Lizenzmodelle

5 Verhandlungs-Tipps für Microsoft-Lizenzen

08.07.2011 von Nicolas Zeitler
Preise vergleichen, eine Upgrade-Strategie haben, Vorteile abwägen: Wer das tut, ist laut Forrester gerüstet, das richtige Lizenzmodell von Microsoft zu wählen.
Steve Ballmer lacht, wenn die Kasse klingelt. Microsoft-Anwender weniger: Die Lizenzmodelle halten viele für sehr kompliziert.
Foto: IDG News Service

Wer Microsoft-Lizenzen für eine Geheimwissenschaft hält, muss das nicht verschämt verschweigen. Vielen Anwendern geht es ähnlich, und auch Duncan Jones vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Forrester findet, das richtige Volumenlizenz-Programm auszuwählen werde "jedes Jahr komplizierter". Jones zufolge kommt es bei der Entscheidung hauptsächlich auf fünf Fragen an. Die hat der Berater in einem Leitfaden zusammengestellt.

1. Nach dem günstigsten Preis suchen

Was selbstverständlich klingt, vernachlässigen laut Jones viele IT-Entscheider. Knackpunkt bei der Frage ist die Entscheidung für oder gegen ein Enterprise Agreement (EA). Mit einem EA bekommen Anwender mit mehr als 250 Rechnerarbeitsplätzen günstigere Lizenzen als in anderen Programmen. Allerdings kann ein Enterprise Agreement, darauf weist Duncan Jones hin, leicht einen großen Anteil am IT-Budget wegfressen. Indem er Upgrades verschiebe, könne der CIO ungewollte Kosten bei diesem Modell vermeiden. Lohnenswert könne es außerdem sein, die Verkaufsmannschaft von Microsoft um ein besseres Angebot zu bitten.

Zwei Versionen zum Preis von eineinhalb

2. Upgrades planen

Wer bei Microsoft eine Software Assurance abschließt, erhält rund um seine lizenzierte Software eine Reihe von Services und vor allem Anspruch auf die neueste Produktversion. Die Frage, ob man eine Software Assurance abschließt, ist Jones zufolge grundlegend für die Entscheidung für oder gegen das EA. Mit der Entscheidung schließt der CIO laut Duncan Jones eine Wette ab: darüber, ob sein Unternehmen auf die nächste Produktversion upgraden wird oder nicht.

Mit einem Enterprise Agreement bekomme man zwei Versionen zum Preis von eineinhalb. Sich nach der bisherigen Upgrade-Politik im Unternehmen für oder gegen das EA zu entscheiden, ist Jones zufolge nicht immer sinnvoll. Nur weil man Vista und Office 2007 übersprungen habe, heiße das noch lange nicht, dass man auch Office 2010 und Windows 7 auslasse. Schwer abzusehen sei der Ausgang der Wette auch, weil nicht klar sei, ob Microsoft seinen Rhythmus beibehalte, alle drei bis vier Jahre runderneuerte Versionen seiner Programme zu veröffentlichen.

3. Zentrales oder dezentrale IT-Budgets

Die Entscheidung für oder gegen ein Enterprise Agreement (EA) mit Software Assurance (SA) gleicht einer Wette: Wer sich sicher ist, dass er auf die nächste Version upgraden wird, spart mit EA und SA Geld. Wer dann doch nicht upgraded, hat Geld vergeudet.
Foto: Forrester Research

Wer auf einen Schlag hohe Investitionen durchsetzen will, hat damit mitunter mehr Schwierigkeiten als ein IT-Chef, bei dem regelmäßig geringere Beträge anfallen. "Ein Enterprise Agreement kann verhindern, dass Geschäftsbereiche Upgrades blockieren, indem sie sich weigern, einen Teil ihres Budgets dafür einzubringen", schreibt Duncan Jones. Falle dagegen jährlich eine gleich bleibende Summe an, die die Geschäftsbereiche auf sich verbuchen muss, sei der Widerstand meistens geringer.

Lizenz teurer, Support billiger

4. Den Wert zusätzlichen Komforts abwägen

Microsoft verknüpft mit der Software Assurance zusätzliche Nutzerrechte, um das Angebot attraktiver zu machen. Diese zusätzlichen Vorteile lohnen sich für einige Unternehmen, für andere nicht. Beispiel Single Image Deployment: Duncan Jones rät, den Nutzen genau zu prüfen. Mit Enterprise Agreement sei es möglich, ein Standard-Desktop-Image über die ganze PC-Landschaft auszurollen. Das EA kann in diesem Fall teurer sein als der Kauf unterschiedlicher Versionen in einem Select-Plus-Programm. Dafür spare man später Kosten im PC-Support.

5. Harte und weiche Vorteile beachten

Bei allem Rechen führt der rein finanzielle Vergleich von Lizenz-Optionen oft zu keinem eindeutigen Ergebnis, schreibt Duncan Jones von Forrester. Ist die Software Assurance die bessere Alternative oder nicht? Lässt sich die Frage mit Blick aufs Budget nicht klar beantworten rät Jones dazu, weiche Vorteile in die Entscheidung einzubeziehen - Produktivität oder Zufriedenheit der Anwender beispielsweise. Das Modell sei von Microsoft darauf ausgelegt, dass Software effektiver genutzt werde. Unter anderem sei darin eine Einsatzplanung für Sharepoint enthalten, die Probleme vermeiden helfe.

Nur wer die Elemente der Software Assurance verstehe, sei gerüstet fürs Verkaufsgespräch, schreibt Duncan Jones. Natürlich werde die Sales-Mannschaft von Microsoft erklären, dass jede Komponente "fürs Unternehmen Millionen Dollar wert" sei. Wer sich eingehend damit befasst habe, könne Verkaufsargumente realistisch einordnen.

Duncan Jones gibt in seiner Analyse "Consider These Five Criteria When Choosing A Microsoft Volume Licensing Program" auch einen Ausblick, was IT-Entscheider künftig von Microsoft zu erwarten haben. Der Software-Hersteller bekomme zu spüren, dass CIOs immer weniger bereit seien, für lange Zeit Verträge einzugehen. Um die Software Assurance vor diesem Hintergrund attraktiver zu machen, würden die Redmondern künftig wohl noch mehr Vorteile in dieses Paket schnüren - Jones nennt beispielhaft Zwischen-Releases.

Microsoft stellt sich auf Cloud und Mobilität ein

Statt neuer Bonbons im Software-Assurance-Modell sei allerdings auch ein anderer Ansatz denkbar: Die Unterstützung mobiler Geräte und Cloud-Angebote werde teurer - außer für Anwender, die eine Software Assurance abgeschlossen haben. Sowohl Cloud als auch Mobilität zerstörten Microsofts bisheriges, gerätebasiertes Modell. Auf beide Trends stelle sich Microsoft langsam ein. Allerdings profitierten die Anwender eben nur unter bestimmten Modellen davon, so Jones.