Mitarbeiterführung

7 Ratschläge für ein kreatives Betriebsklima

16.12.2009 von Christiane Pütter
Wer für die psychische und physische Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgt, ist als Unternehmer innovativer und erfolgreicher. Der Voith-Konzern und der Mittelständler GKM zeigen, was man machen kann.

Wanderschuhe an den Füßen, Rucksack auf dem Rücken und ein entspanntes Lächeln im Gesicht - so sehen sie aus, die Mathematiker, Statistiker und Mediziner der GKM Gesellschaft für Therapieforschung. Und nicht nur auf dem Betriebsausflug ins Tannheimer Tal. Der Mittelständler aus München, der für Kunden wie Bayer, Hexal/Sandoz und Pfizer Medizinprodukte testet, kultiviert ein "menschliches Führungskonzept". Mit messbarem Nutzen, wie zumindest die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) attestiert.

Die Baua führt GKM als ein Beispiel guten Betriebsklimas an. In dem Leitfaden "Create Health! Arbeit kreativ, gesund und erfolgreich gestalten" will die Bundesanstalt Unternehmen Ratschläge für mehr Effizienz geben.

Das Unternehmen GKM zeichnet sich laut Baua durch unterdurchschnittliche Fehlzeiten und eine minimale Fluktuationsrate aus. Das steigert das Vertrauen der Kunden, so dass heute 90 Prozent der Aufträge Folgeaufträge sind. GKM entwickle sich kontinuierlich nach oben.

GKM-Geschäftsführer Siegfried Hippe erreicht das durch drei Leitlinien:

1. Leitlinie "Menschliches Führungskonzept": Die Unternehmensführung zeigt "permanente unkomplizierte Bereitschaft" zu persönlichen Gesprächen. Wer private oder gesundheitliche Probleme hat, wird unterstützt. Ausreichend Personal sorgt dafür, dass niemand ständig zu lang oder zu viel arbeitet. Zudem wird das Zusammengehörigkeitsgefühl durch gemeinsames Feiern von Geburtstagen - auch während der Arbeitszeit - und durch eine Weihnachtsfeier gestärkt. Im jährlichen Jahresrückblick können sich die Mitarbeiter über Unternehmenserfolge sowie neue Pläne und Ziele informieren.

2. Leitlinie "Permanente Fortbildung": Die GKM-Mitarbeiter werden intern in fachspezifischen Fragen weitergebildet, extern in der eigenen Persönlichkeitsförderung. Außerdem bleiben sie durch interne Englischkurse in Sachen branchenspezifischer Terminologie auf dem neuesten Stand.

3. Leitlinie "Positive Arbeitsraumgestaltung": Die Arbeitstechnik ist modern, anwendungsfreundlich und geräuscharm. Die meisten Mitarbeiter sitzen in Einzelbüros, die sie nach eigenem Gusto gestalten. Pausen werden in einer gemeinsamen Cafeteria verbracht, Nikotin-Süchtige haben einen eigenen Raucherraum.

Soweit der vorbildhafte Mittelständler aus München. Die Bundesanstalt wartet mit einem weiteren Beispiel auf, der Voith AG aus dem schwäbischen Heidenheim. Der Maschinenbauer beschäftigt rund 40.000 Mitarbeiter an mehr als 270 Standorten.

Warum die Voith AG so innovativ ist

Die Baua gründet ihre Einschätzung von Voith als einem besonders innovativen Unternehmen auf rund 10.000 aktive Patente. Jährlich kommen etwa 400 hinzu.

Die Firmenleitung fördert die Kreativität ihrer Mitarbeiter durch folgende Maßnahmen:

1. Techniker werden auch künstlerisch ausgebildet: Wer sich bei Voith zum Mechaniker, Elektroniker und technischen Zeichner ausbilden lässt, blickt über den Tellerrand des Technikers hinaus. Denn die Ausbildung beinhaltet künstlerische Elemente wie zum Beispiel Malen und Modellieren. Zudem setzen sich die Azubis mit ästhetischen, kulturellen und soziokulturellen Fragen auseinander.

2. Wissens-Management und Kommunikation: Per Internet und Intranet sowie durch persönliche Treffen pflegt Voith die Kommunikation zwischen Mitarbeitern, Kunden und Forschern.

Kindertagesstätten und Hautkrebs-Screenings

3. Flexibles und familienfreundliches Arbeiten: Halbtagsstellen, Arbeiten von zuhause aus und Sabbaticals gehören zur Personalpolitik. Wer Nachwuchs hat, bringt ihn in der Voith Villa unter, der firmeneigenen Kindertagesstätte.

4. Gesundheits-Management: Wegen der Schweine-, Hühner- und sonstiger Grippen brauchen sich die Mitarbeiter bei Voith wohl wenig Sorgen zu machen, denn die Firma bietet kostenlose Impfungen an. Selbiges gilt für Rückenschulungen, Lauf-Trainings und Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchungen. Mitarbeiter können außerdem Blut spenden. Das schwäbische Unternehmen will offenbar Tabus brechen: Das Gesundheitsprogramm umfasst auch Hilfe und Prävention bei Alkoholismus. Vorgesetzte werden in solchen Fragen geschult.

Der Leitfaden "Create Health! Arbeit kreativ, gesund und erfolgreich gestalten" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) kann auf www.baua.de kostenlos heruntergeladen werden.