Empathisch, kommunikativ, teamfähig

IT-Profis brauchen Soft Skills

25.09.2013
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Ohne Soft Skills geht auch in der IT-Abteilung heute nichts mehr. Welche "weichen" Eigenschaften IT-Profis neben ihrer fachlichen Qualifikation mitbringen sollten und wie man sie im Bewerbungsprozess herausfiltert, erzählen neun IT-Chefs.
Christian Niederhagemann, KHS, hält Moderationstalent für einen wichtigen Soft Skill.
Christian Niederhagemann, KHS, hält Moderationstalent für einen wichtigen Soft Skill.
Foto: KHS

Wer kennt das nicht: Zwischen Fachbereich, Prozess-Management und den SAP-Profis im Unternehmen ist eine intensive Diskussion entfacht, wie eine Business-Anforderung elegant, schnell und ohne großen Aufwand auf IT-Seite abgebildet werden kann. Wie so oft in diesen Fällen schwankt die Lösungsfindung zwischen "verbogenem" Standardprozess, kreativer Individualprogrammierung und Eskalation in höhere Management-Sphären. "In dieser Situation halte ich meine Mitarbeiter an, das Heft bewusst in die Hand zu nehmen und den weiteren Verlauf aktiv zu moderieren", erzählt Christian Niederhagemann, CIO des Anlagenbauers KHS aus Dortmund.

Für den IT-Leiter ist Moderationstalent eine unerlässliche Eigenschaft, die IT-Profis heutzutage mitbringen müssen, um in der neuen Rolle der IT bestehen zu können. Die moderne Business-IT sei kein reiner Dienstleister mehr und die IT-Experten hätten zunehmend die Rolle eines Sparrings-Partners für die Fachabteilungen inne. So ist für Niederhagemann klar: "Aus meiner Sicht sind es drei wesentliche Eigenschaften, die ein erfolgreicher Mitarbeiter in der IT hierzu insbesondere mitbringen muss: Moderationstalent, Empathie und die Bereitschaft, neue Wege gehen zu wollen." In der oben geschilderten Diskussion könnten IT-Mitarbeiter mit Moderationstalent und dem richtigen Gespür für die Situation in der Regel rasch alle Beteiligten wieder an den Tisch zurückholen und das Gespräch auf die Sache – das gemeinsame Unternehmensinteresse – zurücklenken.

In solchen Situationen ist kein Platz für Eitelkeiten oder Eigeninteresse, ist Niederhagemann überzeugt. Vielmehr sei Kreativität gefragt, auch einmal neue oder unkonventionelle Wege zu gehen: "Ich unterstütze meine Leute gezielt darin, im Rahmen definierter Leitplanken bewusst gegen den Strom zu denken." Denn häufig fänden sich einfache und intelligente (IT-)Lösungen, sobald die Mitarbeiter den Mut aufbringen, eingetretene Pfade zu verlassen und einmal den Blickwinkel der anderen beteiligten Parteien einzunehmen.

Die Perspektive wechseln

Einfühlungsvermögen zählt für Gilbert Riegel von Gigaset zu den wichtigsten Soft Skills.
Einfühlungsvermögen zählt für Gilbert Riegel von Gigaset zu den wichtigsten Soft Skills.
Foto: Gigaset

Und damit sind wir beim Thema Empathie. Ein Soft Skill, der nicht nur Niederhagemann am Herzen liegt, sondern auch den CIOs Dirk Müller von Franz Haniel & Cie, Hartmut Willebrand von Aon Holding und Gilbert Riegel von der Gigaset-Gruppe. Gerade weil die Rollenprofile im IT-Umfeld eine Vielzahl von Schnittstellen besitzen – in die IT-Organisation selbst, zu den IT-Dienstleistern und vor allem in die unterschiedlichen internen Unternehmensbereiche – sei die Fähigkeit zum Perspektivwechsel beziehungsweise Einfühlungsvermögen wichtig, so Riegel. Es gehe also darum, „den Ansprechpartner an dem Punkt abzuholen, wo er vom Wissen her steht, und ein Verständnis für die Rahmenbedingungen aber auch für seine ganz individuelle Handlungsperspektive zu entwickeln." Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel reduziert nach Riegels Erfahrung Missverständnisse und potenzielle Widerstände.

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