Swisslog-Transport

500 Container Essen und Müll fahrerlos steuern

10.11.2010 von Hartmut  Wiehr
Medikamenten-Rationen für die Patienten werden im Klinikum im spanischen Reus automatisch verpackt. Die Wäsche holen fahrerlose Wagen von den Stationen ab.

Medikamente oder Verbandsstoffe müssen alle Krankenhäuser vorrätig halten, wenn sie den Patienten diagnose- und zeitgerecht helfen wollen. Der erforderliche Lager- und Personalaufwand kann zurückgefahren werden, wenn man auf IT- und Automatisierungslösungen setzt. Außerdem lassen sich die Stationen durch fahrerlose Transporte schneller versorgen, und ihre Abfälle entsorgen.

Swisslog stattet Krankenhäuser mit fahrerlosen Transportsystemen (FTS) aus.
Foto: Swisslog

Als neuestes Beispiel für den Einsatz fahrerloser Transportlogistik kann die Installation in einem Krankenhaus in der Nähe von Barcelona dienen. Dort setzt man bei der Automatisierung der Medikamentenlogistik und bei internen Transporten auf eine Lösung des Schweizer Anbieters Swisslog. In vielen Ländern Europas und in den USA finden sich Produkte des Herstellers Swisslog, der auch mit der Vermarktung von Rohrpostsystemen bekannt geworden ist.

Pieter Feenstra, Leiter Healthcare Solutions Europa bei Swisslog, erläutert die Bedeutung des neuen Projekts: "Es ist ein Meilenstein für Swisslog in Europa. Wir werden unseren ersten Spitalapotheken-Kunden in Spanien mit einer Reihe von Logistiksystemen ausstatten, die wir in anderen führenden Spitälern Europas bereits erfolgreich implementiert haben." Das neue Universitätsspital in Reus in der Region von Tarragona, südlich von Barcelona, hat mehr als 470 Betten und verfügt über zwölf Operationssäle, 22 Betten in der Intensivstation und 60 Betten für Notfallpatienten. Da es die neuste Scanner-Technologie für Positronen-Emissions-Tomographie (PET) besitzt, kann es als Referenzspital für die Krebsforschung und -behandlung in Europa betrachtet werden.

Swisslog liefert für solche Anwendungsfälle zurzeit drei Logistiksysteme: PillPick, BoxPicker und fahrerlose Transportsysteme (FTS). Bei Reus ist die Apotheke mit je zwei PillPick- und BoxPicker-Systemen ausgerüstet, die ein "Automated Drug Management System" anstelle von aufwendiger Handarbeit ermöglichen.

PillPick steht für ein automatisiertes System für das Verpacken, Lagern und Ausgeben von Medikamenten in Einzeldosen. In Reus soll PillPick 6000 Einzeldosen pro Tag bereitstellen. Laut Swisslog wird eine weitgehende Sicherheit für die Patienten gewährleistet, indem jede Medikamentendosis durch den Markennamen, die Wirksubstanz, die Charge und das Ablaufdatum identifiziert wird. So sollen Verwechslungen vermieden werden.

Bei der Verabreichung der Medikamente ist eine weitere Sicherung eingebaut: Der Barcode jeder Einzeldosis soll mit dem Barcode, der jedem Patienten individuell zugewiesen ist, abgeglichen werden. Dadurch lässt sich laut Swisslog die Wahrscheinlichkeit von Medikationsfehlern gegen Null senken.

Automatisierung mit fahrerlosen Transportsystemen

BoxPicker steht für ein automatisiertes Arzneimittellager zur Aufbewahrung und Ausgabe von Medikamenten sowie Hilfsmitteln. BoxPicker kann als zwei-Temperaturen-Modell ausgeliefert werden: Sowohl temperaturempfindliche Medikamente als auch Medikamente, die bei Raumtemperatur aufbewahrt werden, sollen dank diesem Modell in einer automatisierten Einheit gelagert und kommissioniert werden. Damit können, so Swisslog, Sicherheit und Effizienz aufgrund des kontrollierten Zugangs und einer Software, die sowohl die Bestände als auch den Systemzugang verfolgt, erreicht werden.

Ein fahrerloses Transportsystem für innerbetriebliche Transporte (TransCar) soll die Logistik im Krankenhaus effizienter machen. Sechs Fahrzeuge mit einer Ladekapazität von jeweils bis zu 500 Kilogramm sollen laut Swisslog in Reus rund 500 Container entlang von Korridoren, in Aufzügen, durch Tunnels und über Brücken befördern. TransCar wird Esswaren, Wäsche, Abfälle, Medikamente sowie Materialien transportieren und kann nach Plan oder spontan eingesetzt werden. Jedes fahrerlose Fahrzeug wird täglich rund 15 Kilometer zurücklegen.

Laut einem Analystenbericht der Zürcher Kantonalbank haben sich die beiden Kernbereiche von Swisslog 2009 unterschiedlich entwickelt. Die größere Division Warehouse & Distribution Solutions musste einen Umsatzeinbruch von 23,8 Prozent hinnehmen. Dies sei eine Spätfolge der fehlenden Aufträge von Ende 2008, da viele Kunden aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage große Logistik-und Retrofit-Projekte verschoben haben. Die Division Healthcare Solutions sei dagegen deutlich stabiler, was sich für 2009 in einem eher bescheidenen Umsatzrückgang von nur 2,9 Prozent gezeigt habe.

Automationsbedarf in der Logistik

Für den Hersteller ist deshalb das Gesundheitswesen derzeit der wichtigste Markt. Er soll den Rückgang bei der Handelsabteilung kompensieren. Krankenhäuser mit Automationsbedarf in der Krankenhauslogistik sollen verstärkt angesprochen werden.