Consultant-News


Freiberufler mit Wut im Bauch

Der steinige Weg zum nächsten Auftrag

07.07.2014
Von Oliver Knittel
Der nächste Auftrag in Sicht? Über die Nachricht der Vermittlungsagentur konnte sich Oliver Knittel, Inhaber von Insure-IT Assekuranz Consulting, nicht so recht freuen. Musste er doch auf eigene Kosten quer durch die Republik reisen, um sich den Auftrag zu sichern.

Wie kommt ein Freelancer an Aufträge? Indem er den Vertrieb an einen oder mehrere Personalvermittler outsourct. Die Kollegen Vermittler bekommen dann für ihre aufopferungsvolle Vertriebstätigkeit einen Teil des Tagessatzes als Obulus. So weit, so gut.

Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Bedingungen für den Vertrieb geändert. Der Externe wartet auf den göttlichen Beistand für die weltlichen Präsentationstermine und dafür darf er dann auf eigene Kosten quer durch die Republik reisen. Denn das neue Personalvermittler-Mantra lautet: Reisen kostet mich nichts.

Was alles auf dem steinigen Weg zum Auftrag passieren kann, erzählt die folgende Geschichte: Der Januar ist in diesem Jahr besonders kalt und schneereich. Da macht das Reisen nicht wirklich Spaß. Das hat sich auch der Personalvermittler gedacht. So ruft er mich am 15.1 an mit der freudigen Nachricht, dass er bei einem Kunden in Heidelberg einen Präsentationstermin vereinbart hat. Der 24.1 soll es sein. Morgens um 11:00 Uhr.

Vorstellungstermin: Anreise auf eigene Kosten

Bevor er mir den Ansprechpartner und die Adresse durchgibt, lässt er sich einen Vorvertrag unterschrieben, den er mir per E-Mail zusendet. Nachdem das Monetäre geklärt ist und ich schriftlich versichere, dass ich auf eigene Kosten zum Vorstellungstermin reise, verabschiedet er sich mit den Worten: "Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Heidelberg. Ach übrigens, was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Das Gespräch findet in Englisch statt. Das ist doch für Sie kein Problem, oder?"

"Nein, natürlich nicht" antworte ich und frage zurück "Sind Sie bei dem Gespräch nicht dabei?" "Nein, aber Sie brauchen mich ja auch nicht oder?" Aha, denke ich mir. So leicht möchte ich auch mal mein Geld verdienen. Mit einem unguten Gefühl im Bauch sage ich den Termin zu.

Freiberufler Oliver Knittel mußte mit dem Zug zweimal quer durch die ganze Republik, um sich bei zwei potenziellen Auftraggebern vorzustellen.
Freiberufler Oliver Knittel mußte mit dem Zug zweimal quer durch die ganze Republik, um sich bei zwei potenziellen Auftraggebern vorzustellen.
Foto: Harald Biebel - Fotolia.com

Zwei Tage später bekomme ich einen Anruf von einem anderen Personalvermittler. In kurzen Sätzen schildert er mir das Projekt und fragt mich, ob ich am 24.1 um 13:00 Uhr Zeit habe. Zu allem Überfluss soll der Termin in München stattfinden. Und es geht nur dieser Termin, weil da wegen mehrerer Projektstandorte nur dann alle Entscheider an einem Ort sind.

Und nun? Ich bin nicht Spocky aus Raumschiff Enterprise, der an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Ich frage: "Wieso an einem Ort? Soll ich an mehreren Orten arbeiten?" "Ach, ich vergaß zu erwähnen, dass Sie durch die KonsolidierungKonsolidierung der Systeme nach der Fusion an beiden Standorten präsent sein müssen! Ist das ein Problem für Sie?" "Nein, selbstverständlich nicht" antworte ich. Wahrscheinlich kann man nachts um drei einen Personalvermittler aus dem Tiefschlaf wecken und er antwortet auch "Ist das ein Problem für Sie?" Alles zu Konsolidierung auf CIO.de

Zur Startseite