Arbeiten im Home Office

Angst vor Karriereknick und Isolation

14.02.2012 von Andrea König
Zwar würde jeder zweite Deutsche würde gern zuhause oder mobil arbeiten - wenn er denn dürfte. Doch haben Mitarbeiter auch starke Bedenken.

Jeder zweite Deutsche würde gern von zu Hause oder einem anderen Ort als seinem Büro aus arbeiten - wenn ihm sein Arbeitgeber dies möglich machen würde. Deutsche liegen mit diesem Wunsch sogar noch unter dem globalen Durchschnitt von 62 Prozent. Weniger beliebt sind Home Office und mobiles Arbeiten nur in Japan, Schweden (beide 38 Prozent), Großbritannien (40 Prozent), den USA (44 Prozent), Kanada (47 Prozent) und Australien (48 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt die vom Marktforschungsunternehmen Ipsos durchgeführte Global@dvisor Studie, für die 18.682 Personen aus 24 Ländern befragt wurden.

Jeder dritte regelmäßige Telearbeiter könnte sich gut vorstellen, so Vollzeit zu arbeiten.
Foto: obs/Vodafone D2 GmbH

Die Studieninitiatoren definieren Telearbeit als das Arbeiten von zu Hause oder einem anderen Ort abseits vom Büro via E-Mail, Telefon oder Videotelefonie. Viele Telearbeiter finden großen Gefallen an ihrer Arbeitsweise. Länderübergreifend kann sich jeder Dritte der regelmäßigen Telearbeiter gut vorstellen, dies Vollzeit zu tun, wenn der Arbeitgeber es anbieten würde. Regelmäßig arbeiten bereits 35 Prozent der Befragten abseits vom Büro. In Deutschland nutzen momentan nur 12 Prozent der Befragten die Möglichkeiten der Telearbeit.

Zu einem ganz anderen Ergebnis kamen die Studienautoren in Indien: 82 Prozent der Befragten arbeiten regelmäßig nicht im Büro, 32 Prozent sogar ausschließlich zuhause oder von unterwegs aus. Auch in Indonesien (71 Prozent), Mexiko (58 Prozent), Südafrika (56 Prozent) und der Türkei (56 Prozent) nutzen viele Befragte Telearbeit. Am niedrigsten ist der Anteil von mobil Arbeitenden in Ungarn, er liegt dort bei nur acht Prozent.

Umstritten: Produktivität

Telearbeit genießt auch unter den im Büro Arbeitenden keinen schlechten Ruf. Weltweit glauben knapp zwei Drittel der Befragten, dass Arbeitnehmer, die Telearbeit nutzen, produktiver sind als ihre Kollegen im Büro. In Deutschland schließen sich 62 Prozent der Studienteilnehmer dieser Meinung an. Doch es gibt auch Gegenstimmen: Denn 35 Prozent der Befragten weltweit stimmten der Aussage zu, dass Telearbeiter weniger hart arbeiten würden, weil sie niemand beaufsichtigt und sie abseits vom Büro vielen Ablenkungen ausgesetzt sind.

Die Mehrheit der Studienteilnehmer sieht drei große Vorteile von Telearbeit. Das vom Büro unabhängige Arbeiten verringert den Zeitaufwand und Stress, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Darüber hinaus ermöglicht es Eltern mit Kindern weiterzuarbeiten (beide 83 Prozent). Außerdem sind mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer davon überzeugt, dass sich durch das mobile Arbeiten die Work-Life-Balance verbessert (78 Prozent).

Karriereknick durch Telearbeit

Doch die Befragten sehen bei der Telearbeit auch Nachteile. Weltweit glauben 62 Prozent von ihnen, dass die Telearbeit den betroffenen Arbeitnehmern das Gefühl gibt, sozial isoliert zu sein, weil sie ihre Kollegen nicht jeden Tag persönlich sehen. In Deutschland nehmen dies immerhin 52 Prozent der Umfrageteilnehmer an. Darüber hinaus befürchten 56 Prozent der Befragten einen Karriereknick durch Telearbeit, da so die Chance auf eine Beförderung sinken könnte. 53 Prozent vermuten, dass die Telearbeit zu Streit in der Familie führen könnte, da die Trennung zwischen Arbeit und Privatleben aufweicht.

Diese Ergebnisse stammen aus einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Ipsos, die zwischen dem 7. und 20. Oktober 2011 in 24 Ländern im Auftrag von Thompson Reuters News Service durchgeführt wurde. Die teilnehmenden Länder waren Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Indonesien, Indien, Japan, Mexiko, Polen, Russland, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Spanien, Schweden, Türkei und die USA. Insgesamt wurden 18.682 Personen befragt.