Was künftige CIOs anders machen

5 IT-Aufsteiger neuen Typs

27.03.2013 von Andrea König
Der moderne CIO kümmert sich um die Beziehung zum Business. Zentrale Frage für ihn ist, wie er mit schlauem IT-Einsatz Unternehmensziele unterstützen kann.
Um die Technik geht es bei CIOs viel weniger als früher.
Foto: SAP AG

Wenn Armand Rabinowitz, Senior Manager of IT Process Improvement bei der Hotel-Kette Hyatt, über Unternehmens-IT spricht, redet er nicht von Applikationen, Rechenzentren, Netzwerken oder der Cloud. Der 37-jährige Rabinowitz hat sich darauf spezialisiert, Hotel-Kunden mit IT zu begeistern. So können sie nun zum Beispiel den Check-In umgehen, indem sie online über ihr Smartphone einchecken und ihre Kundenkarte als Zimmerschlüssel benutzen.

Rabinowitz und fünf andere IT-Experten wurden von ihren Managern, führenden IT-Verantwortlichen, bei unserer amerikanischen Schwesterpublikation Computerworld als IT’s Rising Stars nominiert. Sie alle sehen sich in der Lage, durch IT-Innovationen Probleme des Business zu lösen und Business-Ziele zu erreichen. Sie haben verstanden, dass die IT nicht mehr für den Support zuständig ist sondern mit ihren Lösungen für Umsatz sorgt. Tracy Mayor stellt die Rising Stars vor.

Abgleich mit der Unternehmenskultur wird wichtiger

Marshall Oldham vom IT-Recruitingunternehmen TEKsystems findet, dass sich diese neue Aufgabe der IT auch in den Einstellungen zeigt. Denn während man Anfang der 2000er Jahre mit Fachwissen punkten konnte, geht es nun um ganz andere Qualifikationen. Heute ist es viel wichtiger, ob man zur Unternehmenskultur passt, das Geschäftsmodell versteht und eine gute Führungskraft ist.

Neben Armand Rabinowitz wurde auch die 43-jährige Lynn Costa unter die Rising Stars der IT gewählt. Sie arbeitet beim Kinderbuchverlag Scholastic als Vice President Shared Services. Dabei verantwortet sie unter anderem die Enterprise-Applikationen, den Help-Desk und die Mobil-Strategie. Ihr Spezialgebiet liegt darin, Prozesse zu identifizieren, die Change unterstützen. IhreRolle, findet Costa, entwickelt sich mehr und mehr zu der eines strategischen Consultants. Als solcher versucht sie herauszufinden, was das Business erreichen möchte und unterstützt diese Ziele dann mit den richtigen Technologien.

Dritter Rising Star ist der 43-jährige David Paschane. Er arbeitet als Director beim Office of Strategic Services im U.S. Department of Veterans Affairs. Er und seine fünf Mitarbeiter versuchen, durch den klugen Einsatz von IT das Department zu entbürokratisieren. Dadurch steigern sich Leistungen und Innovationen und die Kosten sinken.

Umgang mit Wissensarbeitern

Nur wenige CIOs, findet Paschane, verstehen bislang, dass sich ihr Job nicht um Technologien sondern um den Umgang mit Wissensarbeitern und den Wert von Informationen für das Unternehmen dreht. Diese Wissensarbeiter müssen CIOs bei ihrer Arbeit unterstützen und ihnen helfen, noch konzentrierter arbeiten zu können. Er und sein Team entwickeln zum Beispiel gerade einen virtuellen Desktop und einen Online-Arbeitsplatz, der die Kollaboration im Unternehmen fördert.

Auch der 47-jährige Bill Mayo hat es unter die Rising Stars geschafft. Mayo arbeitet als Director Commercial IT beim Biotechnologieunternehmen Biogen Idec. In früheren Jobs bei Gillette und Procter & Gamble hatte Mayo sich zum Experten für die Supply Chain weiterentwickelt. Heute arbeitet er eng mit den Leitern aus den Fachbereichen zusammen.

Die zentralen Fragen lauten dann: Wie kann die IT Sales, Dienstleistungen für Patienten oder das Marketing unterstützen? Oder allgemeiner gesagt: Wo möchte das Unternehmen hin und wie kann die IT das unterstützen? Dabei sieht Mayo es als Vorteil, dass er kein Experte in Biotechnologie ist. Denn so hinterfragt er viele Dinge und bereichert die Prozesse durch seine Perspektive. Er sieht sich weniger als IT-Experte oder Führungspersönlichkeit sondern vielmehr als Visionär des großen Ganzen.

Fünfter Rising Star ist Leigh Ann Thomas, die als Senior Business Relationship Manager im IT-Bereich beim Wasserversorgungsunternehmen American Water arbeitet. Ihre Tätigkeit dreht sich um den Wertbeitrag der IT für das Business. Da es keinen Vorgänger gibt, fing Thomas bei null an. Sie möchte ein tiefes Verständnis dafür schaffen, was das Business wirklich benötigt. In einem ersten Schritt führte sie viele Gespräche mit Vertretern aus dem Business, im zweiten Schritt sollen aus diesem Feedback konkrete IT-Investitionen abgeleitet werden. Es geht ihr weniger darum, die Technik am Laufen zu halten als strategische Partnerschaften im Unternehmen einzugehen.

Auch der 42-jährige Joe Donnici wurde als Rising Star nominiert. Er arbeitet als Vice President Core IT bei Quintiles, das Unternehmen ist auf klinische Forschung, Zulassung und Vermarktung neuer Medikamente spezialisiert. Donnici und seine 400 Mitarbeiter verantworten die weltweite Infrastruktur, Rechenzentren, IT-Sicherheit und die Themen Storage und Applikationen. Als zentrale CIO-Eigenschaft sieht er neben der nun bereits häufiger genannten Business-Orientierung die Ruhe. Denn Zwischenfälle gibt es immer wieder. Da müsse man Ruhe bewahren, alles koordinieren und wenn nötig an den CEO oder einen anderen Verantwortlichen berichten.

Unternehmenskultur verändern

Momentan beschäftigen ihn zum Beispiel Angebote für mobile Geräte und Apps. Im vergangenen Jahr wurde bei Quintiles ein BYOD-Programm gestartet. Inspirationen für seinen Job holt er sich zum Beispiel auch von seinen Kindern, die das iPad voller Begeisterung nutzen. Die Frage wird sein, wie schnell er und sein Team die Unternehmenskultur verändern können.