Fachkräftemangel

8 Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung

27.09.2011 von Werner Kurzlechner
Ein gutes Gehalt reicht längst nicht mehr, um Mitarbeiter zu binden. Das ZEW rät in einer Studie dazu, mit einem ganzen Bündel von Instrumenten zu arbeiten.
Hey Boss, ich brauch' mehr Geld: Das klingt nicht nur nach angestaubter Trucker-Romantik, sondern ist tatsächlich überholt. Wer Mitarbeiter binden will, braucht heute schon eine ausgefeiltere Strategie.
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Der sich verschärfende Fachkräftemangel – auch und insbesondere in der IT – treibt viele Unternehmen um. Gesucht wird vor diesem Hintergrund der Stein der Weisen, der vor allem eine Frage beantworten soll: Wie lassen sich gute Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen binden? Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim gibt in einer neuen Studie Auskunft darüber, worauf es beim betrieblichen Human Resource Management (HRM) ankommt.

Die Untersuchung des Zentrums ist nüchtern wissenschaftlich. Das heißt, dass es die einfache Lösung für ein gutes Gelingen der Mitarbeiterbindung darin nicht gibt – zumindest nicht die simple isolierte Maßnahme, die unbedingt unternommen werden muss. Die Tendenz geht eher in andere Richtung: HRM ist eine umfangreiche und ständige Herausforderung, die in vielen Dimensionen ernst genommen werden sollte. Erfolgreich sind laut ZEW insbesondere diejenigen Firmen, die ein breit gefächertes Bündel von Maßnahmen im Portfolio haben. Insofern widersprechen die Wissenschaftler Strategien, die beispielsweise allein auf den Faktor Geld oder auf flexible Arbeitszeiten setzen.

In jedem Fall kann das Zentrum in Anspruch nehmen, auf Basis einer soliden und verlässlichen Datenbasis geforscht zu haben. Und das nachhaltig: Grundlage der Untersuchung ist der bereits seit 2000 bestehende Datensatz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), in dem Informationen zu 9000 deutschen Unternehmen und 600.000 Arbeitnehmern geführt werden.

In einem ersten Schritt analysiert das ZEW, was genau die Firmen so alles unternehmen, um Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass sich sämtliche Maßnahmen einem von lediglich acht verschiedenen Bündeln zuordnen lassen. Am umfangreichsten sind die allgemeinen HR-Maßnahmen. Das Zentrum zählt davon 46, beispielsweise Weiterbildung und Gesundheitskurse.

Das Bündel Arbeitszeitflexibilisierung umfasst neun Maßnahmen, etwa flexible Arbeitszeit, Arbeitszeitkonten und Überstundenausgleich. Unter Mitarbeiterbeteiligung fallen sechs Maßnahmen, unter anderem Delegation von Verantwortung, Profit-Center und Gruppenarbeit. Elf Maßnahmen wie Altersteilzeit oder betriebliche Vereinbarungen zur Chancengleichheit lassen sich unter Diversity Management subsumieren. Etwas weniger facettenreich sind schließlich vier weitere Bündel: Recruiting (Zeitarbeit, Personalberatungen, Headhunter, Internet), Sabbaticals (allgemeine Verkürzung der Lebensarbeitszeit, Freistellung für Familienzeit oder Weiterbildung), E-Learning und private Weiterbildung.

Flexible Arbeitszeiten helfen, Mitarbeiter zu halten

„Es handelt sich bei den Unternehmensangaben demnach nicht um bloße Lippenbekenntnisse, sondern strategische Zielsetzungen werden konsequent verfolgt“, lautet ein erstes positives Fazit der Forscher. Ferner kommen sie aber zu dem Schluss, dass sich von den acht Maßnahmebündeln vier besonders auszahlen: allgemeine HR-Maßnahmen, Arbeitszeitflexibilisierung, Diversity Management und Mitarbeiterbeteiligung. „Diese Maßnahmenbündel senken signifikant die Wahrscheinlichkeit für Kündigungen von Mitarbeitern und deren Wechsel zu anderen Unternehmen“, heißt es weiter in der Studie. „Eine personalpolitische Schwerpunktsetzung in diesen Bereichen sorgt folglich für einen längeren Verbleib von Mitarbeitern im Unternehmen.“

Außerdem habe eine breite Bündelung grundlegender Maßnahmen einen größeren Einfluss als eher eng fokussierte Aktivitäten. Wie so oft gilt aber auch hier, dass jede Regel Ausnahmen kennt. Speziell in kleinen Unternehmen beobachten die Forscher auch negative Wirkungen von Diversity Management auf die Mitarbeiterbindung. Kleinere Unternehmen konzentrierten sich häufiger auf Maßnahmen für ältere Mitarbeiter, wie Gesundheitskurse und Altersteilzeit, so die Studie: „Die Maßnahmen zur Altersteilzeit sind es auch, die den negativen Effekt auf die Mitarbeiterbindung erklären.“

Das Fazit des ZEW lautet: „Um die Kündigungsraten zu senken und qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, scheint es vielversprechend, dass Unternehmen ihr HRM schwerpunktmäßig auf eine breite Palette grundlegender HR-Maßnahmen ausrichten.“

Die Studie „Die Bedeutung des Human Resource Managements für die Mitarbeiterbindung“ ist beim ZEW erhältlich.