Serie: Warum der CIO unverzichtbar ist

Nur die IT hat den vollen Durchblick

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Diverse Trends wie Cloud Computing oder Mobile IT scheinen die Bedeutung der IT-Abteilung zu mindern. In einer Serie beleuchten wir vor diesem Hintergrund, warum der CIO trotzdem unverzichtbar bleibt. Zum Beispiel deshalb, weil er den besten Überblick über Prozesse im Unternehmen hat.
Pietro Tomasino, IT-Chef bei Gruner+Jahr: "Heute dürfte der CIO vermutlich den besten Überblick über die Prozesse und die Informationsarchitektur im Unternehmen haben."
Pietro Tomasino, IT-Chef bei Gruner+Jahr: "Heute dürfte der CIO vermutlich den besten Überblick über die Prozesse und die Informationsarchitektur im Unternehmen haben."
Foto: Gruner+Jahr

Gerne bedienen sich Business-User mittlerweile selbst auf dem IT-Marktplatz – insbesondere in der Cloud und in mobilen App-Stores. Die benötigte Hardware – Notebooks, TabletsTablets und SmartphonesSmartphones – bringen die User immer häufiger mit ins Unternehmen – Stichwort Bring Your Own Device (BYOD). Und um die geschäftlich wichtige Digitalisierung voranzutreiben, stellen manche Firmen inzwischen Chief Digital Officers (CDOs) ein, die parallel oder übergeordnet zum CIO arbeiten. Vor diesem Hintergrund wird immer wieder von einem Kontroll- und Bedeutungsverlust des IT-Chefs und seiner Abteilung orakelt. Aber keine Sorge: Der CIO ist wichtig und bleibt es auch – zum Beispiel als Schnittstelle und Integrator im Prozess-Bereich. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de

Wettbewerbsvorteile durch den CIO

„Die Rolle des CIOs wird sich in den kommenden Jahren nachhaltig ändern - keine Frage", sagt Pascal Matzke, Analyst bei Forrester Research. „Aber diejenigen, die jetzt schon von dem CIO als Auslaufmodell reden, liegen falsch." Das sieht auch Matzkes Kollege Luis Praxmarer von der Experton Group so. Mehr als je zuvor werde Technologie von der Unternehmensführung als der wichtigster Wettbewerbsfaktor gesehen. „Damit bekommt der CIO eine zusätzliche und unentbehrliche Bedeutung", so Praxmarer. Gefragt sei neben der Pflege der vorhandenen IT-Infrastruktur und der Business Process Integration auch eine aktive Rolle im Innovationsbereich. „Egal ob neue Geschäftsmodelle oder intelligente Produkte, Mobilität und CollaborationCollaboration – ohne die IT und einen am richtigen Business orientierten CIO gerät jedes Unternehmen ins Hintertreffen", so Praxmarer. Alles zu Collaboration auf CIO.de

Die Digitalisierung verändere stetig Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse, sagt Pietro Tomasino, IT-Leiter bei Gruner+Jahr. Die Durchdringung von IT, privat oder geschäftlich, nehme immer weiter zu. „Heute dürfte der CIO vermutlich den besten Überblick über die Prozesse und die Informationsarchitektur im Unternehmen haben", so Tomasino. „Er kann daher frühzeitig den Einfluss technologischer Entwicklungen und Trends und die damit verbundenen Auswirkungen und Potentiale erkennen und im Top Management für Orientierung sorgen."

Der CIO als Integrator

Die IT ist demnach der Ort, von dem sich die Vielfalt der Prozesse am besten überschauen lässt – eine Sichtweise, die Analyst Praxmarer teilt. Der Großteil der Prozesse sei immer noch vertikal aufgebaut. Deshalb existiere in den Fachbereichen meistens ein gewisses Prozess-Know-how. „Aber wenn es um die Integration und horizontale Ausrichtung der Prozesse und eine Automatisierung von A bis Z geht, dann kennt oft nur die IT-Abteilung alle Bausteine", so Praxmarer. „Damit hat der CIO eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung von Abläufen im Unternehmen und bei der Prozess-Integration mit den Zulieferern und Kunden inne."

Pascal Matzke von Forrester betont die Rolle des CIOs als „Enabler der digitalen Transformation". Und auch dabei liegt ein Augenmerk auf der Prozess-Integration. Geschäftsbereiche wie etwa Marketing, Vertrieb oder Logistik nutzten verstärkt neue Technologien wie Social MediaSocial Media, Mobilität und Big Data, um ihre Prozesse kundenfreundlicher, effizienter oder innovativer zu betreiben. Viele dieser neuen Technologien würden von Business-Entscheidern direkt eingekauft. „Dabei tauchen sehr schnell Probleme auf, sobald diese neuen Front-End-Anwendungen mit den klassischen Back-End-Lösungen integriert werden müssen, um etwa einen revisionsfähigen Jahresabschluss zu erstellen", erläutert Matzke. „Hier werden die Technologieerfahrungen von CIOs im Hinblick auf Integration und Management komplexer End-to-End-Systeme auch weiterhin massiven Mehrwert für Unternehmen treiben." Alles zu Social Media auf CIO.de

Daniel Keller, CIO bei Axel Springer: "Ein CIO als zentraler Innovationstreiber ist unverzichtbar."
Daniel Keller, CIO bei Axel Springer: "Ein CIO als zentraler Innovationstreiber ist unverzichtbar."
Foto: Axel Springer AG

Wie sich das konkret auf das Rollenprofil des CIOs auswirkt, erläutert Daniel Keller, CIO der Axel Springer AG. Sein Haus wolle der führende digitale Verlag werden, mit diesem ehrgeizigen Ziel stiegen konstant auch die Anforderungen an die hauseigene IT. „Unsere IT-Projekte werden immer komplexer, und eine nahtlose Integration der IT ins Business wird immer wichtiger für den Unternehmenserfolg", berichtet Keller. Journalismus und IT-Kompetenz rückten näher zusammen und müssen zusammen gedacht und entwickelt werden.

Der CIO braucht ein starkes Team

„Daher entwickelt sich die Rolle des CIOs weiter", so Keller. „Das Verantwortungsgebiet erstreckt sich dabei von der effizienten Bereitstellung der IT-Infrastrukturleistungen bis hin zum Aufbau notwendiger interner Kompetenzen, von IT-Know-how und entsprechenden agilen Entwicklungsprozessen zur Differenzierung des Produktangebotes."

Den Wandel der CIO-Rolle reflektiert auch Gartner-Analyst Simon Mingay. „Es ist wichtig, zwischen den verschiedenen Arten von Systemen zu unterscheiden, die ein Unternehmen nutzen muss", so Mingay. Erstens gebe es die Berichtssysteme, die Kernfunktionen und geschäftskritische Prozesse unterstützen. „Sie werden unter der Kontrolle des CIOs und der IT-Organisation bleiben", so Mingay. „Damit verbunden sind die angemessenen Kontrollfunktionen und ein hohes Integrationsniveau, die von IT und CIO überblickt und gemanagt werden." Zweitens bestünden Systeme, durch die sich Firmen von Wettbewerbern abzugrenzen versuchten. An ihrer Entwicklung sind oftmals Ressourcen aus den Fachbereichen involviert. Aber die entscheidende Rolle des Integrators und Kontrolleurs kann laut Gartner nur vom CIO ausgefüllt werden. Drittens identifiziert Gartner Systeme, die der InnovationInnovation dienen. Alleine für die Kategorie sei es offen, in welchem Umfang CIO und IT in die ProjekteProjekte involviert bleiben. Alles zu Innovation auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Die Rolle des CIOs ist die eines Integrators und Optimierers, der die Fähigkeit und das ausgesprochene Augenmerk mitbringt, um Geschäftsprozesse zu verbessern und zu managen sowie bei geschäftlichem Wandel und Transformation voranzumarschieren", so Mingay. „Ein CIO als zentraler Innovationstreiber ist unverzichtbar", sagt Springer-CIO Keller. „Doch genauso wichtig ist ein starkes Team, das gemeinsam mit ihm diesen Wandel bestreitet, denn die Entwicklungsleistungen der IT-Mitarbeiter werden zum wesentlichen Bestandteil digitaler Angebote."

Serie: Warum der CIO unverzichtbar ist

Teil 2: Die Spinne im Abteilungsnetz

Teil 3: Der CIO als Service-Makler

Teil 4: Der CIO als Aufbauhelfer

Teil 5: Die vielen Profile des CIOs

Zur Startseite