Ratschläge von Wolfgang Lux

2 große Herausforderungen für CIOs

12.10.2012 von Andrea König
Der frühere CIO von Media-Saturn Wolfgang Lux hat ein Buch über Innovationen im Handel geschrieben. Doch CIOs werden zu wenig im Unternehmen unterstützt.

Mit dem Handel in Deutschland kennt Wolfgang Lux sich aus: Lange Jahre war er als Topmanager bei der Metro-Gruppe, zuletzt von 2001 bis 2010 in der Media-Saturn-Unternehmensgruppe für die Ressorts IT, Logistik, Organisation und Technische Innovation zuständig. 2011 hat Lux sich mit einer eigenen Unternehmensberatung selbstständig gemacht. "Verpassen wir die Megatrends der Zukunft?", lautet die zentrale Frage in seinem aktuellen Buch "Innovationen im Handel". Im Interview erläutert Lux, weshalb die IT bei diesen Trends eine so zentrale Rolle spielt und vor welche Herausforderungen das CIOs stellt.

"Heute lässt sich noch gar nicht abschätzen, wie massiv sich das Einkaufen für den Kunden zukünftig noch ändern wird", sagt Wolfgang Lux im Gespräch mit CIO.de.
Foto: Media-Saturn

Im Buch beschreiben Sie Megatrends wie unternehmerische Gesellschaftsverantwortung, demografische Entwicklung, Mobile Shopping und Social Media. Welche Auswirkungen haben diese Trends auf die IT?

Wolfgang Lux: Die Megatrends wirken sich im Handel am stärksten auf die Unternehmensbereiche Marketing und IT aus. Das Kernproblem besteht darin, dass die Technologie sich zu einem zentralen Treiber zur grundsätzlichen Änderung des Geschäftsmodells entwickelt hat. Das gab es bislang nicht.

Wie verändert diese Entwicklung die Aufgabenfelder von CIOs im Handel?

Wolfgang Lux: Ich sehe zwei große Herausforderungen. CIOs müssen zum einen viel in Change Management im Unternehmen investieren, damit die IT in den "operativen" Fachbereichen nicht länger nur als Kostenfaktor und Dienstleister gesehen wird. Zum anderen müssen sie an zahlreichen Stellen im IT-Bereich selbst ihre Hausaufgaben machen.

Uralte Anwendungslandschaften

Welche Hausaufgaben meinen Sie?

Wolfgang Lux: In vielen Unternehmen gibt es eine Aufgabenflut, die der CIO abarbeiten muss. Er muss eine oft uralte Anwendungslandschaft bereinigen, den Einsatz von Standard-Software vorantreiben, Stammdaten pflegen und das wichtige Thema Bring your own Device anpacken, um nur einige zu nennen. Nach meiner Beobachtung wird das erst in wenigen Handelsunternehmen konsequent praktiziert. Als größte Herausforderung sehe ich die enorme Geschwindigkeit, die dem Handel vom Internet aufgedrängt wird. Um innovativ zu handeln, muss in Unternehmen viel verändert werden. Eine langsame IT kann da schnell zum Hemmnis werden.

"Innovationen im Handel: Verpassen wir die Megatrends der Zukunft?" ist 2012 im Springer Gabler Verlag erschienen (425 Seiten; 49,95 Euro).
Foto: Springer Gabler

Das sind zahlreiche Aufgaben für CIOs im Handel. Wo setzt man da am besten an?

Wolfgang Lux: CIOs müssen sowohl beim Change Management als auch im eigenen Bereich ansetzen. Die Aufgaben nach und nach abzuarbeiten, funktioniert heute nicht mehr. Denn bereits jetzt dreht eine Vielzahl von Trends gleichzeitig an allen Schrauben der Geschäftsmodelle. Die Unternehmen sollten sich ganz genau überlegen, wo sie ihre Prioritäten setzen und wie sie ihre Mitarbeiter und ihre finanziellen Ressourcen einsetzen.

Wie CIOs Vorstandskollegen überzeugen

Wie viel Raum bleibt CIOs für Innovationen?

Wolfgang Lux: Das Internet hat einen Paradigmenwechsel verursacht. Heute lässt sich noch gar nicht abschätzen, wie massiv sich das Einkaufen für den Kunden zukünftig noch ändern wird. Der Kosten- und Margendruck wird für die klassischen Händler und damit auch für deren CIOs immer größer, das schmälert den Raum für Innovationen. IT-Verantwortliche müssen aufpassen, dass sie nicht pauschal für Probleme haftbar gemacht werden, die sich daraus ergeben. Um fit für die Zukunft zu sein, müssten sie ihre IT rundumerneuern. Dafür im Unternehmen Unterstützung zu finden, ist schwer.

Wie würden Sie argumentieren?

Wolfgang Lux: CIOs sollten versuchen, den anderen Top-Managern die Konsequenzen aufzuzeigen. Also ihnen klarmachen, was passiert, wenn die IT nicht zukunftsfähig gemacht wird. Wer als IT-Verantwortlicher selbst im Vorstand sitzt, hat es sicherlich leichter, seine Vorstandskollegen zu überzeugen. Schwieriger wird es, wenn man eine Ebene tiefer angesiedelt ist. Wer dann merkt, er dringt nicht zu den Vorständen durch, sollte sich eine der großen Technologiefirmen zu Hilfe holen. Diese Experten sind nah und glaubhaft an aktuellen Entwicklungen und können viel dazu beitragen, die Diskussion im Unternehmen in Gang zu bringen.

Was bedeuten die Zukunftstrends für CIOs, die nicht im Handel tätig sind?

Wolfgang Lux: Gerade die im Buch erläuterten Megatrends wie Social und Mobile betreffen nicht nur den Handel, sondern unser Leben als Ganzes. Das geht auch viele andere Branchen an: Geschäftsmodelle wie der Buchhandel oder Reisebüros waren vom Wandel durch das Internet doch noch früher betroffen als der Handel. CIOs sollten sich überlegen, was die Veränderungen für ihre Branche bedeuten, in der sie tätig sind. Die eine ist stärker betroffen, die andere weniger stark, doch betroffen sind sie alle und die grundsätzlichen Herausforderungen sind die gleichen.

Wolfgang Lux war lange als Topmanager bei der Metro-Gruppe tätig, zuletzt von 2001 bis 2010 als CIO der Media-Saturn-Unternehmensgruppe. 2011 hat er sich mit einer eigenen Unternehmensberatung selbstständig gemacht. Sein aktuelles Buch Innovationen im Handel: Verpassen wir die Megatrends der Zukunft? ist 2012 im Springer Gabler Verlag erschienen (425 Seiten; 49,95 Euro).