Aktuell von den Hamburger IT-Strategietagen 2009

Airbus-CIO Guus Dekkers: Kernprozesse verstehen - Technologie ist irrelevant

12.02.2009 von Riem Sarsam
Guus Dekkers stellte in Hamburg seine Sicht auf die Beziehung zwischen IT und Business klar. Er verhehlte nicht, dass er von der Notwendigkeit zu harmonisieren und standardisieren überzeugt ist. Doch gerade bei Airbus, wo Dekkers seit vergangenem Jahr die IT-Verantwortung trägt, gibt es noch eine Reihe von Prozessen, die eine maßgeschneiderte Unterstützung benötigen.
Redet Klartext auf den Hamburger IT-Strategietagen, Airbus-CIO Guus Dekkers.
Foto: Joachim Wendler

Flugzeuge bauen ist kein Massengeschäft, pro Jahr sind es einige hundert Maschinen, die die Werke von Airbus verlassen. "Da muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Dekkers. Er ist seit wenigen Monaten CIO bei Airbus und außerdem seit Beginn dieses Jahres Corporate CIO von EADS. Und das ist nur eine Herausforderung, die für Airbus spezifisch ist.

Die langen Entwicklungszeiten eines Flugzeugs, dessen noch längere Lebenszeit und nicht zuletzt die Dokumentation über jeden Handgriff, der getan wird. Trotz der großenteils sehr spezifischen Herausforderungen, denen Airbus sich stellen muss, ist Dekkers ein klarer Verfechter von Harmonisierung und Standardisierung. "Nur dann können Sie effizient arbeiten", ist er überzeugt.

Anderseits: "Nur dann haben Sie auch die Mittel übrig, um in bestimmten Bereichen spezielle Lösungen zu entwickeln", sagt der Airbus-CIO. Hieraus erwächst seiner Meinung nach die Möglichkeit, gegen den Wettbewerb zu bestehen.

Beispiel: Wenn jedes Unternehmen dieselbe Technologie einsetzen würde, wären alle gleich gut. Mit kleinen Unterschieden vielleicht, "aber eine wirkliche Differenzierung ist damit nicht möglich“, so Dekkers. Insofern ist Technologie zunächst nicht relevant.

Guus Dekkers redet Klartext

Wichtigste Voraussetzung - und das wurde er nicht müde zu betonen - ist, die Kernprozesse im Unternehmen zu verstehen: "Seien Sie sicher, dass Sie die Prozesse verstanden haben", sagt Dekkers. Sein Rat: Organisieren Sie die IT an den Schlüsselprozessen, versuchen Sie eine klare Abstimmung mit den Fachbereichen und stellen Sie sicher, dass sie hinreichend Prozess-Know-how in der IT haben.

Die besten Statements von den IT-Strategietagen
CIO Michael Kollig von Danone zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Alignment und Business sind absolut essenziell. Das ist eine schöne Bestätigung dessen, was wir bei Danone auch machen. Beeindruckt hat mich die Komplexität, die der Airbus-CIO verwalten und gestalten muss." Michael Kollig zum Vortrag von BMW-CIO Karl-Erich Probst: "Der Vortrag war nah dran an unserer Realität bei Danone: Beide Unternehmen sind ähnlich dezentral aufgestellt. BMW und Danone müssen den Spagat machen zwischen Globalisierung und Effizienz sowie den verschiedenen Anforderungen in den lokalen Märkten."
Thomas Siekmann, CIO RTL Shop zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Ich finde es gut, mit welchem Selbstbewusstsein der Referent davon ausgeht, dass wir als CIOs zum Überwinden der Krise beitragen können. Das ist auch mein Motto: Nicht vom Gejammere anstecken lassen!"
Christoph Heiss, CIO Monier zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Die IT hat das Potenzial, die Unternehmen voranzubringen - und wird in dieser Rolle auch zunehmend vom Business akzeptiert!"
CIO Karsten Vor von Honeywell Life Safety zum Vortrag von Airbus-CIO Guus Dekkers: "Prozessmanagement ist das Kernthema. Das ist nur der Enabler der Prozesse. Das muss man aber auch richtig nach außen kommunizieren und umsetzen."
Erich Ehbauer, CIO Apollo Optik, zum Vortrag von Stefanie Kemp: "Ich habe darüber gestaunt, wie sie mit der Internationalität ihres Unternehmens umgeht. Wenn ich mir das vorstelle, 530.000 freie Mitarbeiter in 60 Ländern - da bin ich doch froh, dass ich alle meine Nutzer kenne …"
Jürgen Thoma, CIO beim Rudolf Haufe Verlag über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "Als privater Bürger finde ich es beruhigend, wie sich die öffentliche Verwaltung modernisiert. Das schafft Vertrauen. Ich kann auch Häfners Aussage zustimmen, dass die Bundesregierung gut und schnell auf die Krise reagiert."
Karsten Häcker, Euroscript Deutschland, über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "Das Land Rheinland-Pfalz ist bei der Verwaltungsmodernisierung sicher Vorreiter. So rosig sieht es nicht überall aus. Dennoch: Das Thema IT ist in den Behörden angekommen und wir werden Schritt für Schritt Verbesserungen sehen."
Thomas Schultze, CIO der Navico GmbH, über den Vortrag von Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland Pfalz: "In einer Behörde zu arbeiten, hat bestimmt seine ganz eigenen Schwierigkeiten. Häfners Vertrauen in die Politik finde ich bewundernswert …. (lacht). Ich bin da eher skeptisch."
Redet Klartext auf den Hamburger IT-Strategietagen, Airbus-CIO Guus Dekkers: "Seien Sie sicher, dass Sie die Prozesse verstanden haben." Sein Rat: Organisieren Sie die IT an den Schlüsselprozessen, versuchen Sie eine klare Abstimmung mit den Fachbereichen und stellen Sie sicher, dass sie hinreichend Prozess-Know-how in der IT haben.
Stefanie Kemp, CIO von Vorwerk und Referentin auf den Hamburger IT-Strategietagen: "Wir sind der Prozess-Verständige, aber nicht der Treiber für Prozesse! Intern in der IT stellen wie uns die Frage: Wann werden wir gebeten, die komplette Geschäfts-Prozessverantwortung zu übernehmen?"
Jürgen Burger, CIO bei Hellmann Worldwide und Referent auf den Hamburger IT-Strategietagen: "Von all dem, was wir an Methoden eingeführt haben, haben wir nicht effektiv zum Fortgang der Firma beigetragen."
Rainer Janßen, CIO der Münchener Rück, fordert, die "eierlegende Wollmilchsau" vom Sockel zu stoßen. Diese könne für keinen CIO ein Vorbild sein. Die Branche soll ihre Minderwertigkeitskomplexe loswerden, so Janßen.
Referent auf den Hamburger IT-Strategietagen 2009, BMW-CIO Karl-Erich Probst. Ingrid Schirmer von der Universität Hamburg sagte zum Vortrag: "Die Frage ist doch: Wie sorgt man dafür, dass die gestaltende Kraft des CIO beim Vorstand ankommt? Brauchen IT-ler für die heutige Art der Zusammenarbeit eine andere Ausbildung?"