Business-Orientierung

3 Stolpersteine beim Application Management

10.10.2014 von Stephan Schleicher
Die Digitale Transformation erfordert ein geschäftsorientiertes Application Management. KPIs, Portfolio-Optimierung und Automatisierung sorgen bei der Umstellung für das größte Diskussionspotenzial. Sie bieten aber zugleich die Chance, die IT deutlicher als Business-Partner zu positionieren.

Eine Entscheidung für Digitale Transformation bedeutet grundlegende Veränderungen, die Agilität und Innovation bei Management, Mitarbeitern und nicht zuletzt der zugrundeliegenden IT verlangen. Auch die Anforderungen an das Application Management (AM) wandeln sich dadurch deutlich. Und das birgt neben etlichen Herausforderungen vor allem die Chance, die Rolle der IT zu stärken.

IT und Business auf Augenhöhe

Stephan Schleicher: "Soll das AM am Business ausgerichtet werden, muss der CIO auch als Geschäftspartner auf Augenhöhe wahrgenommen werden."
Foto: Capgemini

Ganz grundlegend gilt: Soll das AM am Business ausgerichtet werden, muss der CIO auch als Geschäftspartner auf Augenhöhe wahrgenommen werden. Die IT-Abteilung wird im Laufe des Optimierungsprozesses zwangsläufig tiefere Einblicke gewinnen, was geschäftsseitig nicht immer gut ankommt. Hier gilt es für den CIO, seine C-Level-Kollegen frühzeitig ins Boot zu holen und Mehrwertkommunikation zu betreiben.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen Welten

Für immer mehr CIOs und IT-Entscheider ist die IT ein Treiber von Innovationen, die geschäftliche Wirkung entfalten sollen, so das Fazit des Application Landscape Report von Capgemini. Da traditionelle AM-Modelle meist nur Fehlerkorrekturen und eine adaptive Wartung umfassen, können sie mit diesen Anforderungen nicht schritthalten. Viele IT-Landschaften sind zu alt, zu heterogen, zu komplex und zu wartungsaufwändig. Trotz dieser Komplexität sowie sinkender IT-Budgets erwartet die Business-Seite kosteneffiziente zukunftsfähige Applikationen, die die Effektivität von Geschäftsprozessen steigern und beispielsweise "alt" (Legacy) mit "neu" (Everything as a Service - XaaS) verbinden können.

Eine klare Mission: Mehr mit weniger

Das heißt: Komplexität und Kosten runter, Effizienz und Mehrwert rauf. Das AM der Zukunft ist ganz klar am Business ausgerichtet, es nutzt Automatisierung, um Serviceeffektivität und -kosten zu verbessern und bietet zugleich eine industrialisierte Plattform, die Standards und kontinuierliche Fortschritte ermöglicht. Um dieses komplexen Vorhaben umzusetzen, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Ein mitunter langer Weg mit etlichen Stolpersteinen.

Meiner Erfahrung nach bergen besonders drei Dinge bei einer AM-Umstellung das größte Diskussionspotenzial, bieten aber zugleich die Chance, die IT deutlicher als Business-Partner zu positionieren:

Sollen die Prozesse effektiver werden, muss zunächst ein Mapping der geschäftlichen Fähigkeiten erfolgen sowie ein intelligenter Ansatz entwickelt werden, der die Business-KPIs auf Applikationsebene verbessert. Traditionelle Service Level Agreement (SLA)-Metriken führen hier oft zum "Wassermelonen-Effekt". Dabei bekommen die Stakeholder das Gefühl, dass die KPIs zwar äußerlich "grün" erscheinen, aber im Kern die tatsächliche Erfahrung der Business-Seite auf "rot" steht. Insofern empfiehlt es sich, schon heute proaktiv nach relevanten Bereichen zu suchen, die eine schnelle Implementierung von Business-KPI's erlauben.

Für eine sichere Zukunft der Applikationslandschaft ist die richtige Ausrichtung des Applikations-Portfolios wichtig. Mit Hilfe von dynamischen Optimierungstools kann identifiziert werden, wie sich das Portfolio rationalisieren lässt. Durch diese Erkenntnisse, wird dann das Zielbetriebsmodell für die Applikationen definiert, inklusive Verlagerung in die Cloud oder Abbildung von Szenarien. Oft sind diese Analysen langwierig und langsam. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass nach einer kurzen knackigen Ersteinschätzung die Ausrichtung direkt auf die Kernthemen fokussiert wird und konkrete Maßnahmen wie z.B. Fertigungstiefe oder Dekommissionierung erkannt werden können.

Zusätzlich zu den üblichen Kosten- und Industrialisierungshebeln setzt das Applikationsmanagement der nächsten Generation auf "Applications Intelligence Tools" für grundlegende Effizienzsteigerung. Hier geht es weniger darum die Standard-Baukästen an kontinuierlichen Verbesserungsmaßnahmen immer wieder oder tiefer auszuschöpfen, vielmehr sollten Unternehmen und Service-Provider daran arbeiten, dass bestimmte Abläufe automatisiert werden. Das bringt sofortige Wirkung beim Budget und erhöht sichtbar die Qualität gegenüber dem Endkunden.

Capgemini: Application Landscape Report 2014 -
Capgemini Application Landscape Report 2014
Die Analysten von Capgemini haben für ihren Application Landscape Report 2014 weltweit mehr als 1.000 IT-Entscheider befragt. Die Antworten zeigen deutliche Unterschiede zwischen den etablierten Industrienationen und den BRIC-Staaten (Brasilien, Indien, China) auf.
Ziele der IT-Chefs
Wichtigstes Ziel ist es, die Effizienz des Unternehmens zu steigern. Das erklären 55 Prozent der CIOs. In einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 2011 sagten es 52 Prozent.
Wachsende Budgets
Insgesamt gehen 61 Prozent der Befragten davon aus, in den kommenden fünf Jahren mehr Geld zur Verfügung zu haben. Elf Prozent rechnen sogar mit signifikanten Steigerungen.
Stärkeres Alignment in den BRIC-Staaten
IT-Chefs aus den BRIC-Staaten profitieren nach eigenen Angaben von einem überdurchschnittlich starken Verständnis des Business für die IT.
Implementierungsgrad neuer Technologien
Capgemini hat nach dem Implementierungsgrad von Cloud, Mobile, Social und Big Data gefragt. Weltweit gesehen erreichen Cloud und Mobile jeweils mehr als 50 Prozent.
Neue Technologien im Vergleich
Auch hier zeigt sich, dass die BRIC-Staaten beim Einführen neuer Technologien im internationalen Vergleich vorne liegen.

Kurz gesagt: Mit innovativen geschäftsrelevanten Messverfahren kann über den typischen Billiger-Ansatz hinaus noch wesentlich mehr zum originären Geschäftserfolg der Unternehmen aus der IT heraus beigetragen werden - und das auch bei sogenannten Commodity-Services.