Erste Studie in Europa zur beruflichen Mobilität

Wenn Pendeln das Leben zerstört

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Derzeit sind 16 Prozent der Erwerbstätigen in Europa mobil. Deutschland weist mit 18 Prozent den höchsten Anteil mobiler Arbeitnehmer auf, die Schweiz mit 13 Prozent den niedrigsten.

Im europäischen Vergleich bewegten sich deutsche Arbeitnehmer in der Vergangenheit im Mittelfeld. Heute ist das anders: Sie pendeln am häufigsten.
Im europäischen Vergleich bewegten sich deutsche Arbeitnehmer in der Vergangenheit im Mittelfeld. Heute ist das anders: Sie pendeln am häufigsten.

32 Prozent der europäischen Erwerbstätigen haben bereits Zeiten als Pendler hinter sich. Der Anteil derer, die pendeln, ist in den vergangenen 20 Jahren gestiegen. "Die heute 30-Jährigen haben jetzt schon deutlich mehr Mobilitätserfahrung als die 50-Jährigen", berichtet Norbert Schneider, Professor an der Uni Mainz und Koordinator des Projekts.

Die bei weitem häufigste Form ist Fernpendeln: 41 Prozent der Berufspendler benötigen mindestens zwei Stunden für den Weg zur Arbeit und zurück. Knapp 30 Prozent der Pendler übernachten als Dienstreisende, Wochenendpendler oder Saisonarbeiter wenigstens 60 Mal im Jahr nicht zu Hause.

Die Menschen in Europa zeigen sich laut Studie erstaunlich sesshaft: Sie ziehen selten über weite Strecken um und migrieren kaum. Junge, männliche Akademiker sind dabei am mobilsten: Sie ziehen für einen Job auch woanders hin, während Alte und Nicht-Akademiker lieber pendeln, auch über längere Distanzen.

Dabei haben die Menschen unterschiedliche Gründe: Die einen erhoffen sich neue Chancen. Für andere ist Mobilität der einzige Weg, Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Das sind nicht wenige: Für ein Viertel ist Mobilität die letzte Möglichkeit zur Existenzsicherung.

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