Filiale. Im persönlichen Gespräch ist die Authentifizierung der erste Schritt, an den sich alle weiteren Abläufe anschließen. Bei dem Internetangebot ist dieses Authentifizierungsmodul dagegen hinter Anwendungen wie zum Beispiel einen Kreditrechner geschaltet. "Surfer wollen auch anonym etwas ausprobieren oder durchrechnen können, ohne sich identifizieren zu müssen“, sagt Berensmann.

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