Welche IT-Skills abwandern

1,3 Millionen Jobs gehen offshore

18.01.2011 von Andrea König
Allein seit 2000 wurden schon 1,58 Millionen IT-Arbeitsplätze von Europa und Nordamerika in Billig-Lohnländer verlagert. Wer aber Change- oder Projektmanagement beherrscht, ist weiter sehr stark gefragt.
Viele der Arbeitsplätze werden auch trotz des Aufschwungs nicht mehr zurückkehren, glaubt Tom Bangemann, Vice President Business Transformation der Hackett Group Deutschland.
Foto: Hackett Group

Mehr als 1,3 Millionen Arbeitsplätze sollen bis 2014 in europäischen und nordamerikanischen Unternehmen abgebaut werden. Denn trotz weltweitem Wirtschaftsaufschwung sollen viele Verwaltungsjobs durch Offshoring-Maßnahmen in Billig-Lohnländer verlagert werden. Zu dieser Prognose kommt das Beratungsunternehmen The Hackett Group, nachdem weltweit über 4.000 Unternehmen mit Umsätzen von mehr als einer Milliarde US-Dollar untersucht wurden.

Neu ist dieses Phänomen freilich nicht. Über die vergangenen zehn Jahre fielen in den Bereichen IT, Finanzen, Beschaffung und Personal 2,8 Millionen Jobs weg. Am stärksten betroffen vom Jobabbau in Europa und Nordamerika war die IT: 1,58 Millionen Arbeitsplätze wurden von 2000 bis ins Jahr 2010 im Bereich IT abgebaut.

Im Bereich Finanzen, der an zweiter Stelle folgt, waren es im gleichen Zeitraum 561.000 Arbeitsplätze. In der Beschaffung wurden von 2000 bis 2010 407.000 Stellen gekürzt, im Bereich Personal etwa 212.000 Stellen.

Der Personalabbau in den Back Office-Bereichen Personal, Finanzen und IT hat bereits in den Jahren von 2000 bis 2007 eingesetzt. In diesem Zeitraum wurden rund 1,4 Millionen Stellen in europäischen und nordamerikanischen Unternehmen gestrichen. Unternehmen sparten dadurch etwa 333 Milliarden US-Dollar, errechnete die Hackett Group. Dann kam die Wirtschaftskrise. In den Jahren 2008 und 2009 wurden in den Back-Office-Bereichen Personal, Finanzen, IT und Beschaffung insgesamt 1,1 Millionen Stellen abgebaut.

"Global aufgestellte Unternehmen handeln nutzen- und kostenorientiert. So kommt es dazu, dass unter anderem viele IT-Arbeitsplätze, die beispielsweise im Helpdesk, Netzwerkmanagement oder in der Programmierung angesiedelt sind, in Länder wandern, in denen die Löhne weit niedriger sind", sagt Tom Bangemann, Vice President Business Transformation The Hackett Group Deutschland. Viele dieser Arbeitsplätze würden auch trotz des Aufschwungs nicht mehr zurückkehren.

Neue IT-Fähigkeiten gefragt

Das heißt natürlich nicht, dass ITler in Europa und Nordamerika überhaupt nicht mehr gefragt sind. Sehr begehrt sind Spezialisten, beispielsweise Kandidaten mit Fähigkeiten im Bereich Transformation, etwa beim Change- oder Projektmanagement. Gefragt sein werden auch diejenigen, die in der Lage sind, ein multikulturelles global aufgestelltes Unternehmen mit ihren Managementfähigkeiten zu unterstützen. Schließlich wird auch das Beziehungsmanagement, etwa zu Kunden oder im Bereich Service, eine größere Rolle spielen.

Die Studie des Beratungsunternehmens The Hackett Group ist unter dem Titel "New Data: 2.8 Million Business-Support Jobs Eliminated Since 2000; One Million More to Disappear by 2014" erschienen.