Wichtige Führungskräfte gehen

50 Prozent der Fusionen scheitern

27.04.2010 von Andreas Schaffry
Das Change-Management bei Übernahmen und Fusionen ist meist unzureichend. Dadurch verfehlen Unternehmen nicht nur ihre finanziellen und strategischen Ziele, sondern verlieren auch die besten Mitarbeiter.

Weltweit sind 62 Prozent der Unternehmen der Meinung, dass im Rahmen von Fusionen und Übernahmen ein zielgerichtetes Change-Management-Programm ein kritischer Erfolgsfaktor ist.

Nur so lassen sich Führungskräfte im Unternehmen optimal motivieren und Leistungsträger in Schlüsselpositionen halten.

M&A: Viele Firmen zahlen Lehrgeld

Jedoch haben 57 Prozent der Firmen im Rahmen von Mergers and Acquisitions (M&A) wichtige Entscheidungsträger und ihre besten Mitarbeiter verloren. Zu diesem Kernergebnis kommt die Studie "Global M&A Survey 2010" der US-Personalmanagement-Beratung Hewitt Associates.

Wie schwer der Verlust von hochtalentierten Arbeitnehmern den Übernahmeprozess belastet, belegt die Beratungsfirma mit Zahlen aus einer früheren Studie. Bei knapp 100 Unternehmen, die für Übernahmen insgesamt knapp 560 Milliarden US-Dollar ausgaben, hängen knapp zehn Prozent des gesamten Transaktionsvolumens von wichtigen Mitarbeiter ab.

Fusionen scheitern an schlechter Führung

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Mehr als die Hälfte der befragten Firmen haben bei der jüngsten Übernahme weder ihre finanziellen noch ihre strategischen Ziele vollständig erreicht. Dennoch wollen im Schnitt 72 Prozent ihre Aktivitäten bei M&A-Prozessen in den nächsten zwei Jahren ausbauen.

Am aktivsten zeigen sich Unternehmen aus dem aufstrebenden asiatisch-pazifischen Raum (82 Prozent), gefolgt von Firmen aus Europa und Nordamerika (73 und 72 Prozent). Zum Vergleich: Im Jahr 2009 planten lediglich 59 Prozent der Firmen in aufstrebenden und 50 Prozent in gesättigten Märkten Übernahmen. Weltweit belief sich das Transaktionsvolumen auf etwas mehr als zwei Billionen Dollar.

Overachiever und Underachiever

Die Studie verglich bei den Aktivitäten im M&A-Bereich zudem Top-Performer, sogenannte "Overachievers", und "Underachievers" miteinander. Letzteres sind Unternehmen, die ihre Transaktionsziele verfehlt haben.

70 Prozent der Firmen, die ihre Ziele im Rahmen einer Fusion erreichen, gaben an, dass sie eine formale und effektive Strategie haben, mit der sie Management und Mitarbeiter motivieren und binden.

Im Vergleich zu den "Overachievers" bewerten nur 32 Prozent der wenig erfolgreichen Unternehmen ihre Strategien in bei Übernahmen als erfolgreich. Die Hewitt-Berater machen dafür drei Hauptunterschiede zwischen den Top-Performern und den "Underachievers" verantwortlich.

Mitarbeiter richtig adressieren

Erstere haben klare Strategien und Methoden bei der Adressierung von Mitarbeiterbelangen im Rahmen von Veränderungsprozessen sowie die notwendigen Erfahrungswerte für die erfolgreiche Umsetzung einer Fusion.

Nicht zuletzt gehört bei diesen auch die Förderung von Mitarbeitern zur Unternehmenskultur, unabhängig davon ob aktuell eine Übernahme durchgeführt wird oder nicht.

Für die Studie hat die Personalmanagement-Beratung 278 global agierende Konzerne aus mehr als 30 Branchen zu ihren Transaktionsplänen befragt. 55 Prozent der Unternehmen beschäftigen weniger als 10.000 Mitarbeiter, 19 Prozent zwischen 10.000 und 50.000 und ein Viertel mehr als 50.000.