Provider managen

6 Hebel für erfolgreiche Outsourcing-Steuerung

05.06.2013 von Nils Urbach und Tobias Würz
Ein Modell gibt IT-Managern Steuerungsmechanismen zur operativen IT-Outsourcing-Steuerung an die Hand. Nils Urbach von der EBS Business School und Tobias Würz von Horváth & Partners stellen den Ansatz in ihrer Kolumne vor.
Nils Urbach ist Leiter des Competence Centers für Strategisches IT-Management an der EBS Business School.
Foto: EBS Business School

Die Frage nach dem Erfolg von IT-Outsourcing-Projekten wird von CIOs sehr unterschiedlich beantwortet. Die Schattierungen reichen von "strategisch notwendig" über "heute haben wir es im Griff" bis zu "totale Katastrophe".

Die EBS Business School hat zusammen mit der Managementberatung Horváth & Partners über einen Zeitraum von zwei Jahren die Gründe für diese unterschiedliche IT-Outsourcing-Performance analysiert und ein Modell zur effektiven und gleichzeitig schlanken IT-Outsourcing-Steuerung entwickelt, welches Unternehmen zur Steigerung ihrer "IT-Outsourcing-Performance" einsetzen können.

Operative Provider-Steuerung wichtiger als Sourcing-Strategie

Outsourcing von IT bedeutet oft Veränderung für das gesamte Unternehmen: Anwender bekommen neue Hardware, müssen "anonyme" Help-Desks anrufen, und IT-Mitarbeiter gehen teilweise zum IT-Outsourcing-Partner über. Veränderungen lösen in Unternehmen naturgemäß Verunsicherung aus, die sich zu Beginn eines IT-Outsourcing-Projekts oft in Unzufriedenheit mit dem neuen Dienstleister äußert.

Der Trend zu IT-Outsourcing ist ungebrochen, aber viele Unternehmen sind unzufrieden mit dem Dienstleister. (2013: n = 86)
Foto: Horváth & Partners Research

Eine von Horváth & Partners Research durchgeführte Untersuchung zur IT-Outsourcing-Zufriedenheit zeigt, dass auch nach Abschluss der Transition und Bewältigung der Kinderkrankheiten etwa 50 Prozent der IT-Manager mit dem IT-Outsourcing-Provider nicht zufrieden sind, während lediglich knapp 50 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden sind. Sieht man sich die Ergebnisse der Untersuchung im Detail und bei vergleichbaren Unternehmen an, also solchen in derselben Branche, mit ähnlicher Unternehmensgröße und mit vergleichbaren Outsourcing-Ventures, zeigt die Umfrage ein vergleichbar großes Spektrum von Erfolg bis Misserfolg.

Der integrierte Ansatz beschreibt mit seinen sechs Steuerungsmechanismen die erforderlichen Prozesse für eine wirksame IT-Outsourcing-Steuerung.
Foto: EBS Business School, Horváth & Partners

Wenn ähnliche Unternehmen mit ähnlichen Deals und ähnlichen Providern teilweise erfolgreich sind, teilweise scheitern, liegt die Ursache weniger in der strategischen Make-Or-Buy-Entscheidung; sie liegt vielmehr beim auslagernden Unternehmen selbst und hängt von dessen Fähigkeit ab, eine IT-Outsourcing-Beziehung zu gestalten, aufzubauen und zu steuern. Viele Unternehmen sind mit der Steuerung ihrer IT-Outsourcing-Provider schlichtweg überfordert. Entsprechend ist der Aufbau adäquater Steuerungsprozesse und Fähigkeiten einer der wichtigsten Faktoren für den nachhaltigen Erfolg eines IT-Outsourcing-Projekts.

Die richtigen Steuerungsmechanismen implementieren

Der Bedarf nach einem integrierten Modell zur operativen IT-Outsourcing-Steuerung war Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt. Ergebnis des Projekts ist ein integrierter Ansatz zur Steuerung von IT-Outsourcing-Projekten, welcher auf Basis wissenschaftlicher Methoden entwickelt und evaluiert wurde.

Mit seinen sechs Steuerungsmechanismen beschreibt dieser Ansatz die für eine wirksame IT-Outsourcing-Steuerung relevanten Prozesse. Es dient damit IT-Managern zur Gestaltung von erfolgreichen IT-Outsourcing-Projekten.

Anforderungsmanagement und Vertragsmanagement

Der Ansatz sieht vor, in der parallel zur Transition aufzubauenden Retained Organization, folgende Steuerungsmechanismen zu implementieren:

Kommunikationsmanagement und Risikomanagement

Schnelles, unkompliziertes Arbeiten wird möglich, da nicht jede eigene Aktion dahingehend überprüft werden muss, ob sie Möglichkeiten für opportunistisches Handeln öffnet. Dafür ist das Kommunikationsmanagement prominent in der Retained Organization zu verankern und mit durchsetzungsstarken Mitarbeitern auszustatten, um eine Überbewertung der anderen eher "harten" Kontrollmechanismen zu vermeiden.

a. Strategische Risiken: Inwieweit kann die Auslagerung die Umsetzung der Unternehmens- und IT-Strategie negativ beeinflussen?

b. Operative Risiken: Inwieweit wird das Unternehmen durch den ausgelagerten IT-Service im Fall der Minderleistung beeinträchtigt?

c. Rechtliche Risiken: Werden alle rechtlichen und regulatorischen Anforderungen berücksichtigt?

d. Vertragliche Risiken: Inwieweit deckt der Vertrag die Anforderungen der Organisation ab und inwieweit lässt er Raum für opportunistisches Verhalten des Dienstleisters?

In der Praxis hat es sich bewährt, das Risikomanagement für Outsourcing möglichst als integrativen Teil der Gesamtsteuerung zu gestalten und nicht im unternehmensweiten Risikomanagement aufgehen zu lassen. Dabei sollte aber auf den Methoden des Unternehmens aufgebaut und an das übergreifende Risikomanagement berichtet werden.

Performance-Management und Serviceverbesserung

Schema F funktioniert nicht

Tobias Würz ist IT-Outsourcing-Experte bei Horváth & Partners.
Foto: Horváth & Partners

Bei der Implementierung der sechs vorgestellten Steuerungsmechanismen müssen die spezifischen Gegebenheiten des IT-Outsourcing-Projekts berücksichtigt werden, um eine effektive IT-Outsourcing-Steuerung aufzubauen. "Die Ziele und Rahmenbedingungen bei IT-Outsourcing-Projekten sind in der Regel sehr unterschiedlich, die reine Übernahme von Standardlösungen ist somit selten zielführend", unterstreicht Michael Gschwendtner, Leiter des Competence Centers CIO & Project Advisory bei Horváth & Partners.

Einen wichtigen Kontextfaktor stellt die IT-Strategie dar, insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigten Ziele des IT-Outsourcings. Eine IT-Auslagerung mit dem Ziel der Kostenreduktion ist demnach anders zu steuern als eine auf die Erhöhung der Servicequalität abzielende. Zweiter elementarer Kontextfaktor ist die Qualität des Vertrages - welche Steuerungshebel (Service Level, Benchmarking, Pönalen, Exit etc.) sind in welche Qualität vereinbart.

Ebenfalls berücksichtigt werden sollten Kritikalität, Veränderungsgeschwindigkeit und Standardisierungsgrad der betroffenen Prozesse und Technologien. Die Auslagerung wenig kritischer und stark standardisierter IT-Services bedarf in der Regel einer geringeren Steuerungsintensität als beispielsweise das Outsourcing strategisch wichtiger oder sich häufig verändernder Objekte.

Schließlich wirken verschiedene Beziehungsfaktoren wie Vertrauen zwischen Auftraggeber und Dienstleister, die räumliche Nähe beider Parteien sowie die Anzahl der verschiedenen IT-Outsourcing-Provider auf die Ausgestaltung der Steuerungsprozesse.

Die Erfahrungen in der Praxis haben vielfach gezeigt, dass der Erfolg eines IT-Outsourcing-Projekts nicht mit einer richtigen Make-or-Buy-Entscheidung, der Auswahl des geeigneten Dienstleister und Unterzeichnung eines Vertrages garantiert ist. Vielmehr ist für eine nachhaltig erfolgreiche Auslagerung eine integrierte und an die spezifischen Rahmenbedingungen ausgerichtete IT-Outsourcing-Steuerung erforderlich.

Nils Urbach ist Leiter des Competence Centers für Strategisches IT-Management an der EBS Business School, Tobias Würz ist IT-Outsourcing-Experte bei Horváth & Partners.