FAQ zur Cloud Exchange

15 Fragen zum neuen Cloud-Marktplatz

15.07.2015 von Heinrich Vaske
Die Deutsche Börse Cloud Exchange ist nach etlichen Verzögerungen nun doch noch an den Start gegangen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Marktplatz für Infrastructure as a Service (IaaS).

1. Was ist die Deutsche Börse Cloud Exchange (DBCE)?

Die DBCE entstand 2013 als Joint Venture der Deutsche Börse AG und der Berliner Zimory GmbH, einem auf Cloud-Management spezialisierten Startup. Ziel war es, einen anbieterneutralen Marktplatz für IT-Infrastruktur ins Leben zu rufen. Die DBCE beschäftigt 44 Mitarbeiter, die Geschäfte werden von Berlin aus geführt. Firmensitz ist aber Eschborn bei Frankfurt am Main.

2. Warum hat sich der Starttermin so lange verzögert?

Die für 2014 geplante Eröffnung wurde aufgrund der unterschätzten Komplexität verpasst. Wie der DBCE-Vorstandsvorsitzende Randolf Roth vor der Presse einräumte, führte das in der Betaphase eingesammelte Feedback zu tiefgreifenden Anpassungen. Der Betreiber habe noch einmal viel Geld in die Hand genommen, um die Funktionalität und die Benutzeroberfläche besser zu gestalten. Am 20. Mai 2015 hat die DBCE ihre Pforten geöffnet.

Maximilian Ahrens, CTO, Deutsche Börse Cloud Exchange: „Auf unserem Marktplatz erhalten Cloud User die Möglichkeit, Angebote zu vergleichen und gezielt die für sie passenden Services zu beziehen.“
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3. Was bietet die Cloud Exchange konkret an?

Angeboten werden Rechenleistung (CPU in sogenannten Performance Units = PUs), Hauptspeicher und Storage. Kunden können sich dazu einen Provider auswählen, Preise vergleichen, Ressourcen in einem zuvor definierten Umfang einkaufen, darauf aufsetzend Virtual Machines konfigurieren und diese aus dem Web-Frontend heraus starten und steuern. Alle Funktionen sind über ein API ansprechbar. Kunden können den Ressourcenverbrauch ständig kontrollieren und gegebenenfalls nachkaufen.

4. Welche Cloud-Provider bieten Leistungen über die DBCE an?

Derzeit lassen sich Ressourcen von folgenden vier eher kleineren Anbietern beziehen:

der bislang einzige ausländische Anbieter. Weitere Provider aus dem In- und Ausland sollen folgen. Laut DBCE steht die Aufnahme der französischen Orange-Tochter Cloudwatt bevor.

5. Können auf der Cloud Exchange auch Broker oder Händler Leistungen vermarkten?

Nein, auf der DBCE sind ausschließlich Rechenzentrumsbetreiber zugelassen. Komplexere Broker-Modelle sind bislang nicht vorgesehen.

6. Wie funktioniert der Einkauf von Ressourcen?

Kunden registrieren sich, anschließend kaufen und konfigurieren sie ihren Ressourcenpool. Im Rahmen ihrer "Trade Balance" erwerben sie Kontrakte für Ressourcen - also für CPU, Memory und Storage. In diesem Pool können sie dann ihre Virtual Machines (VMs) starten. Wenn ihr Etat erschöpft ist, wird ihnen eine Warnung angezeigt. Bezahlt wird am Monatsende, danach wird die Trade Balance automatisch zurückgesetzt. Soll das Einkaufslimit verändert werden, hilft der DBCE-Support.

Anders als im Hosting-Business üblich kauft der Kunde also nicht VMs bestimmter Größe mit entsprechend hinterlegten Ressourcen, sondern einen Ressourcenpool, in dem er seine VMs so konfiguriert, wie er sie braucht. So kann er Ressourcen zukaufen oder verändern, ohne dass die VMs beeinträchtigt werden. Um die Konfigurationsarbeit zu erleichtern, bekommt der Kunde ein Menü an die Hand, das ihm hilft, paketierte Ressourcen auszuwählen. Die Variante "Standard-M" beispielsweise besteht aus 4 PUs, 8 GB Memory und 0,05 Terabyte Speicher. Ein Balkendiagramm zeigt an, wie gut der Ressourcenpool in den drei Kategorien CPU, Hauptspeicher und Storage gefüllt ist.

CIOs und Consultants über Cloud-Marktplätze
Cloud-Marktplätze
Die Deutsche Börse hat im Mai 2015 einen herstellerneutralen Cloud-Marktplatz eröffnet. Der Business Marketplace der Deutschen Telekom ist bereits am Start. Wir haben CIOs und Consultants gefragt, wie sie die Chancen von Cloud-Marktplätzen in Deutschland einschätzen.
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group aus Wien, sagt: "Ich nutze Cloud-Marktplätze und halte das für eine gute Idee, Firmen, Menschen und Ideen zusammen zu bringen. Das ganze Thema steckt noch in den Kinderschuhen und leidet - wie es bei neuen Technologien häufig der Fall ist - an der Verschlossenheit und mangelnder Vision potenzieller Marktteilnehmer." Trotzdem zeigt er sich optimistisch: "Diese Cloud-Marktplätze werden sich bestimmt durchsetzen. In anderer Definition gibt es ja bereits etablierte Lösungen in geschlosseneren Formen. Daher sehe ich hier keine grundsätzliche Neuerung, sondern viel mehr eine Prozessverbesserung dank neuer Technologien."
Constantia Flexibles Group
Über Bedenken in puncto hohem Integrationsaufwand, Datensicherheit oder zu geringem Bedarf sagt Miehle: "Diese Art von Gründen wird immer dann angeführt, wenn man neue Technologien verhindern will und diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. Fakt ist jedoch, dass man in seiner Applikationslandschaft immer Altsysteme mit sich herumschleppt, die für neue Technologien ungeeignet sind. Wann die Wechselkosten mögliche Vorteile rechtfertigen, muss man natürlich vorab prüfen."
Rolls-Royce Power Systems
Dietmar von Zwehl ist CIO bei Rolls-Royce Power Systems. Er sagt: "Wir nutzen aktuell private Clouds und halten Ausschau (konservativ) nach public Clouds. Security ist ein zentraler Faktor."
Karsten Leclerque, PAC
Für Karsten Leclerque, Principal Consultant Outsourcing & Cloud bei PAC (Pierre Audoin Consultants), sind die verschiedenen Marktplätze kaum vergleichbar, weil sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Was sie eint, ist das Kundenversprechen der einfachen Nutzung von Lösungen ohne Vorabinvestition.
Aufwand für den Anwender
Nach Beobachtung von Leclerque verlangen Cloud-Marktplätze dem Anwender zumindest derzeit noch einiges ab. Das gilt etwa für die Integration. „Oft werden Insel-Lösungen nebeneinander angeboten, ohne dass Kompatibilität der Angebote untereinander gewährleistet ist“, sagt er. „Ebenso unterscheiden sich die Vertragsmodalitäten, etwa bezogen auf die Abrechnung der SaaS- und IaaS-Bestandteile, oder bezüglich der End-to-End-Verantwortung gegenüber dem Kunden.“
Daniel Just, Sopra Steria
Daniel Just, Outsourcing-Experte bei Sopra Steria Consulting, sagt: "Die Digitalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens benötigt immer flexiblere Infrastrukturleistungen. Getrieben durch disruptive Technologien sowie den Einzug des Internets in immer mehr Produkte, ist eine permanente digitale Innovation erforderlich. Um in diesem dynamischen Umfeld die Übersicht zu behalten und eine möglichst optimale Entscheidung für einen Partner zu treffen, werden Cloud-Marktplätze zunehmend wichtiger werden. Da standardisierte Infrastrukturleistungen bald als reine Commodity wahrgenommen werden, sollte eine solche Plattform für den Kunden einen Mehrwert zum Beispiel in Form von Applikations- bzw. Softwareleistungen bieten."
Voraussetzung für den Erfolg
Weiter sagt Daniel Just von Sopra Steria: "Dazu wird es von großer Bedeutung sein, dass ein nachhaltiger Marktplatzanbieter ein möglichst umfassendes und bedarfsorientiertes Angebot in der geforderten Menge, Zeit und größtmöglichen Nutzen vermitteln kann."
Integrationsprojekte ad absurdum geführt
Sopra Steria-Experte Daniel Just führt aus: "Der Vorteil der schnellen und barrierefreien Implementierung von IaaS, PaaS und auch SaaS Lösungen führt zu einer Vielzahl von Applikationen und Services die sich jeweils in einem Silo befinden und nicht oder nicht nahtlos miteinander kommunizieren können. Bei der Einführung von Cloud-Lösungen muss man sich also bewusst machen, dass eine Verlagerung von Applikationen in die Cloud einer Integration von Unternehmensapplikationen entgegenwirkt, d.h.: Die Integrationsprojekte, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurden, um Informationssilos aufzubrechen, werden durch die Cloud-Lösung ad absurdum geführt."
Integration jedes Mal neu herstellen
Weiter erklärt Daniel Just von Sopra Steria: "Anwendungsfälle wie zum Beispiel der kurzfristige Zukauf von Rechnerleistung, etwa für eine zeitlich befristete Kampagne, lassen sich durch Cloud-Marktplätze sicher gut abdecken. Allerdings ist dafür die Integration zu den führenden, also datenenthaltenen Systemen jedes Mal neu herzustellen. Ein relativ hoher Aufwand, der angemessen zum Nutzen sein muss."
Matthias Kraus, IDC
Laut Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, sind Cloud-Marktplätze insbesondere für Mittelständler interessant: "Mit der zunehmenden Nutzung unterschiedlicher Cloud-Services adressieren Cloud-Marktplätze den Bedarf der Anwenderunternehmen: Transparenz, einen Vertragspartner und eine zentrale Management-Plattform für unterschiedliche Cloud-Services. Cloud-Marktplätze sind insbesondere für mittelständische Kunden interessant, denn ihnen fehlt es oftmals an Ressourcen, Tools und Erfahrung. Insgesamt befinden sich die Marketplaces aber noch in einer frühen Phase."
Anwender eingelocked
Weiter sagt Matthias Kraus von IDC: "Bei herstellergebunden Markplätzen befürchten die Anwender einen Vendor Lock-In. Der technische Integrationsaufwand stellt die größte Herausforderung dar. Die Cloud-Marketplaces müssen hier erst noch den Beweis antreten, wie sich die herstellerunabhängige Verknüpfung mit der On Premise-Umgebung der Anwenderunternehmen, aber vor allem der schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Cloud Services in der Praxis effizient realisieren und managen lässt."
Matthias Wendl, Capgemini
Matthias Wendl ist Senior Consultant, CIO Advisory Services bei Capgemini Consulting. Seine Einschätzung: "Für sogenannte Commodity-Dienstleistungen wie Infrastruktur-Services (IaaS), dazu zählen Storage oder CPU/Rechenpower, sehe ich da durchaus einen Markt. Die großen Vorteile hierbei sind eine kurzfristige Skalierbarkeit und die on-demand Abrechnung (pay-per-use). Anwendungsfälle sind zum Beispiel zusätzliche Test-Server, oder zusätzliche Rechenleistung für einen Webshop zu Spitzenzeiten. Ein weiterer Anwendungsfall sind abgrenzbare Software as a Service Angebote (SaaS) wie z.B. Kommunikationslösungen oder Projektmanagement Software, die nicht aufwändig integriert werden müssen."
Die Standort-Frage
Über die Knackpunkte sagt Wendl: „Für alle Fälle, in denen der Service mit der vorhandenen Anwendungslandschaft interagiert, ist immer ein gewisser Planungs-, Auswahl- und Integrationsaufwand zu berücksichtigen. In Punkto Datensicherheit sind andere Punkte wichtig, wie bestehende Zertifizierungen, der Standort und die Größe des Cloudanbieters sowie seiner Rechenzentren und vor allem die Art der Datenübermittlung.“
Holger Röder, A.T. Kearney
Holger Röder, Partner bei A.T. Kearney, sagt über Cloud-Marktplätze: "Der Cloud-Providermarkt ist sehr intransparent und proprietär, also stellenweise wenig effizient. Auf der anderen Seite wird „Infrastructure as a Service“ (IaaS) erst langsam in Zentraleuropa etabliert, gewinnt aber zunehmend an Größe."
Frage der Definition
Holger Röder von A.T. Kearney nennt jedoch Schwierigkeiten: "Die Integration und Sicherheit von Clouds lassen sich durch geeignete Konzepte in den Griff bekommen. Es stellt sich jedoch die Frage – da es bei der Börse um strukturierte Produkte geht – welcher Anteil des Cloud-Marktes strukturierbar ist (Definition eindeutiger Produkte beziehungsweise Services) und damit handelbar. Gefühlt ist das nur die Spitze des Eisberges, da vieles was unter Cloud (insbesondere der sogenannten „private Cloud“) läuft, sehr unternehmensspezifisch und „Neuverpacktes“ ist. Interessant ist, dass sich Service-Marktplätze rund um typische Cloud-Rechenzentren (zum Beispiel eShelter und Interxion in Frankfurt) sehr gut entwickeln und damit den CIOs viel mehr Flexibilität für die Gestaltung ihres Operating Models geben – insbesondere Zugang zu knappen Know-how-Ressourcen rund um Digitalisierung."
Sebastian Paas, KPMG
Sebastian Paas, Partner CIO Advisory Service bei KPMG, erklärt: „Der Handel mit IaaS-Leistungen wird sicherlich zunehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass gerade kleine und mitteständische sowie Unternehmen, die ein hohes Unternehmenswachstum erwarten, interessant ist. Oft sogar Bestandteil deren Wachstumsstrategie. Auf der anderen Seite sind die Anbieter von IaaS-Leistungen häufig hochmoderne Rechenzentren, die es auszulasten gilt."
Peter Wirnsperger, Deloitte
Peter Wirnsperger, Partner Cyber Risk Services bei Deloitte, sagt: "Cloud-Marktplätze werden auf jeden Fall eine wichtige Option darstellen, wo effizient und kostengünstig Ressourcen gesucht und kurzfristig eingesetzt werden sollen. Der Bedarf an schnell verfügbaren und einfach nutzbaren Infrastrukturservices ist groß und wird noch weiter ansteigen, was auch das Wachstum der bestehenden Cloud-Player zeigt."
Detaillierte Bewertung
Peter Wirnsperger von Deloitte schränkt jedoch ein: "Sicherlich sind die Lösungen nicht für alle Bereiche anwendbar. Aber überall, wo Geschwindigkeit, Speichermenge und Verfügbarkeit in der Breite eine Rolle spielen, sind sie eine gute Alternative. Bei kritischen Informationen und komplexen Anwendungen muss man im Detail bewerten, ob und wie die Services nutzbar sein können. Aus Kostengesichtspunkten lohnt es sich auf jeden Fall die Ansätze im Detail zu bewerten."

7. Welche Differenzierungsmöglichkeiten haben die Provider?

Sie bekommen jeweils eigene Profilseiten, auf denen sie angeben können, welche Besonderheiten sie zu bieten haben - ob sie etwa eine bestimmte Hardware oder eine besondere Technologie einsetzen. Das kann zum Beispiel nützlich sein, wenn Kunden explizit nach High-Performance-Computing-Ressourcen suchen.

Die Kategorisierung nach CPU, Memory und Storage ist nur eine grobe: Granulare Differenzierungen sollen mit kommenden Versionen möglich werden. Im Bereich Storage etwa kann man dann nicht mehr nur die Menge der Terabytes wählen, sondern auch ob man einen High-Performance-Speicher bekommt, SSD-Technik etc. Generell soll es irgendwann verschiedene Performance-Klassen geben, so dass die Kunden wählen können, ob sie für entsprechend mehr Geld Hochverfügbarkeits- oder Low-Latency-Produkte mit besonderen Service-Level-Agreements (SLAs) haben möchten.

Die DBCE erwartet keinen "Preiskampf" auf ihrem Marktplatz, wohl aber eine Differenzierung über den Preis. Die Preise sind transparent; die Provider können zeigen, wie sie zustande kommen. Auf Dauer soll Differenzierung aber auch über unterschiedliche Quality of Services und über die Governing Region stattfinden: Ein deutscher Anbieter dürfte aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen, die er erfüllen kann, andere Preise aufrufen können als einer aus dem Ausland.

8. Wie findet ein Kunde das passende Angebot?

Je nach Angaben zu Mengen, Regionen, Laufzeiten und anderen Entscheidungsparametern werden die Such­ergebnisse gefiltert. Sucht ein Kunde billigen Hauptspeicher, weil er einen Memory-intensiven Workload hat, werden die Ergebnisse entsprechend diesem Suchkriterium angezeigt. Provider können sich also überlegen, mit welchen Angeboten sie punkten und ob sie beispielsweise den Memory-Preis billig, dafür aber CPU und Storage teuer anbieten möchten. Aus Provider-Sicht lässt sich das - je nach Auslastung der eigenen In­frastruktur - auch dynamisch gestalten.

9. Welche Preismodelle gibt es?

Die Cloud Exchange bietet die beiden Vertragstypen "Pay as you go" und "Fixed End" an. Beim Pay-as-you-go-Verfahren stehen die Ressourcen sofort zur Verfügung, abgerechnet wird im Stundentakt nach Ressourcenverbrauch, sobald die VM hochgefahren ist. "Fixed End" sieht dagegen die Buchung von Ressourcen für einen bestimmten Zeitraum (etwa die Dauer eines Projekts) vor. Hier muss gezahlt werden, egal ob die Ressourcen genutzt werden. Ein Vorteil dieser Variante besteht darin, dass Kunden vorab herausfinden können, zu welchen Konditionen sie Ressourcen wann und bei welchem Provider zu den günstigsten Bedingungen buchen können.

10. Wird die DBCE ein Marktplatz, auf dem Cloud-Provider vor allem ihre Überkapazitäten loswerden wollen?

Zum Teil, ja. Andererseits bietet sich für RZ-Betreiber die Chance, hier einen neuen Sales-Channel zu eröffnen, den sie vorher nicht bedienen konnten. Sie stellen einen Teil ihres Data Center explizit der DBCE zur Verfügung und bauen darauf einPublic-Cloud-Angebot auf. Der Vorteil: Sie müssen sich nicht um Aufgaben wie die Gestaltung eines ansprechenden Benutzer-Frontends, Billing oder den First-Level-Support (inklusive Ticketing-System) kümmern. Für die Rechnungslegung etwa hat die DBCE einen standardisierten Prozess geschaffen. Solche Shared Services sollen sich positiv in den Costs per Order der Provider niederschlagen.

11. Wie erhalten Provider die Zulassung zur DBCE (Onboarding)?

Hier gibt es einen zweistufigen Prozess. Die DBCE hat ein Team, das sich mit der technischen Evaluation beschäftigt. Es arbeitet mit einer dedizierten Settlement-Software, die oberhalb des Cloud-Stacks des Providers (idealerweise eine OpenStack-Infrastruktur) installiert wird. Allerdings sind Setup und Infrastruktur bei jedem Provider unterschiedlich, so dass die Anbindung an den Marktplatz nicht ganz trivial ist. Im ersten Schritt wird das Team herausfinden, wie groß der Aufwand ist, um dann weitere Schritte einzuleiten. Neben diesem "Bits-und-Bytes-Check" gibt es einen zweiten Schritt: den prozessual-operativen Check. Hier stützt sich die DBCE auf die Mithilfe des TÜV Rheinland, der standardisiert prüft, wie die Provider prozessual aufgestellt sind und ob sie überhaupt dauerhaft und in der nötigen Qualität liefern können.

12. Können Kunden festlegen, aus welchem Land sie Ressourcen beziehen wollen?

Ja. Die Plattform ist zunächst auf Kontinentaleuropa beschränkt. Über einen Filtermechanismus lassen sich die "Governing Regions" einstellen, so dass sich beispielsweise nur Anbieter aus Deutschland, aus der EU oder aus anderen europäischen Ländern anzeigen lassen. Die Governing Regions dienen als eines von vielen Filterkriterien.

Governing Region Deutschland bedeutet, dass der Provider ein deutsches Unternehmen ist, sein RZ in Deutschland betreibt und alle Parteien mit Root-Zugriff in Deutschland sitzen. US-Anbieter, die ein Rechenzentrum in Deutschland haben und auch die Administra­tion hier ansiedeln, werden beispielsweise nicht unter "Governing Region Germany" erscheinen.

13. Wie vollzieht sich die Vertragsgestaltung?

Grundsätzlich schließen die Kunden Standardverträge mit den Providern ab, in denen Leistungen und Governing Regions vereinbart sind. Das soll den Kunden Sicherheit garantieren. In Streitfällen sieht sich die DBCE als Vermittler im Zentrum, der Zugang zu verschiedenen Datenpunkten hat. Kommt es zu Problemen, kann die DBCE unter Umständen erkennen, ob die Ursachen auf Provider- oder Kundenseite liegen, und entsprechend vermitteln.

14. Können auch große Anwender ihre Rechenzentrums-Überkapazitäten an der DBCE vermarkten?

Theoretisch können Konzerne, die auf Provider-Niveau Rechenzentren betreiben, über die DBCE anbieten. Laut DBCE-CTO Maximilian Ahrens unterscheiden sich allerdings die Strukturen echter Provider von denen der Privatunternehmen mit internen Kunden auf der Prozessebene signifikant. Ein Dax-Konzern, der als Provider auftreten will, hat demnach höhere Hürden zu nehmen als ein kommerzieller RZ-Betreiber. Entsprechende Gespräche soll es dennoch geben.

15. Welche Partner hat die DBCE jenseits der Cloud-Provider?

Die DBCE hat die IT-Service-Management-Plattform von ServiceNow in den Marktplatz integriert. ServiceNow-Anwender können so Infrastruktur aus dem Marktplatz in ihr ITSM einbetten - genauso wie sie bereits AWS-Ressourcen oder Private Clouds auf Basis von VMware-Technologie integrieren können. Auch mit der Fritz & Macziol Group arbeitet die DBCE zusammen. Das Systemhaus bindet seine Kunden an die Cloud Exchange an und berät sie beim Einkauf von Ressourcen.