Stress und Hetze

Arbeitsalltag belastet auch junge Mitarbeiter

27.06.2012 von Andrea König
Die Studiendaten von unter 35-Jährigen hat der DGB hinsichtlich Arbeitszeiten, Arbeitsintensität sowie psychische und physische Belastungen analysiert.

Die Ergebnisse des aktuellen DGB-Index Gute Arbeit sind alarmierend: Die Mehrheit der Angestellten arbeitet gehetzt und muss mehr als früher leisten, auch in der Freizeit. Abschalten klappt bei vielen nicht mehr, verdeutlicht die DGB-Studie. Nun hat der Gewerkschaftsbund eine Sonderauswertung dieser Studie für die Beschäftigten unter 35 vorgenommen. Die Ergebnisse sind nicht weniger Besorgnis erregend.

Ein Großteil der Beschäftigten unter 35 hat in den vergangenen zwölf Monaten trotz einer Krankheit gearbeitet.
Foto: DGB

Gefragt wurde in der Studie unter anderem nach der Einkommenssituation, den Arbeitszeiten, der Arbeitsintensität und den psychischen und physischen Belastungen. Viele Beschäftigte unter 35 Jahren sind mit ihrem Einkommen unzufrieden. Fast die Hälfte (47 Prozent) beurteilt die eigene Einkommenssituation als negativ, das gilt vor allem für prekär Beschäftigte. Fast jeder vierte Befragte bezieht ein niedriges Einkommen unter 1500 Euro im Monat, etwa ein Drittel (37 Prozent) verdient mehr als 2000 Euro.

Unbefristet beschäftigt ist nur jeder zweite Umfrageteilnehmer. Damit befinden sich viele andere Beschäftigte unter 35 Jahren in Arbeitsverhältnissen, die ihnen kaum Planungssicherheit geben. Etwa ein Fünftel (21 Prozent) ist befristet beschäftigt, jeder Zehnte arbeitet in der Leiharbeit (vier Prozent) oder als Minijobber (sieben Prozent).

Arbeitsintensität gestiegen

Die Studienteilnehmer unter 35 Jahren berichten von einem gehetzten und gestressten Arbeitsalltag. 56 Prozent der Beschäftigten haben den Eindruck, dass in den letzten Jahren immer mehr in der gleichen Zeit geschafft werden muss. Bei den Angestellten jeden Alters waren es sogar 63 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Befragten unter 35 Jahren (70 Prozent) berichten in der Umfrage davon, regelmäßig Überstunden zu leisten. 41 Prozent leisten mehr als fünf Überstunden pro Woche, 19 Prozent sogar regelmäßig mehr als zehn Stunden.

Mehr als ein Drittel der Angestellten aller Altersklassen (34 Prozent) berichtet von Problemen, nach der Arbeit abzuschalten. 37 Prozent müssen auch zu Hause an Schwierigkeiten bei der Arbeit denken. Der Trend, die Arbeit gedanklich mit in den Feierabend zu nehmen, ist auch bei den jungen Beschäftigten zu beobachten. Jeder Dritte (34 Prozent) gibt an, zu Hause an Schwierigkeiten bei der Arbeit denken zu müssen. Mehr als einem Viertel der Beschäftigten (28 Prozent) fällt es schwer, nach der Arbeit abzuschalten. 16 Prozent der Befragten haben damit sogar im Urlaub Schwierigkeiten.

Krank zur Arbeit

Viele Beschäftigte unter 35 Jahren gehen zur Arbeit, obwohl sie sich aus gesundheitlichen Gründen auskurieren müssten. Insgesamt gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen sind. 48 Prozent haben dies sogar zwei oder mehrere Male getan.

Die Zahlen stammen aus einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit zur Situation der jungen Beschäftigten unter 35. Das Umfragezentrum Bonn (uzbonn) hat im Auftrag des DGB insgesamt 6083 abhängig Beschäftigte aus allen Branchen, Regionen und Betriebsgrößen zu ihren Arbeitsbedingungen befragt, davon waren 1.238 unter 35 Jahre alt. Fachlich begleitet wurde die Studie vom Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES). Der Begriff "Gute Arbeit" geht auf den englischen Begriff "Decent Work" zurück, der wörtlich so viel wie "menschenwürdige Arbeit" bedeutet.