Strategien gegen den IT-Fachkräftemangel (Folge 1)

MAN-Nutzfahrzeuge-CIO Gottfried Egger: "Wir suchen Leute mit Prozessverständnis"

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.
CIO Gottfried Egger von MAN Nutzfahrzeuge berichtet über seine Maßnahmen gegen den IT-Fachkräftemangel, wie er passende Mitarbeiter findet und wie er versucht, sie im Unternehmen zu halten.
Gottfried Egger, CIO bei der MAN Nutzfahrzeuge AG.
Gottfried Egger, CIO bei der MAN Nutzfahrzeuge AG.

CIO: Wie viele offene Stellen gibt es bei Ihnen und was für Qualifikationen benötigen Sie?

Egger: Wir haben etwa 320 Mitarbeiter im IT-Bereich und suchen zwischen fünf und zehn Leuten. Dabei haben wir aber weniger ein Quantitäts- als ein Qualitätsproblem. Die MAN hat eine Wandlung durchgemacht vom bayerischen Traditionsunternehmen hin zum Global Player. Daher suchen wir Leute, die bereit sind, nach einer guten Ausbildung für uns international tätig zu werden. Und wir suchen Leute mit einem ausgeprägten Prozessverständnis, längst nicht mehr reine ITler, wie vielleicht noch vor zwei, drei Jahren.

CIO: Sie schauen also weniger nach Bewerbern mit einer bestimmten Ausbildung, als nach solchen mit bestimmten Fähigkeiten?

Egger: Wir suchen Hochschulabgänger, die eine Affinität zum IT-Bereich haben sollten. Aber es es ist schon eine gute Voraussetzung, wenn jemand kommt, der sagt: Ich bin bereit zu lernen. Wenn er vernetzt denken kann und bereit ist, für den Job auch ins Ausland zu gehen, dann ist er für unsere IT ein guter Kandidat.

CIO: Fällt es Ihnen leicht, geeignete Kandidaten zu finden?

Egger: Nein, es ist schwierig: In München und Umgebung ist der Markt relativ leer gefischt. Zudem gibt es Unternehmen, die extrem viel Geld in die Hand nehmen. Wir liegen bei den Gehältern im Benchmark, achten aber mehr auf Nachhaltigkeit: Wir zeigen die Entwicklungschancen auf und bieten neben dem finanziellen Bereich auch verstärkt fachliche und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dennoch gibt es in diesem Alter meiner Meinung nach zu wenige Leute, die wirklich ins Ausland gehen möchten und dafür Freunde und Familie für zwei, drei Jahre verlassen müssten.

CIO: Sie betonen die Nachhaltigkeit im Werben um Kandidaten. Wie sieht das aus?

Egger: Wir gehen an Hochschulen und Universitäten und zeigen in Veranstaltungen, was wir leisten können. Wir suchen den Kontakt also sehr früh. Darüber hinaus sprechen wir bewusst auch Quereinsteiger an - Frauen zum Beispiel, die eine Zeitlang aus dem Beruf ausgestiegen sind. Für erziehende Eltern haben wir demnächst gleich beim Werk einen eigenen Kindergarten und versuchen so, vor allem qualifizierte Frauen wieder in den Beruf zu holen.

Am wichtigsten beim Werben um neue Mitarbeiter sind für mich aber die Entwicklungschancen, die wir unseren Mitarbeitern bieten. Ich kann mich an meine Zeit vor 20 Jahren erinnern: Mir war wichtig ein Unternehmen zu finden, dass groß genug war, um mir eine gute Ausbildung zu garantieren, die ich nach der Uni dringend gebraucht habe. Und es ist auch heute noch von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen diese Entwicklungsmöglichkeiten auch tatsächlich bieten. MAN tut das.

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