Gehalt vs. Inflation

3 Tipps, um deutlich mehr zu verdienen

29.08.2022 von Julia-Eva Seifert
Die hohe Inflation frisst kleine Lohnerhöhungen auf. Mit diesen Tricks schlagen Sie in Gehaltsverhandlungen mehr heraus.
Arbeitnehmer, die eine Spezialisierung vorweisen können, haben gute Karten, in einer Gehaltsverhandlung erfolgreich zu sein.
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Steigende Mieten, immer höhere Lebensmittel- und Energiepreise und zusätzlich auch noch die finanziellen Belastungen durch die Inflation. Für Verbraucher sind die Zeiten nicht gerade rosig. Doch einige Beschäftigte können zum Ausgleich wenigstens mit einer Gehaltserhöhung rechnen. Bei besonders gefragten Fachkräften fällt die Einkommenssteigerung dabei sogar relativ beachtlich aus - bis zu 25 Prozent mehr Gehalt sind möglich.

Bereits zu Beginn des Jahres 2022 gaben die Mehrzahl der befragten Unternehmen in einer vom ifo-Institut betriebenen Studie an, dass sie im Jahr 2022 mit einer Gehaltssteigerung der Belegschaft rechnen. In manchen Branchen und Berufen sei sogar ein Plus von bis zu 5,8 Prozent möglich. Beachten sollte man dabei, dass die Studie vor Beginn des Ukraine-Krieges und damit vor der deutlichen Preissteigerung für Energie und Lebensmittel durchgeführt wurde.

Aufgrund des Krieges hat sich die Situation verändert, denn im Oktober lag die Inflationsrate bei 10,4 Prozent (auch der Goldpreis ist seit Anfang 2022 weiter gestiegen) und damit deutlich über dem Maximalwert, den einige Unternehmen noch in der Umfrage angaben. Heißt konkret: Beschäftigte, die ungefähr sechs Prozent mehr Lohn oder Gehalt bekommen, haben effektiv von dieser Gehaltssteigerung nichts, weil sie durch die Inflation aufgefressen wird.

Inflation: Unternehmen kündigen Gehaltssteigerungen an

Einige Arbeitgeber reagieren bereits und kündigen Gehaltserhöhungen an. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson planten Unternehmen schon 2021 Gehaltssteigerungen in Branchen, in denen Fachkräfte gesucht werden - und das sind mittlerweile einige. Laut totalrewards haben Arbeitnehmer, die in technologieorientierten Branchen tätig sind, aktuell die besten Aussichten, im laufenden Jahr deutlich mehr Gehalt zu bekommen. Zu diesen Branchen und Berufen gehören beratende Tätigkeiten im Technologieumfeld, Medizintechnik und Fintech.

Grundsätzlich haben aber alle Arbeitnehmer, die eine Spezialisierung vorweisen können, gute Karten in einer Gehaltsverhandlung. Folgt man den Ausführungen von Willis Towers Watson, so konnten sich bisher schon IT-Systemarchitekten über deutlich mehr Gehalt freuen: Seit Beginn der Corona-Pandemie stehen nun bis zu 25 Prozent mehr Gehalt auf ihrem Gehaltszettel. Vertriebsmitarbeiter, die im Großkundenbereich arbeiten, konnten im gleichen Zeitraum durchschnittlich 15 Prozent mehr Gehalt mit nachhause bringen und im Controlling und Marketing waren zehn Prozent Gehaltszuwachs möglich.

Gehaltserhöhung durchsetzen: 3 Tipps

Sie gehören nicht zu den glücklichen Arbeitnehmern, die automatisch von deutlich mehr Lohn oder Gehalt profitieren? Dann können Sie selbst aktiv werden. Wenn Sie zu den gesuchten Fachkräften gehören und/oder Skills mitbringen, die Ihr Arbeitgeber nicht so leicht ersetzen kann, können Sie individuell eine Verhandlung um mehr Gehalt anstoßen. Mit diesen Argumenten können Sie ihren Arbeitgeber vielleicht überzeugen:

Gehaltserhöhung verwehrt: Alternativen

Was aber, wenn die Gehaltsverhandlung optimal läuft, der Chef die Leistung seines Mitarbeiters anerkennt und gerne mehr Gehalt zahlen würde, es aus wirtschaftlichen Gründen aber nicht kann? Auch für diese Fälle gibt es eine Option: Der Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Bloom von der Universität Stanford führt aus, dass zwei Tage im Home-Office so viel Wert seien wie sieben oder acht Prozent mehr Gehalt. Vereinbaren Sie mit ihrem Arbeitgeber also doch ganz einfach Home-Office oder Remote Work und gleichen Sie fehlendes Gehalt durch mehr Lebensqualität aus. Wenn Sie nicht täglich zum Job pendeln müssen, sparen Sie außerdem Geld für Treibstoff oder Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel - und häufig auch eine Menge Zeit. (pg/fm)

10 Fehler im Gehaltsgespräch
Keine Agenda haben
Unstrukturierte Gespräche führen zwangsläufig zu vagen Ergebnissen. Gedankliche Meilensteine helfen dabei. Setzen Sie Ihre Argumente wohl dosiert ein. Legen Sie nicht sofort all Ihre Trümpfe auf den Tisch. Halten Sie noch ein paar gute Argumente in der Hinterhand. Bringen Sie Ihr stärkstes Argument erst gegen Ende Ihrer Argumentationsreihe.
Nervös werden
Der persönliche Eindruck kann sehr entscheidend dafür sein, ob Sie Ihr Ziel erreichen oder nicht. Versuchen Sie deshalb, Ihre Körpersprache bewusst einzusetzen, mögliche Störfaktoren auszuschalten und souverän zu agieren. Eigentlich ist es ganz einfach: Je positiver Ihre Einstellung, desto offener und positiver wird Ihre Körpersprache sein und umso besser wird die Verhandlung laufen.
Überzogene Forderungen
Wer zu wenig fordert, kommt nie zu mehr Geld. Wer zu viel verlangt, verspielt möglicherweise sämtliche Karriere-Chancen. Gehaltsforderungen sollten angemessen sein. Nur wer weiß, was in vergleichbaren Positionen gezahlt wird, hat eine Vorstellung davon, was er für seine Arbeit verlangen kann beziehungsweise was seine Arbeit überhaupt wert ist.
Schlechte Vorbereitung
Wer vorbereitet ins Gehaltsgespräch geht, holt mehr raus. Eine gute Vorbereitung ist allein schon deshalb wichtig, weil Ihr Verhandlungspartner in punkto Gehalt und Verhandlungskompetenz in der Regel wesentlich erfahrener ist als Sie es sind.
Schlechte Argumente
Es gibt Argumente, die Sie nie benutzen sollten, auch wenn das eine oder andere auf den ersten Blick der Auslöser für Ihren Wunsch nach mehr Gehalt gewesen sein sollte. Vermeiden Sie Mitleids- oder Bedürftigkeitsargumente. Auch Vergleiche mit Kollegen sind tabu. Erpressungsversuche á la "Wenn ich nicht mehr Geld bekomme, gehe ich" sowieso. Was zählt, ist einzig und allein Ihre Leistung.
Keine Ziele haben
"Wer nicht weiß, wohin er will, wird auch nie ankommen", lautet sinngemäß ein Sprichwort. Wer schon vor der Gehaltsverhandlung nicht weiß, was er genau will, kann sich mit dem Chef nicht gut in der Mitte treffen. Legen Sie also ein Minimal- und ein Maximalziel fest und planen Sie ausreichenden Verhandlungsspielraum ein.
Falscher Zeitpunkt
Gutes Timing bei der Gehaltsverhandlung kann Gold wert sein. Niemals zwischen Tür und Angel. Machen Sie immer einen Termin. Überlegen Sie, wann Ihr Chef am besten aufgelegt ist. Ein Gehaltsgespräch in hektischen Zeiten setzt den Vorgesetzten unnötig unter Druck. In einer entspannten Situation werden Sie viel eher auf sein Wohlwollen stoßen. Aber Vorsicht: Wenn der Insolvenzverwalter schon durch die Flure wandert oder die Firma in einer existenziellen Krise steckt, dann macht eine Forderung nach mehr Gehalt wenig Sinn.
Unflexibel sein
Wer halsstarrig an seinen Forderungen klebt, nimmt sich die Möglichkeit zu vielleicht gar nicht mal so schlechten Kompromissen - und hinterlässt schnell einen negativen Nachgeschmack. Versteifen Sie sich also nicht auf eine Lösung, sondern haben Sie eine Alternative oder mehr in der Hinterhand. Muss es denn wirklich mehr Geld sein? Oder könnten Sie auch mit einer Prämienregelung oder einer Weiterbildung leben.
Hoffen auf den großen Sprung
Verhandeln Sie lieber häufiger über kleinere Gehaltserhöhungen als in langen Abständen auf gewaltige Sprünge zu hoffen. Fragen Sie auch dann nach einer Gehaltserhöhung, wenn nicht unbedingt damit zu rechnen ist. Wer nicht gelegentlich den Arm hebt, geht nicht nur jahrelang leer aus, sondern büßt möglicherweise auch seine Wertschätzung beim Chef ein.
Sich aus dem Konzept bringen lassen
Es gibt gegen alles Einwände, auch gegen Gehaltserhöhungen. Lassen Sie sich davon möglichst nicht aus der Ruhe bringen und verfolgen Sie konsequent Ihre Gesprächsziele. Viele dieser Phrasen werden gern eingesetzt, um schlecht Vorbereiteten einen Dämpfer zu verpassen oder sie schlicht aus dem Konzept zu bringen. Die entstehende Verwirrung soll es Ihnen schwer machen, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Und natürlich will die Unternehmensseite sehen, wie wichtig Ihnen Ihr Anliegen wirklich ist.