Chancen und Risiken richtig einschätzen

So vermeiden Sie Enttäuschungen beim Job-Wechsel

19.05.2008
Von Klaus Werle

Schon Berufseinsteiger und Young Professionals wie Homberg wählen in Umfragen regelmäßig Firmen mit coolen Produkten und schickem Image zu den beliebtesten Arbeitgebern. Motto: BMW baut schöne Autos, also ist es auch toll, dort zu arbeiten. Aber auch gestandene Manager entscheiden oft "mit sehr eingeschränktem Kriterienkatalog. Es fehlt eine kulturelle Due Diligence", sagt der Augsburger Top-Management-Coach Eberhard Hauser.

Die Folge ist eine Zahl, die Personalberater wohl nur unter Folter offiziell bestätigen würden, obwohl sie seit Längerem in der Branche kursiert: 40 Prozent der Manager, die von außen in ein Unternehmen kommen, sind nach spätestens 18 Monaten wieder weg.

Die wenigsten, weil sie fachlich inkompetent wären - die meisten gehen, weil sie mit der Kultur des Unternehmens nicht harmonieren oder der Job nicht zu ihnen passt. Wie kann das passieren, trotz Headhunter, Assessment-Center und zahllosen Vorstellungsgesprächen? Lassen sich solche Fehleinschätzungen vermeiden? Wie finde ich heraus, ob ein Job, eine Firmenkultur zu mir passt?

"Firmenkultur wird zu häufig unterschätzt"

Rüdiger Günther (49), Ex-Finanzvorstand bei Infineon, lernte es auf die harte Tour. Der ehemalige Chef des Landmaschinenherstellers Claas war bei Infineon angetreten, "um mehr Transparenz zu schaffen und das Risiko Management neu auszurichten". Schnell merkte er, "dass Veränderung theoretisch erwünscht war, praktisch aber verhindert wurde". Seine mit viel Verve und wenig Diplomatie gestarteten Versuche, die Ressorts enger zu verzahnen, mehr Kundenorientierung durchzusetzen, scheiterten. Bald wurde ihm bedeutet, "mein Tempo und meine Offenheit könnten zu Konflikten führen".

Nach vier Monaten war Schluss. Ruppiges Auftreten, zu wenig Branchenkenntnis, hieß es bei Infineon. Er habe zu viele unbequeme Fragen nach Altlasten gestellt, betonten seine Vertrauten. Klar ist: Günthers forsch-dynamischer Führungsstil, mit dem er bei Claas Erfolge gefeiert hatte, wurde in dem ebenso angeschlagenen wie auf Ruhe bedachten Chip-Konzern zum Problem.

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