Experton: Smartphone-Freiheit in Maßen

Absage an Bring Your Own

12.09.2012 von Werner Kurzlechner
Eine teilweise Liberalisierung der Endgeräte-Politik reicht laut Experton meist aus. So lasse sich Anwender-Wünschen ohne ausufernde Komplexität gerecht werden.

Die Experton Group rät bei der Konsumerisierung der IT zur goldenen Mitte. Weder die strikte Vorgabe von Standard-Endgeräten noch Bring Your Own Device (BYOD) sind nach Einschätzung von Analyst Wolfgang Schwab der Königsweg für das Gros der Unternehmen. Das geht aus einer von Experton veröffentlichten Analyse hervor.

Plädoyer für die goldene Mitte: Experton-Analyst Wolfgang Schwab.
Foto: Experton Group

Hinter den Bedenken der CIOs über die Consumerization steckten primär die Sorgen vor massiv steigender Komplexität, vor Sicherheitsherausforderungen und vor damit verbunden steigenden Betriebskosten im Client-Umfeld. Zugleich forderten die Nutzer mehr Freiheit für sich ein. Schwab ordnet in seiner Analyse fünf denkbare Antworten auf die Herausforderung Konsumerisierung in einem Diagramm an. Die x-Achse zeigt den Freiheitsgrad für die User an, die y-Achse die aus IT-Sicht zu bewältigende Komplexität.

Strikte Vorgabe von Standard-Endgeräten erweitern

Der einfachste Ansatz sei die strikte Vorgabe von Standard-Endgeräten, wie es in den meisten Unternehmen in den vergangenen Jahren üblich war. „Die Mitarbeiter werden mit mehr oder weniger geeigneten Geräten ausgestattet und haben bestenfalls die Auswahl aus zwei bis drei Modellen für Notebooks oder Desktops und in der Regel ein Mobiltelefon oder ein Smartphone“, so Schwab.

Dieses strikte Modell könne relativ einfach erweitert werden, indem die Liste der möglichen Endgeräte erweitert wird. Dadurch steige der Freiheitsgrad der Mitarbeiter leicht an, ebenso die Komplexität für die IT-Abteilungen. „Der große Befreiungsschlag ist dies aber letztlich nicht“, argwöhnt Schwab.

Die Freigabe bei Tablets und Smartphones als nächster Schritt bringe deutliche Vorteile bei den Mitarbeitern, erhöhe aber die Komplexität innerhalb der IT-Abteilungen deutlich. „Um dieses Modell sicher betreiben zu können sind Investitionen in Mobile-Device-Management-Lösungen und entsprechende Back-Office-Systeme beziehungsweise die Beauftragung eines entsprechenden Dienstleisters notwendig“, analysiert Experton. „In vielen Fällen ist dieser Ansatz aber völlig ausreichend, um die Wünsche der Mitarbeiter nachhaltig zu erfüllen.“

Totale Kontrolle nicht haltbar

Der vierte Ansatz wäre die völlige Freigabe aller Endgeräte, wobei die Endgeräte nach wie vor das Unternehmen beschafft und betreibt. „Dieses Modell stellt für die IT-Abteilungen nur noch einen kleinen Komplexitätszuwachs dar“, so Schwab. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit, Apple-Notebooks und -Desktops zu beschaffen und zu betreiben.

Demgegenüber würde BYOD nach Einschätzung des Analysten für die Mitarbeiter keine zusätzlichen Freiheitsgrade bringen, aber die IT-Abteilung zum Umgang mit persönlichen Daten auf den Geräten zwingen. Hinzu kämen rechtliche und steuerliche Schwierigkeiten.

Aus Experton-Sicht ist BYOD vor diesem Hintergrund nicht ratsam. Das gilt aber ebenso für den traditionellen Ansatz. „Der strikte Standard-Endgeräte-Ansatz wird sich in den kommenden Monaten kaum halten lassen“, urteilt Schwab.

Zumeist reiche es aus, den strikten Endgeräte-Ansatz mit einer freieren Politik bei Smartphones und Tablets zu kombinieren. „In einigen wenigen Fällen kann die Freigabe aller Endgeräte sinnvoll sein“, ergänzt Schwab. „Um den Grad der Freigabe festzulegen, sollten IT-Verantwortliche nach dem konkreten Bedarf in den Fachabteilungen suchen und insbesondere mit den Fachabteilungsführungskräften sprechen.“