Apple Watch

Apple will den Computer am Handgelenk etablieren

10.09.2014
Mit seiner ersten Datenuhr stößt Apple nicht nur in eine neue Produktklasse vor. Es geht darum, einen Computer am Handgelenk fest im Alltag der Menschen zu etablieren. Konkurrenten gelang das bisher nicht.

Apple-Gründer Steve Jobs hatte eine bewährte Masche: Die spannendste Ankündigung einer Produkt-Präsentation hob er sich oft für den Schluss auf. "One more thing", eine Sache noch, hieß es dann. Fast drei Jahre nach Jobs' Tod ließ Konzernchef Tim Cook diese Tradition wieder aufleben, für den Sprung ins Geschäft mit Computeruhren. Cook machte klar, dass er mit der Apple Watch ein ambitioniertes Ziel verfolgt: Den Computer sinnvoll auf das Handgelenk zu bringen.

Computeruhren gibt es inzwischen viele auf dem Markt. Samsung preschte schon vor einem Jahr mit seiner ersten Smartwatch vor. Auf der IFA in Berlin zeigten die Südkoreaner schon die erste Version mit eingebautem Mobilfunk-Chip. Zudem gab es neue Modelle von LG, Sony, Motorola. Auf den ersten Blick bieten sie ähnliche Funktionen wie sie Apple verspricht: Telefonieren, Nachrichten diktieren, Fitness-Daten sammeln.

Der iPhone-Konzern will aber nach jahrelanger Entwicklungsarbeit mit einer durchdachten Bedienung und Liebe zu Detail punkten. Dabei wurden auch renommierte Designer klassischer Uhren zu Rate gezogen. Sie kamen zusammen mit Apples Designchef Jony Ive auf die verblüffend einfache Idee, die Krone der Uhr zum zentralen Bedienelement zu machen. Der Bildschirm der Uhr ist allerdings auch berührungsempfindlich und reagiert auf Tipp- und Streichbewegungen der Finger. Mit der neuartigen Bedienoberfläche wird klar: Das ist kein geschrumpftes iPhone, sondern ein ganz eigenständiges Gerät.

Bis zum Marktstart im kommenden Jahr wird sich auch zeigen, wie sehr es Apple und den Entwicklern von Apps wird, die Uhr zu einem sehr persönlichen Gerät zu machen. Die Demo eines kreativen Austauschs von Emoticons oder der Übertragung des eigenen Herzschlag von einer Watch zu anderen lässt einige innovative Anwendungen erwarten. Zu den deutschen Partner für die Apple Watch gehört BMW. Die Münchner übertragen wichtige Daten aus dem Auto ans Handgelenk oder zeigen dem Apple-Watch-Besitzer, wo er seinen Wagen geparkt hat.

In den Demos wurde aber auch schnell deutlich, dass die Apple-Ingenieure noch einige Hausaufgaben erledigen müssen. So machten Apple-Manager Kevin Lynch und seine Mitarbeiter keine Angaben zur Batterielaufzeit. Immerhin hieß es an einer Stelle, die Uhr könne über Nacht aufgeladen werden. Das heißt: Der Akku dürfte über den Tag halten - aber auch nicht viel länger?

Cook überließ die Vorstellung einzelner Produkte in den vergangenen Jahren seinen Top-Managern. Die Uhr kündigte er am Dienstag selbst an. Das Zeichen war klar: Es ist sein Baby - und er weiß, dass er an diesem Gerät als Jobs-Nachfolger bewertet werden wird.

Dem visionären Apple-Gründer Jobs gelang es, mit dem iPhone die Marschrichtung für das Smartphone-Geschäft vorzugeben und mit dem iPad der totgeglaubten Geräteklasse der Tablets neues Leben einzuhauchen. Computeruhren gibt es bereits viele auf dem Markt - aber im Alltag der Menschen sind sie bisher nicht angekommen. Das zu schaffen, wäre Cooks Meisterstück. (dpa/tc)