Gartner räumt SaaS-Mythen auf

Anwender unzufrieden mit SaaS-Lösungen

13.08.2009 von Andreas Schaffry
Die Implementierung dauert zu lange, Service-Kosten sind zu hoch und die Lösungen lassen sich schlecht integrieren. Unternehmen schaffen teilweise die Anwendungen wieder ab.

Fast könnte man meinen, dass Software as a Service (SaaS) inzwischen Mainstream sei. Doch die Erfahrungen von Unternehmen zeigen, dass es nicht das vielgepriesene Patentrezept ist.

SaaS-Lösungen fliegen raus

58 Prozent der Unternehmen, die bereits SaaS-Lösungen einsetzen, wollen innerhalb der nächsten zwei Jahre keine neuen SaaS-Anwendungen einführen. Jeweils fünf Prozent gaben an, dass sie laufende SaaS-Projekte abbrechen oder deren Projektumfang deutlich verkleinern wollen. Der Grund: Viele Unternehmen, insbesondere Mittelständler, sind mit den eingesetzten SaaS-Lösungen nur bedingt zufrieden.

Gartner zum SaaS-Markt
Knapp zwei Drittel der Unternehmen wollen ihre vorhandene SaaS-Landschaft in den nächsten zwei Jahren entweder nicht weiter ausbauen oder die SaaS-Nutzung zurückfahren. Fünf Prozent wollen ganz auf SaaS verzichten.
Unternehmen, die SaaS-Lösung einsetzen, sind damit nur teilweise zufrieden. Gute Noten bekommen die Funktionen, die meist auf Geschäftsanforderungen passen, die Antwortzeiten des SaaS-Providers sowie die Stabilität und Performance. Kritisiert werden lange Implementierungsdauer, zu hohe Service-Kosten sowie häufige unvorhergesehene Ausgaben.
Unternehmen fordern, dass SaaS-Anwendungen den technischen Anforderungen entsprechen, eine hohe Sicherheit und Vertraulichkeit garantieren und leicht integrierbar sind.

Nur rund ein Drittel plant die Anschaffung von SaaS-Lösungen, in erster Linie um IT-Betriebskosten zu senken. Zu diesen Kernergebnissen kommt die Studie „Dataquest Insight: SaaS Adoption Trends in the U.S and the U.K.".

Anwender sind oft nicht zufrieden

Insgesamt sind die Firmen mit SaaS-Lösungen nur mäßig zufrieden. Auf einer Skala von eins bis sieben ermittelten die Marktforscher über alle Bereiche hinweg einen Durchschnittswert von 4,72. Die Zufriedenheit der Anwender wurde dabei anhand von 16 Kriterien untersucht. Dazu zählen unter anderem Aspekte wie Funktionalität, Antwortzeiten von Providern, Stabilität und Performance, Total Cost of Ownership (TCO), Einführungszeit sowie jährliche Kosten für den Service.

Einzeln betrachtet erreichte der Bereich Geschäftsfunktionalität mit 4,92 den höchsten Zufriedenheitswert, gefolgt von Antwortzeiten des Providers (4,91) sowie der Stabilität und Performance der Anwendungen (4,89).

Relativ unzufrieden waren die Befragten hingegen mit der Implementierungsdauer (4,57), den jährlichen Service-Kosten (4,55) sowie der Vorhersagbarkeit von zusätzlichen Kosten (4,54). Insgesamt sind US-Firmen im Durchschnitt zufriedener mit SaaS als Unternehmen in Großbritannien.

Drei Gründe für SaaS

Die Unternehmen wurden auch nach den aus ihrer Sicht drei wichtigsten Gründen befragt, die für eine SaaS-Einführung sprechen. Für 46 Prozent stand dabei die Erfüllung der technischen Anforderungen ganz oben. Für ein Drittel ist die Sicherheit und Vertraulichkeit am bedeutendsten.

Für jeweils 29 Prozent sind einfache Integration in die vorhandene Systemlandschaft sowie Geschäftsfunktionalitäten für bestimmte Geschäftsabläufe wichtig. Überraschend ist, dass der Nachweis von Referenz-Installationen, die Vertragsbedingungen sowie die finanzielle Stabilität des SaaS-Anbieters nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Service-Kosten zu hoch, Integration schlecht

Von den Unternehmen, die sich entscheiden vorhandene SaaS-Anwendungen abzuschalten, hatten 67 Prozent Schwierigkeiten bei der Integration. Die Hälfte kritisierte die hohen Service-Kosten für SaaS und ein Drittel die geringe Flexibilität der Anwendungen, etwa im Hinblick auf Prozessanpassungen. Den Marktforschern zufolge widersprechen diese Ergebnisse diametral der allgemeinen Einschätzung und dem Selbstbild der Anbieter, SaaS könne IT-Kosten senken oder sei problemlos integrierbar.

Umfrage in USA und Großbritannien

Für die Studie befragte Gartner insgesamt 333 Unternehmen, davon 238 aus den USA und 95 aus Großbritannien. In den USA wurden vor allem größere Firmen untersucht, in Großbritannien aufgrund der wirtschaftlichen Strukturen dagegen überwiegend mittelständische Betriebe.

39 Prozent der US-Firmen beschäftigen zwischen 1.000 und 4.999 Mitarbeitern, ein Drittel zwischen 5.000 und 9.999 und 28 Prozent mehr als 10.000. 57 Prozent der Betriebe in Großbritannien haben zwischen 500 und 4.999 Mitarbeiter, der Rest mehr als 5.000.