Generation Y

Wie die Chefs von morgen ticken

12.12.2016
Von Lin Freitag
Flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien, keine Karriere um jeden Preis: Die Generation der 25- bis 35-Jährigen tickt anders. Warum und wie sich Unternehmen darauf einstellen.

Für die Kriegskinder war es Heinz Rühmanns Feuerzangenbowle, für die Anfang der Sechzigerjahre geborenen Babyboomer der TV-Delfin Flipper, für die Kinder der 68er-Eltern Pumuckl: Ob Schauspieler, Musiker oder Tiere - jede Generation hat ihre Kindheitshelden. Für manche wiederum war es Pippi Langstrumpf. Die schwedische Romanheldin wollte vor allem eins: Spaß haben. Machte sich deshalb die Welt, widde widde wie sie ihr gefällt. Und prägte damit eine ganze Generation.

Seit Jahrzehnten erkunden Wissenschaftler, wie sich die Ansichten gleichaltriger Menschen über die Jahrzehnte verschieben. Doch nie zuvor war das Thema so brisant wie heute. Zugegeben, es ist schwierig, alle Mitglieder einer Generation über den sprichwörtlichen Kamm zu scheren. Doch ebenso unbestritten ist: Fernab von individuellen, kulturellen und sozialen Unterschieden gibt es durchaus Gemeinsamkeiten.

Ihren Ursprung haben sie einerseits in historischen Ereignissen. Die geburtenstärkste Generation der Babyboomer erlebte die Ermordung John F. Kennedys. Die Generation X, also die Jahrgänge zwischen 1965 und 1978, wurden geprägt durch die Ölkrise. Andererseits eint sie das politische und wirtschaftliche Klima. Die einen wuchsen auf in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, die anderen erlebten Vollbeschäftigung. Früher arbeiteten die Menschen ein Leben lang bei einem Unternehmen, inzwischen wechseln viele mehrmals, manche sogar ständig zwischen Voll- und Teilzeit oder einzelnen Projekten. Kurzum: Heute ist die einzige Konstante, dass nichts mehr konstant ist. Und diese Unsicherheit prägt die Generation YGeneration Y. Alles zu Generation Y auf CIO.de

Erstmals erwähnt wurde der Begriff im Jahr 1993 in der US-Fachzeitschrift "Ad Age". Darin ging es zwar vor allem um die Konsumvorlieben all jener Personen, die etwa zwischen 1980 und 1990 geboren wurden. Doch inzwischen ist klar: Diese Präferenzen wirken sich auch auf das Berufsleben aus. Diese Generation bringe "hohe Erwartungen, Forderungen und Hoffnungen in den Arbeitsmarkt", schrieb der schwedische Unternehmensberater und Wissenschaftler Anders Parment vor einigen Jahren in einem Buch. So kann man es natürlich auch ausdrücken. Denn in Wahrheit sind die Konsequenzen wesentlich drastischer.

Generation Y - im Englischen klingt der Buchstabe wie das Wort "Why", also "Warum?". Genau das prägt diese Kohorte: Sie sind durchaus bereit, lange, viel und fleißig zu arbeiten - aber sie wollen wissen, warum sie dies tun und jenes lassen sollen. Sie sind aufgewachsen in Zeiten der Globalisierung, Flexibilisierung und Vernetzung. Früher dudelten in ihren Kinderzimmern Modems, heute surfen sie mit dem Smartphone oder Tablet selbstverständlich mit Hochgeschwindigkeit durchs Netz der unbegrenzten Möglichkeiten.

Wie sich das im Job auswirkt, zeigte auch eine Studie der Personalberatung Odgers Berndtson. Sie befragte etwa 1.000 deutsche Führungskräfte unterschiedlicher Altersgruppen. Ergebnis: Die Generation Y legte vor allem Wert auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fand heraus, dass die unter 30-Jährigen in den Achtzigerjahren im Schnitt 814 Tage bei einem Unternehmen blieben. Inzwischen schrumpfte die Zahl auf 536 Tage.

Doch entscheidend ist: Die Absolventen und Jobeinsteiger können es sich leisten, auf Traditionen zu pfeifen. Kein Arbeitgeber kann es sich in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels noch rausnehmen, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu ignorieren.

Aber worauf müssen die Vorgesetzten achten? Wo verläuft die Grenze zwischen Fordern und Fördern? Wie führt man die Generation Y richtig? Und wie motiviert man sie? Um diese Fragen zu beantworten, hat die WirtschaftsWoche vier Experten zu einem gemeinsamen Gespräch gebeten. Und ihre Antworten lassen erkennen, dass sich die Unternehmen schon heute auf die Wünsche, Ziele und Ideale der Führungskräfte von morgen einstellen müssen. Denn was den Nachwuchskräften nicht passt, wird von ihnen passend gemacht - oder gleich sein gelassen. So wie einst bei Pippi Langstrumpf.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten: ein Gespräch über freiwilligen Verzicht auf Dienstwagen, Gier nach Feedback und einen Kündigungsschutz für Arbeitgeber.

Zur Startseite