Umsetzung kein reines IT-Problem

Basel-II-Umsetzungen im rechtsfreien Raum

01.04.2005 von Dorothea Friedrich
IT-Verantwortliche sollen Basel-II-Vorgaben möglichst schnell umsetzen. Dabei fehlt im im Augenblick noch der gesetzliche Rahmen. Für Finanzdienstleister reicht es nicht, formale Risiken ins Risiko-Management und die Kapital-Kalkulation einzubinden. Basel II verlangt vielmehr, dass Finanzinstitute umfassend ihre operationalen Risiken identifizieren, bewerten und berichten. Die Berater von Bearingpoint haben die Probleme bei der Umsetzung von Basel II in einem Weißbuch dokumentiert.

Entscheider in Management und IT können bei der Umsetzung von Basel-II-Vorgaben in sieben Fallen laufen. Die sind:

1. Auf den Regulierer zu warten, damit dieser detaillierte Leitlinien erarbeitet und einen Zeitplan für die Implementierung vorlegt.
2. Die Überschneidung von regulatorischen Initiativen nicht zu erkennen oder sie nicht in angemessener Weise zu berücksichtigen.
3. Die Verknüpfung zwischen Informationen, Technologie, Risiko-Management und Geschäft nicht zu schaffen.
4. Der Versuch, eine Basel II-Infrastruktur ohne Daten- und IT-Architekturplan aufzubauen.
5. Fehlender interner Support für eine reibungslose Implementierung in allen Bereichen.
6. Die durch Basel II bedingten Veränderungen der Unternehmenskultur zu unterschätzen.
7. Basel II nicht korrekt in die Fusions- und Aquisitionsstrategie des Finanzinstituts einzubinden.

Basel II ist kein IT-Problem

Die Verbindungen zwischen Risiko-, Kredit- und Finanzdaten zu kennen, ist ein kritischer Schritt bei der Entwicklung eines Zeitplans für Basel-II-Umsetzung. Einige Finanzistitute hoffen auf eine Art Wunderwaffe in Form eines Software-Pakets, einer technischen Lösung für die Daten- und Risiko-Management-Anforderungen von Basel II.

Basel II ist jedoch nach Ansicht der Autoren zunächst ein fundamentales betriebswirtschaftliches Problem, das sich nicht mit IT alleine lösen lässt.

Sie fordern daher, dass Finanzinstitute zunächst verstehen müssen, wie Informationen im betriebswirtschaftlichen Sinne verbunden sind, bevor sie eine IT-Lösung entwickeln. Die Autoren sind überzeugt, dass die Basel-II-Umsetzung – in welcher Form auch immer – eine bisher einmalige Sammlung und Bereitstellung von Daten in Bezug auf Umfang und Detailliertheit bedeutet.

Das führt zum Ruf nach einem Data Warehouse und der notwendigen IT-Architektur zur Erfüllung dieser Forderung. Dabei stellt sich für Manager und IT-Verantwortliche die Frage, warum es ein Data Warehouse sein muss. Denn noch sind Basel-II-Regulierungen im Fluss, noch muss geklärt werden, welche Informationen aktuell benötigt werden.

Verständigungsprobleme

Auch der Aufbau des Datenbestands für ein effektives Risiko-Management bereitet manchem Finanzinstitut Probleme. Denn verschiedene Abeilungen im Haus haben unterschiedliche Vorstellungen über die Behandlung von Schadensfällen und die dafür notwendigen Daten. Deshalb fordern die Autoren des Weißbuchs ein allgemeingültiges semantisches Rahmenwerk als Voraussetzung für konsistente Klassifikationen. Diese wiederum sind Voraussetzung für Datengenauigkeit auf allen Ebenen.

Daten klassifizieren und strukturieren

So wie Finanzinstitute auf den geschäftlichen Nutzen bei ihrem Umgang an Basel II achten, so sollten CIOs Sorgfalt bei der Entscheidung über die Erfassung und Verwaltung der notwendigen Daten walten lassen. Im Fokus muss stehen, welche Informationen notwendig sind, damit das Geschäft läuft, wer diese Informationen wann und in welcher Form benötigt.

Sind diese Fragen beantwortet, können Daten klassifiziert und strukturiert werden, so dass sie mit Basel-II-Anforderungen konform geht.

Interner Support

Interner Support ist eine wesentliche Voraussetzung für eine reibungslose Implementierung in allen Bereichen. Denn Risiko-Management wird traditionell immer noch mit Rechungsprüfung gleichgesetzt. Jede Organisationseinheit muss zu einer erfolgreichen Progamm-Implementierung beitragen. So hat ein unternehmensweiter von unten nach oben aufbauender Support entscheidende Bedeutung.

Basel II wird zu einer Verlagerung der Sichtweise von Risiken führen. "Risiko" kann nicht als etwas gesehen werden, dass nur einzelne Abteilungen betrifft, sondern das gesamte Unternehmen ist davon berührt. Deshalb ist die Entwicklung eines Rahmenwerks notwendig.

Basel II, so folgern die Autoren ist ein komplexes, unsicheres Unternehmen. IT ist wichtig für Basel II-Umsetzung, aber sie ist nicht die einzige Lösung. Es gilt, die Beziehungen zwischen Risiko-, Kredit- und Finanzdaten zu verstehen. Dann lässt sich IT sinnvoll für die Datengewinnung und das Daten-Management einsetzen. Damit wird Geschäftswert geschaffen.

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