Konzentration

6 Tricks gegen digitale Ablenkung am Arbeitsplatz

13.02.2019 von Christiane Pütter
Alle zwölf Minuten gucken Menschen in ihr Smartphone. Darauf weist Julia Hobsbawm hin, Honorarprofessorin für Arbeitsplatzgesundheit an der Cass Business School in London. Sie gibt sechs Ratschläge für mehr Konzentration und weniger Ablenkung.
  • Julia Hobsbawm will keine Abkehr von digitalen Technologien, plädiert aber für Smartphone-freie Zeiten
  • Die Beraterin hält Menschen nicht für multitasking-fähig

Geht es nach Julia Hobsbawm, sollten Erwerbstätige ihren üblichen Neujahrsvorsätzen wie "mehr Sport" und "Abnehmen" einen weiteren hinzufügen: sich nicht mehr so stark durch Smartphone und Co ablenken zu lassen. Alle zwölf Minuten, so Hobsbawm, nehmen Menschen ihre Endgeräte zur Hand. Unter dem Titel "Overcoming digital distraction" gibt die Honorarprofessorin für Arbeitsplatzgesundheit an der Cass Business School in London sechs Tipps zur Steigerung der Konzentration.

Julia Hobsbawm berät in Sachen Gesundheit am Arbeitsplatz. Sie plädiert für Smartphone-freie Zeiten.
Foto: Julia Hobsbawm

Hobsbawm steigt mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Präsenz von IT ein. Zunächst standen Computer als Desktop-PCs noch im Raum. Dann begleiteten sie ihre Nutzer als Laptops in Cafés und andere Orte. Mittlerweile stecken sie in den Hosentaschen der Anwender. Hobsbawm geht davon aus, dass sich dieser "Nonstop Use" negativ auswirkt, und zwar auf Zeit, Energie und Kontrolle des Anwenders. Sie widerspricht der These, wonach Menschen multitasking-fähig seien.

Der Geist ist nun mal raus aus der Flasche

Auf dem Blog Strategy + Business, einem Management-Magazin von PwC-Tochtergesellschaften, stellt die Britin klar, dass sie sich nicht für eine "neo-luddistische" Technologie-Abkehr einsetzt (Ludditen waren englische Textilarbeiter, die Anfang des 19. Jahrhunderts Maschinen zerstörten, um gegen die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen zu kämpfen). Der Geist sei nun mal aus der Flasche, schreibt Hobsbawm. Sie ist auch als Beraterin tätig und hält sechs Ratschläge parat:

1. Das Smartphone weglegen und durch ein Dumbphone ergänzen

Es reicht, Anrufe empfangen und SMS an die wichtigsten Kontakte verschicken zu können. Wer mit einem Dumbphone nicht auskommt, kann sein Smartphone zusätzlich behalten, sollte es aber nicht in Reichweite liegen haben. Führungskräfte dürfen von ihren Mitarbeitern keine ständige Verfügbarkeit erwarten.

2. Sich auf Eins konzentrieren

Unter Berufung auf den Computerwissenschaftler Cal Newport fordert Hobsbawm eine Rückkehr zur Konzentration auf eine Aufgabe nach der anderen. Zwar seien die vielen kleinen Ablenkungen durch Smartphone und Co einzeln betrachtet nicht tragisch, aber in der Summe lenken sie zu stark vom Arbeiten ab.

9 Tipps gegen Stress
Treiben Sie Sport ...
... und ziehen Sie Yoga und weitere Meditationsübungen in Betracht. Diese Übungen sind die besten Mittel gegen Stress und tragen dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Ganz abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen dienen die Trainings auch dazu, den Stress besser zu managen.
Lernen Sie gut zu atmen
Obwohl wir natürlich seit unserer Geburt atmen, wissen die meisten von uns nicht, wie man richtig atmet. Viele atmen in einer oberflächlichen Art und Weise - besonders in stressbetonten oder unruhigen Zeiten. Tiefes Atmen durch den Bauch kann zur inneren Ruhe beitragen. Und es hilft, in unbequemen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Bringen Sie ihre Mitarbeiter an einen Tisch, um über jetzige schwere Zeiten zu sprechen
Wer sich die Zeit nimmt um darüber zu sprechen, wie die vielen Veränderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz die einzelnen Mitarbeiter bewegen, kann die Arbeitsmoral heben. Es ist ein Fehler zu glauben, Menschen seien nicht verängstigt und besorgt und der Arbeitsplatz sei davon nicht betroffen.
Fordern Sie zu positiven, lösungs-orientierten Antworten auf
Die Zeiten sind angespannt und schwierige Veränderungen in Organisationen sind die Regel. Daher sind Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit so wichtig. Heute ist es mehr als je zuvor entscheidend, eine positive Einstellung in der Belegschaft auszulösen. Stellen Sie Fragen, die zu Lösungen ermuntern wie "Was läuft heute gut, was sind unsere Stärken, wie möchten wir, dass dieses Unternehmen aussieht?"
Seien Sie mit den Gedanken und mit dem Herzen bei der Sache.
Leute arbeiten intensiver für das, woran sie glauben und was sie zur Schaffung beigetragen haben. Das ist ein entscheidender Punkt, der während einer tiefgreifenden Umgestaltung am Arbeitsplatz geprüft werden muss. Was das mögliche Ausmaß des Arbeitsplatz-Wandels betrifft, sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden.
Lernen Sie Ihre eigenen Gefühle zu erkennen
Bücher, Gruppen, Familie und enge Freunde sowie Trainer können wichtige Quellen sein, um sich den eigenen Gefühlen bewusster zu werden. Auch kann man dadurch leichter lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen, um sich über sein Verhalten im Klaren zu werden. Besonders sollte man darauf achten, wie man andere Menschen anspricht.
Geben Sie als Führungskraft ein gutes Beispiel
Was man tut oder lässt, hat direkten Einfluss darauf, was Mitarbeiter glauben, was akzeptabel ist. Seien Sie ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben von Bedeutung ist. Essen Sie mit anderen zu Mittag und motivieren Sie Kollegen dazu mitzukommen. Auch Spaß und Lachen am Arbeitsplatz sind erwünscht, da dies Stress reduzierende Faktoren sind.
Nehmen Sie sich Zeit für gute Nachrichten
Wer sich immer nur auf das Negative konzentriert, tut weder seiner Gesundheit noch seiner Denkweise einen Gefallen. Und seien wir ehrlich: Der Anteil an positiven und erbaulichen Geschichten in den Nachrichten fällt eindeutig spärlich aus. Es ist extrem wichtig, sich so gut wie möglich von jeglichem Trübsal abzukapseln und wieder mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. Dinge zu tun, die Spaß machen.
Halten Sie sich von überflüssigen Dingen frei
Konzentrieren Sie sich auf den Kern Ihrer Arbeit. Jetzt ist Zeit, mit den Mitarbeitern Prioritäten zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Projekte einen perfekten Lösungsansatz erfordern. Nicht jedes Projekt kann an oberster Stelle stehen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Brainstorming-Sitzungen wichtiger denn je.

3. Sich nicht von Überangeboten ablenken lassen

Hobsbawm schreibt, sie habe einmal mehr als zwei Stunden Zeit damit zugebracht, die Angebote verschiedener Fluglinien zu vergleichen. Sie sieht das als Beispiel für den sinnlosen Versuch, perfekte Entscheidungen zu treffen.

4. Zum Kugelschreiber greifen

Die Beraterin unterstützt die These, wonach Mitschreiben per Hand die Informationsverarbeitung im Hirn verbessert. Die ständige Nutzung von Smartphone und Laptop spart nur scheinbar Zeit.

5. Den Freitag zum "Face-to-Face"-Tag erkären

Der Casual Friday als Tag, an dem der Manager auf den Schlips verzichten darf, ist etabliert. Hobsbawm würde ihn gern zum "Face-to-Face"-Tag ausweiten: zur Besprechung treffen sich alle, statt auf eine Mail per Antwort-Button zu reagieren, trifft man den Kollegen in der Kaffeeküche.

6. Zurück zu den Wurzeln

Wie war es eigentlich vor der Smartphone-Zeit? Dieser Gedanke soll Menschen dazu inspirieren, jeden Tag Zeitspannen ohne mobile Endgeräte einzuplanen.