4 Wege der Infiltration

Accenture: Privat-IT zulassen und managen

16.03.2012 von Kolja Kröger
Nicht aufhalten lassen sich private Smartphones und Laptops im Business-Einsatz. Im Kampf gegen die IT-Anarchie rät Accenture zu einer gezielten Einbindung.
Toll, so ein Foto-Smartphone in der Freizeit. Private iPhones helfen aber auch dem Business weiter, meint Accenture.
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Weit fortgeschritten ist in Deutschland mittlerweile die Verbreitung von Privat-IT am Arbeitsplatz. Laut einer aktuellen Accenture-Studie verrichten 67 Prozent der Angestellten bereits berufliche Aufgaben auf privaten Geräten. 56 Prozent greifen dafür auf ihren Desktop-PC zurück, drei Prozent weniger nutzen ihren eigenen Laptop. Seine Smartphones nutzt gut ein Drittel auch geschäftlich, während es bei den Tablets nur acht Prozent sind.

Diese Verteilung spiegelt nicht nur die Verbreitung der verschiedenen Consumer-Geräte in Haushalten wieder (viele PCs, wenige Tablets). Die Accenture-Ergebnisse lassen sich auch in Richtung einer immer stärkeren Vermischung von Privat- und Berufsleben deuten. Die wenigsten der Befragten werden ihre Desktop-Computer mit ins Büro schleppen, sondern eben daheim die beruflichen Aufgaben erledigen.

Work-Life-Balance verschiebt sich durch Consumerization

Vor allem private PCs und Laptops werden für berufliche Aufgaben genutzt.
Foto: Accenture

Das sollten CIOs und Führungskräfte aus den Fachabteilungen beherzigen, wenn es beispielweise um die private Nutzung von Facebook am Arbeitsplatz geht. Produktivitätsverlust im Büro ist nur die eine Seite der Gleichung. Wie kürzlich berichtet, verbringen deutsche Arbeitnehmer laut einer Erhebung 2,5 Stunden pro Woche privat auf Facebook und verursachen damit 26,8 Milliarden Euro Schaden.

Auf der anderen Seite generieren sie in der Freizeit auch Einnahmen für den Arbeitgeber: Laut Accenture kommunizieren 18 Prozent der befragten über soziale Netzwerke mit Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern. Knapp ein Drittel hat schon einmal ein Webmail-Konto beruflich genutzt, und etwa jeder fünfte nutzte ein Instant-Messaging-Programm wie MSN für den beruflichen Austausch.

Unternehmen müssen nach Ansicht von Accenture einen Weg finden, um Privat-IT in die eigene Architektur einzubinden. Das fange damit an, die Liste der zulässigen Smartphones zu erweitern und so den Angestellten Wahlmöglichkeiten einzuräumen. Auch eine finanzielle Beteiligung des Arbeitsgebers an den Anschaffungs- und Betriebskosten sei sinnvoll - etwa, wenn es darum gehe, Fachkräfte ins Unternehmen zu locken.

Die 4 Schritte der Consumerization

In diesen vier Schritten vollzieht sich nach Accenture-Erkenntnissen in der Regel die Infiltration von Privat-IT:

  1. Firmen-Mails auf dem privaten Smartphone: 22 Prozent der angestellten weltweit nutzen bereits regelmäßig ihr eigenes Handy, um auf berufliche Mails zuzugreifen. Die Einrichtung ist heute mit wenigen Klicks auf dem Exchange-Server möglich.

  2. ERP-Zugriff aus dem Netz: Auf Business-Apps wie ERP greifen bereits 14 Prozent der Angestellten von Consumer-Geräten zu. Dies ist möglich, wenn das Unternehmen den Zugriff auf ihr Back-End über den Browser ermöglicht.

  3. App-Wildwuchs auf Firmen-PCs: Etwa ein Viertel nutzt Apps aus dem Netz oder verbringt Zeit im Netz, um nach Programmen zu suchen, die die eigene Arbeit effektiver macht. Oft ist das leichter als den Zugriff auf Firmen-Apps durch die eigene IT-Abteilung zu bekommen.

  4. Mitarbeiter werden innovativer: Es hilft, meint Accenture, Consumerization zuzulassen, um die Innovationskraft der Mitarbeiter nicht zu bremsen. Denn 24 Prozent gaben in der Umfrage an, bereits mit eigenen technischen Lösungen berufliche Herausforderungen bewältigt zu haben. Wie der US-Marine-Pilot, der anstatt mit einem Ordner voller Afghanistan-Karten herumzulaufen sich diese auf sein iPad lud. Andere Piloten, sogar aus kommerziellen Airlines wie United, taten es ihm bald nach - aber sicher nicht mit Afghanistan-Karten.

Für die Accenture-Studie "The Genie Is Out of the Bottle: Managing the Infiltration of Consumer IT Into the Workforce" wurden 4000 Angestellte von Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiter befragt, 250 davon in Deutschland.